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Abstimmungszeit beendet
Autor Bernd Brandl am 07. August 2013
11184 Leser · 6 Kommentare

Außenpolitik

Der Euro - Alternativlos?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

seitens der Politik wird gebetsmühlenartig wiederholt, dass Deutschland vom Euro profitiere. Zahlreiche Wirschaftsinstitute haben dies inzwischen widerlegt. Seit Einführung des Euro sind bspw. die deutschen Exporte in die Eurozone gesunken. Das Argument, eine Rückkehr zur DM würde wegen der damit verbundenen Aufwertung, die Exporte einbrechen lassen, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Die DM hat zahlreiche Aufwertungen erlebt und dennoch war Deutschland seit Mitte der fünfziger Jahre immer unter den Top Drei Exporteuren der Welt. Eine Wirtschaft, deren Exporte auf einer schwachen Währung basieren, kann zudem langfristig keinen Erfolg haben. Es werden dadurch im Gegenteil Innovation und Qualität, die Keimzellen des deutschen Wirtschaftserfolges, sogar noch behindert. Da glücklicher Weise auch viele Politiker dies inzwischen erkannt haben, wird der Euro immer häufiger als Friedensprojekt dargestellt. Die EU besteht jedoch aus 28 Staaten. 17 davon haben den Euro. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass der Frieden mit den anderen 11 Staaten bspw. mit Polen in Gefahr ist, nur weil wir dort mit Zloty bezahlen. Auch die Waren- und Arbeitnehmerfreizügigkeit, der Wegfall der Zollkontrollen und über neunzig Prozent der anderen Errungenschaften der EU haben nichts mit dem Euro zu tun. Ich frage Sie daher auch als Wissenschaftlerin, die logischen Argumenten zugänglich sein sollte: Warum wollen Sie um jeden Preis am Euro festhalten? Glauben Sie, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, den Süden auf Jahrzehnte mit vorprogrammierter Erfolglosigkeit (siehe bspw. Norditalien-Süditalien) zu subventionieren?

Ich freue mich auf Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Brandl

Kommentare (6)Schließen

  1. Autor Christian Adrion
    am 07. August 2013
    1.

    Der Euro hat den Sinn der Geldumverteilung. Was im Norden erarbeitet wird, soll im Süden ausgegeben werden. Das hat nichts mehr mit Marktwirtschaft zu tun, sondern ist Planwirtschaft reinsten Wassers. Das zwangsläufige Ende der Planwirtschaft ist allgemein bekannt.
    Der Euro diehnt nur dem Zweck, die Kassen der Profithaie zu füllen, dem kleinen Mann brachte er nichts, außer dass sein Lohn und sein Sparguthaben halbiert wurde und die Preise sich verdoppelten. Sollte er nun bei Zeit an Schwindsucht dahinsichen, weine ich ihm keine Träne hinterher. Es werden Sektkorken knallen!

  2. Autor Erhard Jakob
    am 07. August 2013
    2.

    Bernd und Christian,
    .
    ich sehe das ein wenig anders.
    .
    Nicht der >€uro< ist das Problem sondern das
    globale kapitalistische Welt-Finanz-System.
    .
    Der Kapitalismus basiert auf Wachstum.
    Gibt es kein Wachstum mehr - gilt:
    .
    *Wir bauen auf und reizen nieder,
    so haben wir Arbeit *Wachstum*
    immer wieder.
    .
    Die Welt ist mit teuren Waren (z. B. Autos)
    übersättigt. Trotzdem wollen die Auto-
    bauer jeden Tag weitere Autos
    dazu bauchen.
    .
    Der Krug geht so lange zum Brunnen bis
    er bricht. Im letzten Jahrhundert ist der
    Brunnen in Deutschland zweimal
    (1914 und 1939) gebrochen.
    .
    Ich habe große Sorge, dass er 2014
    und/der 2039 ein weiteres
    Mal bricht.

    Berthold Brecht:
    .
    *Dem Kapitalismus liegt der Krieg
    inne, wie der Wolke der Regen.*

  3. Autor Helmut Krüger
    am 07. August 2013
    3.

    Sehr geehrter Herr Brandl,

    Sie verweisen ja auf die Wissenschaftlichkeit und Wissenschaft besteht ja - als Annahme jedenfalls - u. a. auch auf der Logik.

    Es gibt positiv getroffene Aussagen, die in Gänze ihrer Aussage keineswegs umgedreht werden können und das ist gemünzt auf den Euro - gleich, wie wir jeweils zu ihm stehen - schon nicht unerheblich.

    Aus der Annahme, dass der Euro in der EU der 17 eine Friedenswährung sei, folgt deshalb keineswegs logisch zwingend, dass nicht der Nicht-Euro in den anderen 11 ggf. zu Krieg führe. Vielmehr ist darüber gar keine Aussage getroffen worden.

    Ich empfinde die Aussage eher von der Logik anders herum: Die Tatsache, dass zwischen den ersgenannten 17 so lange schon Frieden herrscht, hat sie schließlich nicht nur zu abgebauten Grenzen sondern auch zu einer gemeinsamen Währung finden lassen.

    Anders als Sie sehe ich das wesentliche Problem nicht im Euro, da wird ja nur der Sack geschlagen, wo der Esel gemeint ist, das Hauptproblem ist die immense Spekulation und die mittlerweile völlige Entkoppelung von Waren- und Geldströmen. Wer nach der 10. Flasche noch nach der 11., 15. oder gar 20. langt, dem ist das Etikett, was drauf steht, völlig egal.

    Dabei halten wir es tatsächlich in den Händen und ganz ernst, das hängt selbstverständlich auch mit der Wertschätzung zusammen. Vielfältig gestaltet ist die jeweilige bare Münze und nirgendwo habe ich Menschen so beherzt und so voller Freunde von Ausländern sprechen hören wie hier: Die Münzen mit ihren unterschiedlich gestalteten Motiven, je nach Herkunft. Der Schein ist hingegen überall gleich und verrät nichts über seinen Ursprung. Abstrakter noch das Buchgeld: Kein Motiv, nichts in den Händen und noch nicht einmal der Schein kann gewahrt weden.

    Wie es sich im aufsteigenden Verhältnis der Drei zueinander verhält, dessen herumirrender Sinn ist es.

  4. Autor Erhard Jakob
    am 08. August 2013
    4.

    Wenn die EU, bzw. der Euro, bzw. Deutschland zerbricht,
    dann werden ganz andere Sachen als
    die Sektkorken knallen!

    Dann brennt
    die Luft!

    Ich kann mich noch gut an die Sektkorken-Knallerei
    beim Zerbrechen der DDR erinnern.

    Vielen ist es danach nicht
    besser gegangen.

    Viele sind vom Regen in
    die Traufe gekommen.

  5. Autor Erhard Jakob
    am 08. August 2013
    5.

    Der Meinung von Helmut Krüger schließe
    ich mich uneingeschränkt an.
    .
    Es kommt nicht darauf an, was auf dem Geldschein
    (Mark, Euro, Dollar, Pfund usw.) steht. Sondern
    darauf, wer das Geld besitzt und
    wie es eingesetzt wird.
    .
    Früher galt:
    *Gemeinnutz geht
    vor Eigennutz.*
    .
    Das gilt schon lange
    nicht mehr!

  6. Autor Helmut Krüger
    am 08. August 2013
    6.

    Zur noch etwas leichteren Verständlichkeit will ich in meinen Text jeweils das Wort "Euro-" einfügen und zwei kleine Tippfehlerchen, die sich eingeschlichen haben, korrigieren:

    Also so: "...nirgendwo habe ich Menschen so beherzt und so voller Freude von Ausländern sprechen hören wie hier: Die Euro-Münzen mit ihren unterschiedlich gestalteten Motiven, je nach Herkunft. Der Euro-Schein ist hingegen überall gleich und verrät (bis auf die andere griechische Schrift) nichts über seinen Ursprung. Abstrakter noch das Buchgeld: Kein Motiv, nichts in den Händen und noch nicht einmal der Schein kann gewahrt werden."

    Das mag philosophisch herkommen oder lyrisch, ich selber glaube allerdings schon daran, dass Wertschätzung für etwas sich nicht abstrakt bildet, sondern genau in diesem Sinne der Handhabung und dessen, was wir mit unseren eigenen Augen sehen.

    Da kann ganz ernsthaft nur aufgrund eines 7-, 10- oder 12-stelligen "Zahlencodes", bloß weil ein Komma dazwischen ist, keine Wertschätzung existieren. Es bleibt eine abstrakte Phantasie und so viel Eselsbrücken, wie nötig wären, sich das genau und real vorzustellen, können gar nicht existieren.

    Nicht nur in Spanien ist da etwas an die Wand gelaufen, weil das Gefühl für Größen außerhalb dessen, was wir mit unseren eigenen Beinen bewegen können, nicht vorhanden war: 200 km/h?, 190 km/h?, 153 km/h?, na ja, irgendwie schon größer als 80.

    Wir müssen nicht einen Sack voller Münzen mit uns herumtragen, doch dass offenbar 90 % der Geldsummen aus abstraktem Buchgeld besteht, das per Internet von einem Kontinent zum anderen transferiert wird, was wäre das, als führe der da vorne mit 800 km/h?

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