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Beantwortet
Autor Christin Tempel am 22. Juli 2015
9935 Leser · 9 Kommentare

Kultur, Gesellschaft und Medien

Vorurteil - Sind wir alle Nazis?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

die Geschichte Deutschlands ist weltweit bekannt. Seit nun mehr 70 Jahren ist der Zweite Weltkrieg vorüber, doch noch bis heute eilt uns das Vorurteil nach, dass alle Deutschen Nazis wären. Ich bin eine 23 Jahre alte Frau und bekomme dies öfters zu hören. Im Internet mag es vielleicht leicht sein, jemanden abzustempeln, doch gerade da häuft es sich. "Du kommst aus Deutschland? Ah, dann bist du also ein Nazi." Für die jungen Generationen ist es nicht leicht, sich so abstempeln zu lassen und schützen kann man sich davor nicht. Ich finde es traurig, dass uns dieses Vorurteil auf der Stirn klebt, gerade weil wir heute weltweit vernetzt sind uns und damit Möglichkeiten offen stehen, die man aufgrund des "Naziseins" nicht nutzen kann.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, gegen solch ein Vorurteil oder Ähnliches etwas zu unternehmen? Gibt es überhaupt die Möglichkeit dagegen etwas zu tun, dass das Ansehen der Deutschen in der Welt nicht weiter abnimmt?

Mit freundlichen Grüßen

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 19. August 2015
Angela Merkel

Sehr geehrter Frau Tempel,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Sie sprechen in Ihrer Mail eine Situation an, die in der Tat immer wieder vorkommt. Es schmerzt tatsächlich jeden, für Geschehnisse in Haftung genommen zu werden, für die er nicht verantwortlich ist und die er aus tiefster Seele ablehnt.

Die Bundesregierung unternimmt daher seit jeher größte Anstrengungen, deutlich zu machen, dass Deutschland kein Land von Nazis ist. Die Anfänge waren schwer. Aber über die Jahre ist es tatsächlich gelungen, die Welt von der Friedlichkeit unserer Absichten zu überzeugen. Denken Sie etwa an die deutsch-französische Aussöhnung oder an die Geschichte der europäischen Einigung. Zu keiner geschichtlichen Phase konnte Deutschland von sich behaupten, nur von Freunden umgeben zu sein – heute ist das der Fall.

Als kleines Dokument des Imagewandels kann auch gelten, dass Deutschland in den vergangenen Jahren gleich von zwei wichtigen Marktforschungsinstituten (Anholt-GfK und BBC) jeweils auf Platz eins der beliebtesten Nationen der Welt landete. Dies sollte kein Anlass sein, uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen, sondern Ansporn, in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen.

Keine Frage: Es kommt immer wieder zu unangenehmen, ja ärgerlichen Erfahrungen der Art, die Sie beschrieben haben. Hier müssen wir anerkennen, dass der Zivilisationsbruch der Nazizeit in der Geschichte ohne Beispiel ist und dass Deutschland und die Deutschen noch lange damit in Verbindung gebracht werden. Wir können uns aber, und das ist die wichtigere Erkenntnis, auch darüber freuen, dass bereits heute die weitaus überwiegende Zahl der Menschen im Ausland weiß, dass die Deutschen von heute keine Nazis sind.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (9)Schließen

  1. Autor Gabriele Klein
    am 26. Juli 2015
    1.

    Sehr geehrte Frau Tempel, Sie kennen doch das Sprichwort: Alles kann man kaufen, Freude nur und Freunde nicht......
    Es ist die Conditio Humana dass der Mensch in der Lage ist die Lüge und die Fassade zu durchschauen. Z.B. ob der Trauerbückling echt das Bemühen um abendländische Werte ehrlich ist oder ob letzteres nur ideologisch vorgezeichneten Schablonen folgt. Zahllose Versprecher von deutschen Politikern die auch heute noch für Schlagzeilen in der ausländischen Presse sorgen helfen weiterhin dabei den Schein vom sein zu unterscheiden. Ich bin viel gereist und hatte viel mit anderen Nationalitäten zu tun. Das Problem das Sie haben hatte ich dennoch nicht. Auch diverse Führungskräfte und Politiker wie z.B. eine Frau Dr. Süßmuth haben es sicherlich nicht.....Allerdings weiß ich, dass im Ausland mehr Bewusstsein im Hinblick auf die deutsche Vergangenheit herrscht als hier. Das bekannte Buch Hitler's Professor's und viele vergleichbare andre wurde meines Wissens nie übersetzt .... Selbst die englische Version erhielt ich damals nur über die Fernleihe......D.h. nur ein, zwei Exemplare in ganz Deutschland? Warum? Diese Frage könnte Ihnen vielleicht auf die Sprünge helfen.... Gleichfalls das Werk zur Kontinuität von Herrn Klee "Was sie taten was sie wurden........Oder, die Selbstveröffentlichung eines behinderten Udo Sierk zur Euthanasie.....

  2. Autor Gabriele Klein
    am 26. Juli 2015
    2.

    PS:hier noch was für jene, die nicht lesen wollen/können was man im Ausland liest:
    Bewaffnen Sie sich mit Papier und Bleistift um sich in eine belebte Fußgängerzone zu begeben. Nun sehen Sie sich die Kleidung der neuen Generation an....... Pro Totenkopf den Sie auf Handtaschen,Rucksäcken,Schals,Shirts,Hüten erkennen machen Sie einen Strich auf Ihrer Liste.... Bei Twinset" z.B.auf Handtasche der Dame und Mützchen des Kleinen zählen Sie doppelt. Findet sich das Ganze auch noch Ton in Ton an der Kravatte von Papa machen Sie 3 Striche
    Zuhause werten Sie das ganze aus. Die Häufigkeit der Striche dürfte den Traum jedes Statistikers sprengen...... Nun googeln Sie nach unter Totenkopfsymbol und an wessen Kragen er sich vor circa 70-80 Jahren fand......nämlich der SS, der Totenkommandos der Nazis, deren Schwerpunkt der reibungslose Ablauf der Gaskammern war ..... Und da, sehr geehrte Frau Tempel wundernt Sie sich? Also mich wundert da nichts...... Wenn man nach über 70 Jahren kein Problem damit hat en mass auf die Symbolik der Nazis zurückzugreifen dann kennt man entweder die Geschichte von vornherein nicht oder hat keinerlei Bewußtsein (Gewissen), .....Was nun in diesem Falle schlimmer wiegt, mag der Leser selbst entscheiden......Allerdings sollte man sich halt über folgendes Sprichwort bewußt sein: "Wie Du kommst gegangen, so wirst Du empfangen....."

  3. Autor B. Bauer
    am 26. Juli 2015
    3.

    Wo treibst Du dich denn rum, das man dich so nennt ?
    Manchmal bringt es auch etwas die Springerstiefel auszuziehen. :-)

  4. Autor Erhard Jakob
    am 27. Juli 2015
    4.

    Christin,
    ich bin über 66 Jahre und mich hat noch niemand gefragt, ob ich ein
    Nazi bin. Weder im Ausland noch im Inland. Ganz im Gegenteil.
    .
    Dass Sie gefragt wurden, hängt möglicherweise mit der in letzter Zeit geführten Asylpolitik bzw. Griechenlandpolitik zusammen. Auf keinen
    Fall aber mit den Geschehnissen von fast 100 Jahren.

    Als Nazis werden jetzt oft auch die Ungarn, Dänen und andere
    Länder, welche vor 80 oder 100 Jahren Opfer deutscher
    Kriegspolitik waren.

  5. Autor Christin Tempel
    Kommentar zu Kommentar 3 am 27. Juli 2015
    5.

    Wenn ich welche tragen würde, wäre dies vielleicht eine gute Maßnahmen ;)

  6. Autor Erhard Jakob
    am 03. August 2015
    6.

    Den >regelfreien Räumen< im Netz sollte man einen Riegel vorschieben.
    Beleidigungen, Verleumnungen, falsche Verdächtigungen und
    Rufschädigung kommen doch vorallem von Leuten, welcher
    sich feige hinter einer Maske verstecken.

    *DirektzurKanzlerin* sollte hier nur User posten lassen,
    welche sich nicht feige hinter einer Maske verstecken.

  7. Autor Gabriele Klein
    am 05. August 2015
    7.

    Sehr geehrte Frau Tempel,
    leider habe ich noch ein gaanz, ganz, gnz wichtiges Werk im Zusammenhang mit Ihrer Frage vergessen:
    Es ist das Werk von Gorch Fock. Absolutes MUSS für jeden der bewältigt!!!! Greifen Sie zu! Es scheinen noch ausreichend Exemplare in deutschen Bibliotheken vorhanden, denn als ich damals vergeblich nach "Hitlers' Professors suchte, stieß ich statt dessen auf diesen Schinken...Also dieses "oeuvre" von Gorch Fock lege ich Ihnen wärmstens ans Herz, auch wenn manches darin vielleicht etwas altmodisch scheint..... die eigentliche Botschaft ist nach wie vor hochinteressant...und verdient über alle Meere "getragen" zu werden, HINEIN in in jeden Hafen.......auch wenn man es zur Not "reinziehen" muß wie einst als es ausgerechnet vor Haifa auch noch "stecken blieb" ..............

  8. Autor Gabriele Klein
    Kommentar zu Kommentar 6 am 05. August 2015
    8.

    Schieben Sie jatzt aber jetzt ja nicht meinem soeben erteilten Geheimtipp "Gorch Fock" nen Riegel vor (ich meine wegen dem Pseudonym), das fände ich nicht in Ordnung......Gorch Fock ist und bleibt ein MUSS für jeden der bewältigt.....

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