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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Klaus Dosch am 22. Juli 2013
28021 Leser · 5 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Kalte Fusion validiert – Forschungsaufgabe für die BAM?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ich würde Ihnen gern eine Frage stellen.

am 23. Mai 2012 haben Sie auf eine Anfrage eines Herrn Schulz zur Kalten Fusion eines Nickel-62 Isotops mit Wasserstoff mitgeteilt, dass dieses aus physikalischen Gründen unmöglich ist.
Nunmehr wurde durch Wissenschaftler der Universitäten Uppsala und Bologna sowie des königlich schwedischen Instituts für Technologie eine unabhängige Validierung durchgeführt. (Link: http://arxiv.org/abs/1305.3913) Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass in dem von Dr. Rossi konstruierten Apparat eine Enegrieerzeugung stattfindet, für die es keine chemische Erklärung gibt.
Dr. Rossi bietet mittlerweile eine 1 MW - Anlage an, die mit einem COP von 6 betrieben wird, sie liefert also 6 mal mehr Energie, als in sie hineingesteckt wird.

Sollte diese Technologie nicht einer Validierung, beispielsweise durch die Bundesanstalt für Materialprüfung, unterzogen werden, um schlussendlich nachzuweisen, ob an dieser Technologie "etwas dran" ist oder sie risikofrei zu betreiben ist?

Die Kosten hierfür wären im Vergleich zu den Risiken, in Deutschland eine potenziell revolutionäre Technologie zu verschlafen, sicher sehr gering.
Die Aussage, diese Fusion sei wegen der Coulombschen Wirkungsbarriere physikalisch unmöglich, würde ich relativieren wollen: Letztlich ist unser Wissen eine Funktion der Zeit: Vor 500 Jahren war das anthropozentrische Weltbild gesicherte Wissenschaft, vor 100 Jahren war Alfred Wegener mit seiner Kontinentalverschiebung ein Spinner. Heute ist das Erste Beispiel widerlegt und das Zweite herrschende Lehrmeinung.
Über Ihre baldige Antwort würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Klaus Dosch

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 19. August 2013
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Dosch,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Zur Sicherung unserer Energieversorgung sind selbstverständlich alle neuen Energiequellen intensiv zu erforschen. Geeignete Forschungseinrichtungen verfolgen daher im Auftrag der Bundesregierung neue Entwicklungen, sofern sie wissenschaftlich sinnvoll sind. Dazu zählen auch die Beobachtungen zur kalten Fusion, die die Chemiker Martin Fleischmann und Stanley Pons 1989 beschrieben haben. Sie sind allerdings bisher nicht durch unabhängige Dritte bestätigt worden.

Auch kennen Forschungseinrichtungen und das Bundesforschungsministerium das von Ihnen angesprochene Experiment. Es ist bislang aber nur in einem Online-Portal dokumentiert. Dabei fand keine Begutachtung durch unabhängige Wissenschaftler statt. Der Artikel berichtet über eine Wärmeentwicklung, gibt aber keine Hinweise auf Fusionsreaktionen – zum Beispiel durch Messung der zu erwartenden Gammastrahlung. Vollständige Informationen über den Aufbau des Experiments und die Messergebnisse liegen nicht vor. Das wäre für eine Validierung, also für eine Reproduktion des Experiments, als erstem Schritt für eine wissenschaftliche Bestätigung notwendig.

Auch Rossi hat seine Ergebnisse bisher nicht offengelegt. Deshalb ist eine Überprüfung der Details nach den Maßstäben wissenschaftlicher Praxis nicht möglich. Die Bundesregierung sieht daher derzeit keine hinreichende Grundlage, um die Validierung des Demonstrationsversuchs mit öffentlichen Mitteln zu fördern.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (5)Schließen

  1. Autor Helmut Krüger
    am 22. Juli 2013
    1.

    Sehr geehrter Herr Dosch,

    sehr Vieles ist erst sehr verzögert zustande gekommen, weil da jemand bockbeinig agiert hat, weil das herrschenden Lehrmeinungen widersprochen hat oder gar Ideologien und festgefügten Grundsätzen und sehr Vieles ist auch zustande gekommen, was besser nicht zustande gekommen wäre. Für das Erste stehen sicherlich Kopernikus und Galilei, für das Zweite steht die Nutzung der Atomkraft.

    Ergebnisoffenheit, Unvorfestgelegtheit gegenüber allem, das ist alles und den anderen faktisch zum Maßstab zu erheben, dass "wenn nicht wir, es dann eben andere machten", das ist, pardon, nichts an Souveränität.

    Kurzum, ich selber würde immer nach dem Motto verfahren:
    Es KANN sein und da wissen wir leider heute zu wenig von den wirklichen und tatsächlichen Möglichkeiten, wer denn schon tatkräftig investiert hat, weshalb ein unaufhörlicher Streit drum tobt: Eine Möglichkeit ist dadurch eine Möglichkeit, dass sie möglich, nicht aber gemacht werden muss.

    Freundliche Grüße
    Helmut Krüger

  2. Autor Bernhard Lang
    am 29. Juli 2013
    2.

    Hallo Herr Dosch!

    Sie sollten ihren Artikel im Hinblick der Bezeichnung "kalte Fusion" entweder ändern, oder mit einem Hinweis erweitern.

    Dass eine Fusion ohne hohe Energie nicht möglich ist, ist in der Physik mehrfach bewiesen.
    Man geht inzwischen bei den von Andrea Rossi, und auch bei dem griechischen Unternehmen Defkalion GT gemachten Entdeckungen davon aus dass es sich um eine Art Kern-TRANSMUTATION handelt, nicht um Fusion!

    Interessante wissenschaftliche Lektüre sollten für jeden Interessenten die von Widom und Larsen veröffentlichte und peer reviewed Theorie "Ultra Low Momentum Neutron Catalyzed
    Nuclear Reactions on Metallic Hydride Surfaces" (PDF: http://arxiv.org/pdf/cond-mat/0505026.pdf) sein. Auch die NASA verfolgt diese Theorie.

    Dagegen bietet Yeong E. Kim (Department of Physics, Purdue University West Lafayette) eine Theorie die als Grundlage das Bose-Einstein-Kondensat nutzt.

    Es steht trotz allem noch jede Menge Forschung an um genauere Aussagen machen zu können.

    Gruß
    Bernhard Lang

  3. Autor Erhard Jakob
    am 04. August 2013
    3.

    Ich finde es großartig, dass Dr. Rossi das *Automobile* erfunden hat.
    Also eine Maschine, die mehr Energie erzeugt als sie verbraucht..
    Diesen Mann schlage ich natürlich für den Nobel-Preis vor.
    .
    Früher hätte man solche Leute auf den
    Scheiterhaufen gezerrt und verbrannt.
    .
    Ich erinnere hier nur an Giordano Bruno. Der hat auch behauptet,
    dass die Erde nicht starr im Mittelpunkt der Welt steht. Für
    diese "verrückte" These wurde er auf den Scheiter-
    haufen gezerrt und verbrannt.
    .
    Und auf dem Scheiterhaufen hat er den Leuten noch zugerufen:
    .
    *Und sie bewegt sich doch.*
    .
    Aber die Leute haben ihm nicht
    geglaubt und nur gelacht.
    .
    Ähnlich geht es mir heute. Ich rufe den Leuten zu:

    *Der Freistaat Sachsen hat 18 Jahre lang
    unrichtige Gerichtsprotokolle für
    richtig anerkannt!*
    .
    Doch die Leute glauben mir
    nicht und lachen nur.
    :

  4. Autor Erhard Jakob
    am 09. August 2013
    4.

    Gern hätte ich auch das Energieproblem
    der Welt mit einem *Auto-Mobile* gelöst.
    Leider war ein anderer schneller.
    .
    Zumal es mir dabei nicht nur um die Ehre und Würde
    und den Nobelpreis gegangen wäre. Es wäre mir
    natürlich auch um das Geld, welches mit dem
    Nobelpreis und der Erfindungen verbunden
    ist, gegangen.
    .
    Johann Wolfgang von Goethe:
    *Gut verloren, etwas verloren.
    Mußt schnell dich besinnen
    und neues gewinnen.
    Ehre verloren, viel verloren.
    Mußt Ruhm gewinnen, dann werden
    die Leute sich anders besinnen.
    Mut verloren, alles verloren.
    Dann wäre es besser
    nicht geboren.*

  5. Autor Gerhard Hunf
    am 09. August 2013
    5.

    Sehr geehrter Herr Dosch,

    neue Materialien machen die „Kalte Fusion“ – entgegen der Kanzleramtsaussage – auf einfache Weise möglich.

    Eine Theorie zur „Kalten Fusion“, sowie Wege diese in die Praxis umzusetzen, wurden bereits im Jahr 2001 im Kontext zum Patent DE 101 09 973 A1 aufgezeigt . Die Existenz der hierfür notwendigen RT-Supraleiters wurde darauf folgend mit den Arbeiten zum Patent DE 10 2008 047 334 B4 bewiesen.

    Patent-Theorie und WL-Theorie sind bis auf einen Punkt – der Energiebereitstellung von 0,78 MeV/H-Atom für den „e-Einfang „ – identisch. Hierzu kann die WL-Theorie im Gegensatz zur Patent-Theorie keine befriedigende Antwort liefern.

    Dennoch wird der WL-Theorie von verschiedenen Firmen und Organisationen u. a. NASA für weiterführende Arbeiten benutzt.

    Aus rechtlichen Gründen (Atomgesetz) ist in Deutschland einem Privatmann der Bau eines Demoreaktors – zur Durchführung der „Kalten Fusion“- versagt.

    Die mehrfache Bitte um staatliche Unterstützung in der Angelegenheit blieb den Antragstellern verwährt.

    So kam es, dass Demoreaktoren, z. B. von Leonardo Corp. (2012) und Defkalion (2013) unser Land trotz der guten Startposition, auf den Verliererplatz verweisen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hunf

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