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Abstimmungszeit beendet
Autor Nikola Jelovac am 19. März 2015
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Die Kanzlerin direkt

Besuch der kroatischen Präsidentin am 17.3.2015

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin!
Ich möchte als Kroate und Freund Deutschlands die Rede des Bundespräsidenten Gauck am 17.3.2015 beim Besuch der kroatischen Präsidentin kommentieren. Gute Beziehungen zu Deutschland und die Zukunft Europas sind mir ein besonderes Anliegen.
Die Rede klingt mehr wie ein Vortrag für einen Schüler, der alle Lektionen nicht gelernt hat, und nicht wie eine Förderung des Dialogs unter Staatsleuten auf der selben Augenhöhe. Aber das ist nicht überraschend: es handelt sich um eine Konstante der deutschen Politik gegenüber Kroatien und dem so genannten Westbalkan. Der Westbalkan ist eine geopolitische Erfindung der EU, die ihn im Dokument "Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess", den am 24. November 2000 der damalige Premierminister Racan unterzeichnete, offiziell eingeführt hat. Damit wurden Kroatien unter anderem unfaire Bedingungen verhängt, sich mit dem Aggressor zu versöhnen, um in die EU aufgenommen zu werden.
Was immer Sie darüber denken, Frau Bundeskanzlerin, sind Kroaten mit einer solchen EU nicht begeistert.
Man verwendet in der deutschen Außenpolitk den Termin "Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien", der für uns Kroaten inakzeptabel ist. Solange man dies in der deutschen Politik nicht ändert, wird es nicht möglich sein, einen gesunden Dialog, den Sie sich wünschen, zu führen und, was noch viel schlimmer ist, eine dauernde Stabilität und gerechte Koexistenz der Länder des ehemaligen Jugoslawiens zu erreichen. Glauben Sie etwa, dass man Frankreich im 1945 hätte auftragen sollen, sich für ein Dialog mit Deutschland einzusetzen, um eine Versöhnung und dauernden Frieden zu verwicklichen?

Mit Hochachtung
Dr. dr. med sc. Nikola Jelovac