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Abstimmungszeit beendet
Autor Dagmar Kiderlen am 16. Juli 2015
9134 Leser · 6 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Deutschlands Ansehen in Europa in Gefahr

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Ich bin Deutsche, lebe seit 30 Jahren im Ausland und unterrichte Deutsch.
In diesen Jahren konnte ich beobachten, wie die Vergangenheit Deutschlands in Frankreich langsam aus dem Vordergrund gerückt ist, und freute mich, dass es möglich ist, meinen Schülern und Studenten Deutschland als weltoffenes, vorwärtsgewandtes, verantortungsvolles und konstruktives Land darzustellen.
Aber jetzt schwebt die hässliche Fratze des bösen Deutschen wieder über Europa.

Wie soll ich den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung als historisch positives Ereignis lehren, wenn sich herausstellt, dass die damit einhergehende Grösse und Stärke Deutschlands Europa letztlich zum Schaden gereicht?
Denn mit den Kapitulationsbedingungen (so muss man es doch nennen, oder ?), die Griechenland diese Woche gestellt wurden, ist die Idee Europas eindeutig tot.

Ich zeige den Schülern anhand des Versailler Vertrags, dass der Nazismus nicht vom Himmel gefallen ist, dass es übel ausgeht, wenn ein Land zu sehr erniedrigt wird. Und jetzt zeigt sich, dass ausgerechnet die deutsche Regierung nichts aus der Geschichte gelernt hat ?

Klar, dass Deutschland nicht X Milliarden Schulden « einfach so » erlassen kann. Klar aber auch, dass aus einer ruinierten Volkswirtschaft und einem gedemütigten Volk nichts Gutes erwachsen kann.

Meine konkrete Bitte an Sie : sorgen sie dafür, dass endlich VERNÜNFTIG und UNDOGMATISCH über den Euro nachgedacht wird. Es zeigt sich längst, dass diese Fehlkonstruktion so nicht funktionieren kann. Etliche Ökonomisten haben intelligente Konzepte vorgelegt, werden aber von den Entscheidungsträgern nie gehört.

Bringen Sie Ihren Finanzminister zur Vernunft, wenden Sie von Europa Schaden ab !

D.Kiderlen

Kommentare (6)Schließen

  1. Autor Norbert Stamm
    am 22. Juli 2015
    1.

    Vielleicht, Herr Dischinger, ist Deutschland ja der Geisterfahrer, der sein Wachstum mit Krediten an andere Volkswirtschaften finanziert? Damit kann man übel hereinfallen. Und das scheint uns nun bevorzustehen. Unbeliebt macht man sich, wenn man mit Macht die „Schulden“ partout einzutreiben versucht. Es entsteht dann nämlich der Eindruck, fortwährende Rekord-Exportüberschüsse, seien uns eine Fortsetzung des Krieges (konkret: der Weltkriege I + II) mit anderen Mitteln. Deshalb ist in den internationalen Medien von einem „Putsch“ (gegen die griechische Demokratie) und mit Blick auf Deutschland vom „Vierten Reich“ die Rede.

    Innerdeutsch gesehen ist es allerdings so, dass der Kern des Übels die neoliberalistische Ideologie ist: „Löhne runter, Profite rauf.“ Das gegen die deutschen Arbeitnehmer gerichtete Lohn-Dumping wurde durch die Exportorientierung unserer Volkswirtschaft auch gegen unsere Mitbewerber auf den internationalen Märkten wirksam. Früher wurde dann die DM aufgewertet und das glich den Wettbewerbsvorteil der deutschen Wirtschaft aus. Aber mit dem €URO, für den eine Lohnstückkosten-Steigerung von 2 % jährlich vorgesehen war, tritt dieser Effekt nicht mehr auf. Diese haben wir nicht eingehalten und sind somit an der Schieflage in der €URO-Zone mitschuldig.

  2. Autor Norbert Stamm
    am 22. Juli 2015
    2.

    Dann sollten nach dem Wirtschaftseinbruch durch die Finanzkrise unsere europäischen Partner dem deutschen Vorbild folgen; die Staaten, die sich durch die Bankenrettung hoch verschuldet hatten, sollten ihre Ausgaben senken. Dadurch brach die Wirtschaft in diesen Staaten zwangsläufig weiter ein. Die sogenannte „Spar“-Politik war zwar eine bittere Medizin, half aber nicht, sondern schadete nur noch mehr.

    Besser wäre eine antizyklische Wirtschaftspolitik gewesen: Mit Krediten finanzierte Staatsausgaben (möglichst für Investitionen in die Infrastruktur) kurbeln die Wirtschaft an. Auch die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau nimmt Kredite auf, wenn sie ein Haus bauen will, um in Zukunft die Miete zu sparen und so die Kredite zu tilgen. Zwar kann auch ein Staat sich nicht grenzenlos verschulden, aber er muss seine Schulden nie restlos tilgen, weil er nie in Rente geht. Immer werden Leute da sein, die arbeiten und gut verdienen, wenn die Infrastruktur des Landes erhalten und modernisiert und ausgebaut wurde.

  3. Autor Erhard Jakob
    am 23. Juli 2015
    3.

    Viele rechte *Deutsch-Nationalisten* sind der Ansicht, dass
    der Euro und auch die EU eine Fehlkonstruktion war/ist.
    Ich denke hier an Herrn Prof. Lucke, Frau Petry,
    Herrn Bosbach und viele andere mehr.
    .
    Sie lehnen weitere Kredite an Griechenland ab um den
    Zusammenbruch des Kapitalismus in Deutschland
    und Europa zuverhindern. Ich befürchte, das
    wird nicht klappen.

    Aber auch die Linken (z.B. Sahra Wagenknecht) lehnt
    weiter Kredite an Griechenland ab. Aber aus einem
    ganz anderen Grund. Sie hofft, dass dadurch
    der Kapitalismus in Deutschland und auch
    in der EU zusammenbricht. Dass der
    Kapitalismuss auf dem Sterbebett
    liegt ist offensichtlich.
    .
    Den Sozialismus in der DDR haben die Menschen
    mit brennenden Kerzen zu Grabe getragen.

    Wenn der Kapitalismus in der BRD stirbt,
    dann brennen keine Kerzen
    - dann brennt die Luft.

  4. Autor Carola Schöngut
    am 30. Juli 2015
    4.

    Liebe Frau Kiderlen,
    ich bin froh, dass es doch eine Menge Menschen gibt, die die Art und Weise der "Verhandlungen" mit Griechenland sehr kritisch betrachten. Geografisch liegt Deutschland in der Mitte Europas. Es wäre wünschenswert, wenn unsere Regierungsverantwortlichen diese Lage als Aufgabe verstehen würden, Brücken zu bauen anstatt starr in einer Konfrontation zu verharren. Es erscheint mir so ungerecht, dass Deutschland nach dem verheerenden 2. Weltkrieg und dem Holocaust sozusagen mit einem Schuldenerlass belohnt wurde und wir unser Wirtschaftswunder auch eben diesem Schuldenerlass danken. Heute sind wir reich und mächtig und zwingen die armen Länder, die eben keine boomende Exportwirtschaft haben, in die Knie.
    Ich würde mir wünschen, Ihr Brief würde auf Platz 1 vorrücken.

  5. Autor Erhard Jakob
    am 31. Juli 2015
    5.

    31.7. Noch 16 Tage und Platz 78 (Puntestand 26). Das sind natürlich
    sehr schlechte Voraussetzung um auf Platz 1 bzw. in die
    Topp-Drei zu kommen.

    Dagmar,
    Sie schreiben hier von einer *Fehlkonstruktion* und meinen
    sicher die EU und die "harten" Bedingungen gegen
    Griechenland.

    Doch hier geht es nicht um die EU und auch nicht
    um Griechenland sondern die Fehlkonstruktion.

    Sie wird vorallem von en extrem Linken und den
    extrem Rechten als Fehlkonstruktion bezeichnet.

    Die Etablierten bzw. Mittigen bezeichnen diese
    Konstruktion nicht als eine Fehlkonstruktion.

    Zum Wirtschaftswunder (Marshal-Plan).
    Die Siegermächte sind mit den Besiegten
    sehr unterschiedlich umgegangen.

    Die Sowjetunion hat aus ihrer Besatzungszone alles
    (Maschinen, Eisenbahnen uvam.) herausgeholt.
    Oder anders gesagt, sie hat die *Kuh* >Ost-
    deutschland< gemolken, wie sie
    nur konnten.

    Die Amis sind einen anderen Weg gegangen. Sie
    haben die *Kuh* >Westdeutschland< erst ein-
    mal kräftig gefüttert (Marshal-Plan um sie
    später kräftig melken zu können.

    Und das tun sie auch noch heut. Die meisten
    großen kleinen Betriebe sind in amerika-
    nischer *Finanz-Hand*.

    Nach dem Beitritt der DDR erstreckt sich diese
    Hand auch auf Ostdeutschland. Ich erinnere
    nur daran, dass fast der gesamte Woh-
    nungsbestand von Dresden in den
    Händen der Amis ist.

    Jetzt >nach 25 Jahren< laufen die Pachtver-
    träge für die Agrar-Betriebe in Ostdeut-
    schland aus und die Flächen werden
    meistbietend versteigert.

    In Kürze werden die landwirtschaftlichen
    Flächen von Ostdeutschland zum Groß-
    teil in amerikanischen Händen sein.

    Carola,
    das zum >reichen und mächtigen<
    Deutschland.

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