Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Gerhard Ackmann am 27. August 2014
13509 Leser · 14 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Abtreibung vermeiden

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen:
in Deutschland gibt es sehr viele Abteibungen, obwohl wir doch wegen der bekannten Demografie mehr Kinder sehr begrüssen würden. Warum macht der Staat nicht jeder Schwangeren, die abtreiben möchte, das Angebot, das Kind auch anonym zur Welt zu bringen und dann zur Adoption freizugeben oder sonstwie in staatliche Obhut zu nehmen? Das würden vielleicht viele Frauen einer unangenehmen Abtreibung vorziehen. Meinen Sie nicht auch?
Mit freundlichem Gruss
Gerhard Ackmann
Hamburg

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 29. September 2014
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Ackmann,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Für die Bundesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, dass sich schwangere Frauen und werdende Väter für ein Leben mit Kind entscheiden können. Es gehört zu den wichtigen Aufgaben des Staates, ungeborenes Leben zu schützen. Diesem Ziel ist auch die Schwangerschaftskonfliktberatung verpflichtet. Die medizinischen, sozialen und juristischen Informationen sollen Perspektiven für ein Leben mit Kind aufzeigen und Frauen zur Fortsetzung ihrer Schwangerschaft ermutigen.

Um Mutter und Kind noch besser zu schützen, gibt es seit dem 1. Mai 2014 das „Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt“. Für Schwangere in psychosozialen Konfliktlagen stellt der Bund zum einen ein deutschlandweites Hilfetelefon "Schwangere in Not" bereit. Es steht rund um die Uhr zur Verfügung, auch mehrsprachig.

Das zweite Element des Gesetzes ist die vertrauliche Geburt. Sie ermöglicht Frauen, ihr Kind unter einem Pseudonym zur Welt zu bringen – und das in einem Krankenhaus mit guter medizinischer Versorgung. Identität und Daten der Schwangeren werden beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben sicher aufbewahrt. Ob eine Mutter ihren Säugling zur Adoption freigeben will oder ihr Kind doch lieber behalten möchte, muss sie erst nach der Geburt entscheiden. Frauen, die aufgrund einer schweren Notlage für sich keine Möglichkeit sehen, ihr Kind normal zur Welt zu bringen und großzuziehen, erhalten damit eine echte Alternative.

Das Besondere an der vertraulichen Geburt ist, dass das Kind auf diese Weise nach frühestens 16 Jahren erfahren kann, wer seine leibliche Mutter ist. Die vertrauliche Geburt bewahrt damit das Recht des Kindes auf das Wissen um die eigene Herkunft. Hierbei handelt es sich um ein verfassungsmäßig abgesichertes Grundrecht. Nur wenn Leben, Gesundheit oder andere schwerwiegende Gründe vorliegen, kann die Mutter anonym bleiben, obwohl das Kind die Namensnennung beantragt. Würde der Staat von vornherein eine vollkommen anonyme Geburt anbieten, wäre das Recht des Kindes auf Wissen um die eigene Herkunft zu stark beeinträchtigt.

Weitere Informationen: www.geburt-vertraulich.de

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (14)Schließen

  1. Autor Jessika Brinkmann
    am 27. August 2014
    1.

    Das gibt es doch schon.

  2. Autor Erhard Jakob
    am 29. August 2014
    2.

    Ich meine vor allem, dass
    >Jessika< Recht hat.

  3. Autor Gerhard Ackmann
    Kommentar zu Kommentar 1 am 29. August 2014
    3.

    Ich glaube nicht, dass man den Frauen ein so weitgehendes Angebot macht.
    wenn doch, sollte mich das freuen.

  4. Autor Erhard Jakob
    am 29. August 2014
    4.

    Gerhard,
    so richtig, weiß ich nicht,
    was Sie meinen?

  5. Autor Helmut Krüger
    am 29. August 2014
    5.

    Zwei Gedanken bzw. Einschätzungen dazu:

    1. Die rechtliche Regelung und die Erlaubnis zur Abtreibung war ja seinerzeit eine Forderung der politischen Frauenbewegung. Ausgangspunkt war ja der Aufruf bzw. das Plakat "Mein Bauch gehört mir".

    Das war gewiss aus der seinerzeitigen Zeit heraus zu sehr Anti gedacht, Anti gegenüber der Zwangsaustragung und der Vorstellung der Frau als Gebärmaschine, wie es vor allem in der katholischen Amtskirche verbreitet war und teilweise iin ländlichen Gegenden immer noch ist.

    Nicht nur durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil, das die Fristenlösung verwarf und der Abtreibung engere Grenzen nach einer Indikation zog, auch die weitere Debatte führte zu einer anderen Sicht als derjenigen, dass das im Bauch Befindliche der Frau mehr ist als bloß ihr Eigentum. - Insofern eine Wiederhinwendung zum Christlichen, dass es ein Leben vor der Geburt gibt, auch wenn es noch nicht fertig ist.

    Aus der heutigen Zeit heraus würde niemand wohl mehr eine derartiiges Motto auflegen.

    2. Anders als die politischen Akteure, die das Selbstbestimmungsrecht der Frau betonten, gibt es schlichtweg blanke Not und auch blankes Unvermögen, mit einem "pllötzlich" enstanden menschlichen Leben umzugehen, weil Maßnahmen außer Acht blieben. Die erschüttenden Schlagzeilen über Kindstötungen sind ein extremes Zeichen davon. Babyklappen, in denen Babys abgelegt werden können und mehr und mehr anonyme Geburten sollen Auswege bieten. Dass Frauen - bloß aus dem Wissen der Existenz einer Babyklappe - ihr Kind dort ablegen, was sie sonst behalten und aufgezogen hätten, glaube ich eigentlich nicht. Beweisen kann ich meine Auffassung aber auch nicht. Dass Frauen aus größter empfundener Not den Weg zu Babyklappen finden, lässt sich allerdings auch nicht beweisen. Ich denke, dass sich beides ergänzt.

  6. Autor Erhard Jakob
    am 31. August 2014
    6.

    Das Angebot an die Frauen wurde doch schon
    vor langer Zeit gemacht. Allerdings haben
    viele Betroffene das Vertrauen zu den
    Mitmenschen verloren. Erst zum
    Partner dann zum Staat.

    Oder anders ausgedrückt.

    *Erst zu einem und
    dann zu allen!

  7. Autor Ralf Schumann
    am 01. September 2014
    7.

    Dieses Angebot macht nicht der Staat, sondern der Arzt oder die Hebamme. Selbst, wenn eine Frau ihr Kind nicht anonym bekommt, kann sie es ablehnen und zur Adoption freigeben.
    Müttern, die ihr Kind nicht wollen, ist die Demografie egal. Zunächst einmal ist sie Diejenige, die im Vordergrund steht.
    Wenn eine Schwangere vor mir sitzt, die das Kind nicht möchte, will sie es in der Regel sofort "loswerden" und nicht erst austragen. Ich mische mich hier niemals ein, denn das ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Ich frage vielmehr nach den Gründen und stelle immer wieder fest, dass es sich Schwangere mit der Entscheidung oft nicht leichtmachen und sich auch früh für einen Abbruch entscheiden.
    Häufige Gründe für einen Abbruch sind nicht selten Familienangehörige, die auf die Schwangere einwirken. In erster Linie der Vater und seine Eltern. Überforderte Mehrfachmütter fürchten von der Gesellschaft abgelehnt zu werden, weil sie fürchten als asozial bezeichnet zu werden oder nur schwer eine Mietwohnung zu finden. In letzter Zeit wir zunehmend die Bindungsangst angegeben, die ich persönlich als erschreckend finde. Väter haben nach der Geburt die gleichen Rechte am Kind wie die Mutter. Wird der werdende Vater schon während der Schwangerschaft als unangenehm oder belästigend empfunden, fällt sie schneller eine Entscheidung gegen das Kind.

  8. Autor Selma Goetz
    am 11. September 2014
    8.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es einige Frauen nutzen würden. Trotzdem ist es ein heikles und intimes Thema. Ein Kind auszutragen, bleibt eine Entscheidung der Frau. Diese Entscheidung ist schwer genug. Hinter jeder Entscheidung gegen das Kind steckt ein Schicksal und diese Frauen brauchen unsere Unterstützung. Vielleicht schauen wir auch mal auf die Paare ungewollter Kinderlosigkeit, die immer mehr werden. Sollte nicht auch mal das Adoptionsverfahren überprüft werden, damit Kinder hier aus Deutschland und in Deutschland ein zu Hause finden? Warum entscheiden sich viele fuer ein Kind aus dem Ausland? Weil das Adoptionsverfahren deutscher Kinder schwieriger ist?

  9. Autor Erhard Jakob
    am 12. September 2014
    9.

    Ich kann mich noch gut an einem Fall in Sachsen erinnern,
    als eine Frau ihr neu geborenes Kind getötet hat.
    .
    Eine mdr-Reporterin hat Passanten auf der Straße angesprochen
    und gefragt, was sie von dieser Sache bzw.
    von dieser die Frau halten?
    .
    In der Fragestellung war deutlich zu merken, dass sie gehofft
    hat, dass die Menschen diese Tat als ein skrupelloses
    und niederträchtiges Verbrechen empfinden und
    die Mörderin verabscheuen.
    .
    Eine Frau antwortete:
    .
    *Wie krank muss eine Gesellschaft sein, dass ein junge
    Frau und Mutter keinen anderen Ausweg mehr
    sieht und ihr Neugeborenes tötet?*
    .
    Es war sehr deutlich zu merken, dass diese Antwort
    der mdr - Reporterin nicht ins Konzept passte.
    Umso mehr habe ich mich gefreut, dass die
    Antwort trotzdem veröffentlicht wurde.
    .
    Es geht oft weniger um die in Not geratene Frau.
    Es geht oft mehr um die Mitmenschen, die diese
    Frau in diese Notsituation gebracht haben.
    .
    Aber von diesen Leuten
    wird nicht geredet.

  10. Autor Gerhard Ackmann
    am 16. September 2014
    10.

    Das Schlimmste gegenüber solcher Not ist die Geichgültigkeit bei uns. Hilfsangebote müßten systematisch organisiert werden frei von moralischer oder ideologischer Besserwisserei.
    Politiker haben meist nur die materielle Besserstellung der Menschen im Blick. Neben materieller Not gibt es auch noch die psychische Not, die zu wenig Ernst genommen wird.

  11. Autor Erhard Jakob
    am 16. September 2014
    11.

    Gerhard,
    ja, das sehe ich auch so.
    .
    In diesem Fall werden wohl die Politiker
    wenig ausrichten können. Oft liegt
    das Problem im innern von
    Mann und Frau.
    .
    Wenn ein Frau sich einen Mann verliebt,
    dann ist oft das Gehirn im A... .Sie
    liebt ihn und tut es aus Liebe.
    .
    Beim Mann ist es oft anders. Der Mann
    hat einen Sexualtrieb und ein "Jagd*-
    trieb. Wenn sich eine Frau in ihn
    verliebt, dann wird erst mal
    kräftig "geliebt."
    .
    Wenn er sie gehabt hat, dann sind erst
    einmal beide >Triebe< befriedigt und
    es geht zur Nächsten.
    .
    Wenn sie schwanger geworden ist, fällt die
    Frau doppelt in ein >schwarzes Loch<. Der
    geliebte Mann ist weg und das ungewollte
    und ungeliebte Kind kommt,
    .
    Viele Frauen können mit dieser Situation
    nur schwer oder gar nicht umgehen.
    .
    Wie wollen hier Politiker
    helfen?

  12. Autor Gerhard Ackmann
    am 17. September 2014
    12.

    Immerhin gibt es jetzt in der Hamburger U-Bahn vom Familienministerium Aufkleber mit dem Inhalt, das sich Schwangere anonym und vertraulich an bestimmte Stellen wenden können. So ist es richtig.

  13. Autor Erhard Jakob
    am 18. September 2014
    13.

    Wenn junge Frauen sich in einer psychisch sehr
    angespannten Notsituation befinden, werden
    sie wohl kaum die Aufkleber sehen.
    .
    Zumal allgemein die Stellen bekannt sind, wohin
    sich die Schwangeren anonym und
    vertraulich wenden können.

  14. Autor Erhard Jakob
    am 21. September 2014
    14.

    Ungewollte Schwangerschaften gibt
    es solange es Menschen gibt.
    .
    Schlimm ist es nur, wenn die Frauen
    mit dieser Sache allein gelassen
    werden.
    .
    Schließlich sind die Männer an
    der Situation genauso schuld.

  15. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.