Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor S. Bärisch-Müller am 16. September 2013
13344 Leser · 13 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Warum ist Leiharbeit billiger als "richtige" Arbeit?

Warum ist Leiharbeit für Unternehmen kostengünstiger als "richtige" Arbeit? Wenn ich etwas leihe, dann erhalte ich das Auto, das technische Gerät oder auch Geld als Wert an sich und zahle eine Leihgebühr obendrauf. Wäre es nicht logisch, dass bei einer ausgeliehenen Arbeitskraft die Arbeitskraft an sich (also der normale Lohn in der Firma) plus eine Leihgebühr fällig wären? Damit wäre Leiharbeit bei kurzfristiger Beschäftigung für Firmen praktisch und günstig, bei längerfristigem Bedarf wäre es günstiger, Personal direkt einzustellen.
Wie beim Auto: Niemand leiht sich normalerweise ein Auto, wenn er es über Monate und Jahre täglich braucht. Es wäre schlicht günstiger, es direkt zu kaufen. Wären Mietautos bei täglichem Gebrauch günstiger als ein eigenes Fahrzeug, würde niemand mehr Autos kaufen. Ist Leiharbeit günstiger als eine Direktanstellung … Na, Sie wissen schon.

Kommentare (13)Schließen

  1. Autor Hermi Martens
    am 21. September 2013
    1.

    ich kenne Jemanden, der war 7 Jahre bei einer Leiharbeitsfirma angestellt und die ganzen Jahre bei ein und demselben Auftragsgeber der Leihfirma beschäftigt. Um gesetzliche Bestimmungen zu umgehen wurden die Leiharbeiter nach einem Jahr in ein anderes Gebäude verlegt um dort die gewohnte Arbeit weiter zu verrichten. Nach 7 Jahren wurde der Auftrag gekündigt und alle Mitarbeiter bekamen die betriebsbedingte Kündigung.

    Der Auftragsgeber gründete eine Tochtergesellschaft, wo die Leiharbeiter sich für den gleichen Lohn - wie bei der Leiharbeitsfirma - bewerben konnte. Wenige wurden "übernommen", die Anderen wurden auf diesem Wege "entsorgt"/arbeitslos.

    Leiharbeiter sind günstiger, weil diese häufig auch mehr leisten und flexibler sind als die Stammbelegschaft. Alleine aus der Angst heraus, ihren Job zu verlieren und beim Jobcenter zu landen.

    Das Wort Leiharbeiter finde ich erschreckenend. Und den Vergleich mit Autos oder einem technischen Gerät erst recht. Wir reden hier von Menschen!

  2. Autor Helmut Krüger
    am 23. September 2013
    2.

    Manchmal hilft wohl auch UNmittelbare Konfrontation. Dass das erst einmal Sinnvolle der Leiharbeit, wo es nur kurzfristig und kurzzeitig zum Tragen kommt, ins Negative umgeschlagen ist und dass das zu einem billigen Herauskaufen aus der Stammbelegschaft geworden ist, das ist an der politischen Szenerie BISLANG offensichtlich vorbeigerauscht.

    Umso wichtiger ist eben jene persönliche Konfrontation, wie sie neulich geschah und umso wichtiger ist es, den Dingen sowohl verbal als auch inhaltlich auf den Grund zu gehen.

    Wie jemand mit seinem Eigenen umgeht, das ist recht unterschiedlich und da kennen wir die ganze Spannbreite, vom Hüten wie mit dem eigenen Augapfel bis hin zum nachlässigen Gebrauch bei Menschen, die sich ständig Neues kaufen. Der Umgang mit einem Geliehenen weist diese Spannbreite hingegen völlig zu recht nicht auf. Oder anders ausgedrückt: Wer mit dem Geliehenen weniger gut umgeht als wäre es sein Eigenes an anderer statt: Würden wir einem solchen Menschen wieder etwas leihen?

    Kurzum: Wieweit haben sich die Leihenden selbst diskreditiert genau durch ihre Praxis? Und wieweit wäre DIES es wert, es genau auch so benennen?

  3. Autor Steve Meyer
    am 02. Oktober 2013
    3.

    Man sieht bei dem Vergleich zwischen einem Fahrzeug und einem menschlichen Wesen, wie pervers doch eigentlich Leiharbeit ist.

    Außerdem wird keine Arbeit verliehen sondern der Arbeiter, schließlich verleiht die Leiharbeitsfirma keine Arbeit sondern Arbeiter.
    Ansonsten müsste man meinen das diese Firmen den Arbeitnehmern Arbeit leihen.
    So könnte man es ja vielleicht zunächst interpretieren, dass sie Arbeit uns verleihen, aber dass diese Firmen Arbeiter sammeln und diese dann verleihen zieht doch eher meine 1. Interpretation vor.

  4. Autor Ralf Schumann
    am 03. Oktober 2013
    4.

    Wenn die Politiker in dieser Hinsicht keinen Handlungsbedarf sehen, wird Leiharbeit die Zukunft aller Angestellten sein. Schon jetzt werden in einigen Berufsgruppen ausschliesslich Leiharbeiter eingestellt. "Sie sind zum Discountpreis zu haben und leicht zu entsorgen," sagte mir mal ein Arbeitgeber, dem ich über die Agentur für Arbeit einen Beschäftigungszuschuss angeboten hatte. Er lehnte ab, weil seine Lösung kostengünstiger und unbürokratischer war, denn die Leiharbeit kontrolliert kein Jobcenter. Leiharbeiter haben keine Lobby, nicht in der Wirtschaft und nicht in der Politik. Sie sind eben gut und günstig. Das gefällt allen, nur dem Leiharbeiter nicht, aber der macht das ja freiwillig oder warum hat er den Vertrag unterschrieben (das war nicht ernst gemeint!)

  5. Autor Johannes Emonts
    am 11. Oktober 2013
    5.

    Der Verfasser hat Recht, der Umgang mit Leiharbeit und auch mit Werkverträgen in unserem Land ist ein Skandal. Es ist unbedingt notwendig, dass die Bundesregierung, ganz gleich, aus welchen Parteien sie sich zusammensetzt, endlich Gegenmassnahmen ergreift.

  6. Autor Thomas Schaich Schaich
    am 12. Oktober 2013
    6.

    Ich würde empfehlen sich vor einer Frage vorher über die Sachlage im Internet zu informieren. Mir scheint hier herrscht viel Unwissen.
    Ein Leiharbeiter kostet eine Firma mehr als ein fest angestellter Mitarbeiter, in der Tat Lohn plus Leihgebühr.
    Eine Firma kauft sich mit Leiharbeitern nicht billigere Arbeitskräfte sondern Flexibilität für schlechte Zeiten in denen weniger Mitarbeiter benötigt werden um damit die Fixkosten an die Marktlage anzupassen.
    Ihr Autobeispiel: Ein Auto das ich nicht mehr benötige, oder dessen Unterhalt ich mir nicht mehr leisten kann, verkaufe ich morgen, von einem fest angestellten Mitarbeiter kann man sich in Deutschland nur sehr schwierig und mit hohem Aufwand trennen.

  7. Autor Silke Bärisch-Müller
    am 12. Oktober 2013
    7.

    Lieber Herr Schaich, wenn Sie recht haben, dass ein Leiharbeiter eine Firma mehr kostet, also ein fest angestellter Mitarbeiter, dann verstehe ich nicht, warum in manchen Firmen so sehr viele Leiharbeiter arbeiten und noch dazu über sehr lange Zeit. Das wäre ja ökonomischer Unfug, oder? Ich glaube nicht, dass jemand freiwillig teurer produziert als nötig. Noch weniger zu verstehen ist, das Leiharbeiter in der Regel deutlich niedriger Löhne als das feste Personal erhalten – vorausgesetzt Sie haben recht, das Leiharbeit teuerer sind als festes Personal ist. Dann müsste sich ja der Verleiher eine goldene Nase verdienen – bei der Marge!
    Was die Flexibiliät betrifft, gebe ich Ihnen gern recht. Aber wenn es die Hälfte des Gesamtpersonals betrifft, funktioniert ihr Argument nicht mehr so ganz. Das Autobeispiel hinkt auch ein bisschen: Es stimmt nur, denke ich, wenn Sie von einem oder wenigen Leiharbeiter ausgehen. (Na gut, Vergleiche hinken ja meistens.) Mal abgesehen davon, dass ein Auto ein Ding und ein Leiharbeiter ein Mensch ist …

  8. Autor Erhard Jakob
    am 13. Oktober 2013
    8.

    Arbeit = Ehre und Würde.
    .
    Der Staat sollte keinen Menschen
    nur einen einzigen Tag ohne
    Ehre und Würde lassen.
    .
    William Shakespeare:
    .
    *Ist meine Ehre hin-
    so ist mein Leben
    hin.*

  9. Autor Erhard Jakob
    am 14. Oktober 2013
    9.

    Im *Heuschrecken*Kapitalismus (lt. Münte)
    geht es doch nicht um Dinge oder um
    Menschen sondern um
    den Profit.

  10. Autor Erhard Jakob
    am 15. Oktober 2013
    10.

    In einem Unrechtsstaat werden die URTEILE IM NAMEN DES VOLKES
    auch nicht auf Grundlage von stichhaltigen Indizien und einer
    tragfähigen Beweislage verkündet. Sondern nach
    der Finanzlage der streitenden Parteien.

  11. Autor Sven Ebert
    am 15. Oktober 2013
    11.

    Leiharbeiter sind (zumindest beim Stundenlohn) wesentlich teurer für Unternehmen als Stammbelegschaft.

    Das Problem ist eher, dass die Leiharbeitsfirmen einen großen Batzen behalten und daher der Nettolohn der beim Leiharbeiter ankommt kleiner als beim Stammblegschafter ist.

    Der Grund dafür ist aber aus marktwirtschaftlicher Sicht klar: Ein Leiharbeiter bekommt auch Geld wenn er nicht ausgeliehen ist und zu Hause seine (mit Verlaub) Eier schaukelt. Zudem gibt es in vielen Berufen in denen Leiharbeiter angestellt sind ein Überangebot (ungelernt oder 0815-Ausbildung).
    Das klingt zwar fies und hart, aber so tickt die Welt.

  12. Autor Erhard Jakob
    am 16. Oktober 2013
    12.

    *Ohne Moos
    nix los!*
    .
    Bzw.
    .
    *Geld regiert
    die Welt.*

  13. Autor Erhard Jakob
    am 16. Oktober 2013
    13.

    "Leih"Arbeiter*, Arbeitslosigkeit, Arbeits-
    losengeld, Hartz4 - ja so tickt die Welt.
    .
    Im vorigen Jahrhundert wurde die Welt-
    Uhr zweimal (1914 und 1939)
    neu aufgezogen.

  14. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.