Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Bianca Mörsch am 05. März 2015
9974 Leser · 11 Kommentare

Kultur, Gesellschaft und Medien

Wagner Festspiele: Warum gehen Sie dahin?

Sehr geehrte Frau Kanzlerin,

Ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen:

Im Musikuntericht sprechen wir gerade über Richard Wagner und dass er Anti-Semit war. Wir haben erfahren, dass sie zu den Wagner Festspielen gehen und nun möchte ich wissen: Warum? Weil Sie seine Musik mögen? Und denken Sie, dass man einen Künstler von seiner Kunst trennen kann?

Mit freundlichen Grüßen
Bianca Mörsch (Schülerin)

Kommentare (11)Schließen

  1. Autor Erhard Jakob
    am 06. März 2015
    1.

    Bianca,
    .
    Richard Wagner war ein Mensch mit dem Wissen seiner Zeit. Auch gab
    es damals schon die >Lügen-Presse<. Auch gab es damals
    schon (Presse)Leute, welche gegen die Juden waren.
    .
    Genauso, wie es heute Menschen gibt, welche gegen die Moslems sind.
    Trotzdem können es grundehrliche und grundaufrichtige Menschen sein.

    Heute werden vor allem auch Menschen, welche einer kommunis-
    tischen Ideolgie anhängen, von den Journalisten als böse
    und schlechte Menschen hingestellt.
    .
    Uns steht es heute einfach nicht zu Richard Wagner als einen
    schlechten und bösen Menschen einzuordnen. Wie du und
    deine heutigen Lehrer von den Menschen in 200 Jahren
    eingeschätz wird, weiß heute niemand.
    .
    Wagner hat wunderbare Musik geschaffen und somit
    Deutschland zu großer Anerkennung verholfen.
    .
    Das sollten wir uns von irgend welchen Grundschul-
    lehrern auch nicht kleinreden lassen.

  2. Autor Bianca Mörsch
    Kommentar zu Kommentar 1 am 09. März 2015
    2.

    Hallo Erhard Jakob,

    grundsätzlich stimme ich dir da zu. Jedoch geht es bei meiner Frage eigentlich nur um reine Neugier. Ich würde mir niemals anmaßen über einen Menschen zu Urteilen.

    Die Frage war eher so gemeint: Wir Deutschen stehen von den Siegermächten des 2. Weltkriegs immer noch unter Beobachtung und zum Teil verleugnen wir sogar unsere Geschichte und doch geht unsere Bundeskanzlerin zu Festspielen auf denen Musik eines Komponisten gespielt wird, der unter anderem dafür bekannt ist Anti-Semit zu sein. Warum?

  3. Autor Helmut Krüger
    am 11. März 2015
    3.

    Ich denke mal, die Schwierigkeit der Nichtunterscheidung zieht sich durch durch sämtliche Bereiche, ohne dass eine Lösung auf der Hand liegen würde. Allerdings wird eine gesellschaftliche Diskussion darüber gar nicht erst versucht, sondern nach kurzem Aufflammen abgewürgt:
    -
    Kann Richard Wagner, der großartige Musik geschaffen hat, in seinem Menschlichen ausgeblendet werden?
    Können Leni Riefenstein und kann Sergej Eisenstein auf das Bahnbrechende ihrer Filme reduziert werden oder ist es nicht wichtig, Triumph des Willens als Nazi-Propagandawerk mit einzubeziehen, den "Panzerkreuzer Potemikin", als Selbstbildnis der russischen Revolution auch imit der dort gezeigten pauschal antisemitischen Szene "Nieder mit den Juden!" entsprechend einzuschätzen?
    Können die heutigen Action-Filme, die eine bloße Aneinanderreihung bloßer Gewaltszenen, oftmals nicht nur aus der Beoachterposition, sondern weit mehr aus der Position des Täters und damit im Sinne der GewaltVERHERRLICHUNG einfach nur im Sinne des Technischen beurteilt werden?
    Kann Immanuel Kant, der große Philosoph, von seinen negativen Äußerunngen über Schwarze und wilden Menschen getrennt werden, für die das in seinen Augen selbstverständlich nicht gilt, ebenso wie die hervorragende Architektur überliefernden Griechen seinerzeit schon unterschieden, wer Demokratie verdient hat und wer angeblich nicht fähig dazu war?
    -
    Menschen nur in ihrer Zeit zu sehen, sieht sie nur als Spielball ihrer Zeit. Dann dürften sie ikonsequenterweise auch nicht geehrt werden für ihre Werke. Mensche sind m. E. immer IN ihrer Zeit und persönlcih auch wiederum ein Stückchen außerhalb ihrer Zeit. Zweites ist ihre persönliche Note und auch ihre Verantwortung. In ihren schöpferischen, einmaligen Werken und auch in oftmals Destruktivem. Auch Einstein,das Genie, war schlicht unfähig, ein Familienleben zu führen und kann nur als Rabenvater bezeichnet werden.
    -
    Groß sind solche Menschen durch spezifische Werke in sich selbst, finde ich, mit der Größe gegenüber den anderen sollten wir vorsichrtig sein.

  4. Autor Erhard Jakob
    am 12. März 2015
    4.

    Wir sollten hier auch an das "Schnackseln" von Thurn und Taxis,
    an das Herabwürdigen von *Rups*(Randfichten) und an die
    *Kanikelvermehrung der Katholken* (Papst) denken.

  5. Autor Chris Stamitz
    am 18. März 2015
    5.

    Wagner ist als Komponist international unbestritten. Der Antisemitismus Wagners war kein eliminatorischer sondern nur das übliche Dissen im Kulturbetrieb. Antikatholizismus, Antiprotestantismus, bei all dem macht die Dosis das Gift, wobei wir das heute natürlich nach den Katastrophen des 20. Jh ganz anders sehen müssen. Wir können an eine Person des 19. Jh keine retrospektiven Maßstäbe anlegen. Aus der Musik Wagners und seinen Werken spricht kein Antisemitismus. Es gibt darin viel Verstörendes, Inzucht etwa, Wagner ist ein Komponist der Romantik und der Moderne seiner Zeit. Das macht ihn so auf- und anregend.

  6. Autor Gabriele Klein
    am 22. März 2015
    6.

    ...das Freude am Schönen ist vom Ethischen schlußendlich nicht zu trennen.
    sicherlich, ich habe von von geachteten KÜnstlern gehört die waren Mörder oder solche die waren handfeste Antisemiten. Solche Kunst könnte ich niemals genießen und würde sie auch nicht an die Wand hängen oder aufs Grammophon legen, das Wissen um bestimmte Dinge verdirbt nun mal den Appetit.....

  7. Autor Gabriele Klein
    am 29. März 2015
    7.

    Sehr geehrte Frau Steffen, die Geschichte diesbezüglich habe ich sehr genau studiert und man musste damals nicht Antisemit sein um zu überleben. Ja, man musste nicht einmal Antisemit sein um Karriere zu machen. Allerdings war die Intelligenz, von der ich mehr erwarten würde die Gruppe die am allermeisten versagt hat. Ich empfehle Ihnen die damaligen Zeitungen die die Gebildeten lasen. Zuviel können Sie davon allerdings nicht kosten sonst müssen Sie um Ihre geistige Gesundheit fürchten..... Zum Vergleich gehen Sie anschließend in eine amerikanische Bücherei und lesen da was man so um diese Zeit in den USA schrieb sie werden kaum Vergleichbares finden.......
    Nochwas: Selbst wenn die Wahrheit damals "gefährlich" gewesen wäre, wie Sie behaupten gibt es da auch noch sowas wie die Zivilcourage, (also zumindest das Wort scheint ja noch vorhanden......). Also Unrecht sollten wir schon als solches erkennen und im Blick behalten damit anfreunden sollten wir uns nicht auch nicht um in den Genuß eines Festags- bzw. Ohrenschmaus zu gelangen..

  8. Autor Erhard Jakob
    am 30. März 2015
    8.

    Sehr geehrte Frau Klein,
    hier stelle ich mich voll und ganz auf die Seite von >Rosi<.
    .
    Heute Menschen zu kritisieren, welcher zu ihrer Zeit
    eine andere Weltanschauung hatten als wir heute,
    ist leicht.
    .
    Wenn ich 30 oder 40 Jahre früher geboren wäre,
    weiß ich auch nicht wie mein Leben
    verlaufen wäre.
    .
    Möglich, dass ich für >Führer, Volk und Vaterland<
    in Stalingrad gekämpft und erfroren oder
    verhungert wäre.
    .
    Möglich ist aber auch, dass mich die Nazis in Buchenwald
    als >Regime-Kritiker< verbrannt hätten.
    .
    Mein Halb-Bruder hat zumindest als Pilot für Deutschland
    gekämpft. Er wurde 1945 in der Tschechei vom Himmel
    geholt und 1947 in sibierischer Gefangenschaft
    gestorben..

  9. Autor Erhard Jakob
    am 01. April 2015
    9.

    Die >Wagner-Festspiele< waren doch schon
    vor dem 2. Weltkrieg und vor der >Angela
    Merkel-Zeit< ein kultureller Höhepunkt
    in Deutschland. Warum sollte man
    auf diesen Höhepunkt verzichten?

  10. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.