Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Norbert Stamm am 09. Juli 2015
12149 Leser · 17 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

BILD v. 07.07.2015 - Seite 1

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin!

Zuerst vermutete ich eine Satire, als ich auf „Das Letzte“ der Hinweise des 8. Juli 2015 in den „Nachdenkseiten“ stieß, doch erwies es sich als tatsächlicher, offensichtlich ernstgemeinter Artikel der BILD-Zeitung vom 7. Juli, die Ihnen ihren eigenen 5-Punkte-Plan für die Gipfelgespräche in Brüssel vorschrieb. Die Forderung: „Keine neuen Milliarden für Griechenland!“ unterstrich BILD mit „Heute brauchen wir die Eiserne Kanzlerin.“ Dazu kam noch – und das empfand ich als den Gipfel – Ihr Porträt, mit einem Symbol des preußischen Militarismus und deutschen Imperialismus – nämlich der Pickelhaube - auf dem Kopf!

Deshalb möchte ich Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, fragen, ob es Sie nicht stört, Ihnen womöglich peinlich ist, auf diese Weise mit einem rechtspopulistischen, also vergifteten Lob millionenfach unter jenen zahlenmäßig nicht unerheblichen Teil des Volkes gebracht zu werden, der BILD liest?

Zudem ja nicht nur etliche tausend Menschen griechischer Herkunft in Deutschland leben, sondern auch das Ausland erfahren wird, was die auflagenstärkste deutsche Zeitung so bringt. (Wie ich hörte, sprechen Sie gelegentlich auch mit der Haupteigentümerin der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co., Friede Springer, und mich würde schon interessieren, was Sie ihr dazu sagen werden, sehe aber ein, dass Sie sich über solch persönliche, gewiss vertrauliche Beziehungen nicht gegenüber x-beliebigen Dritten wie mir äußern.)

Mit freundlichen Grüßen
und voller Spannung Ihrer Antwort entgegensehend

Norbert Stamm.

Kommentare (17)Schließen

  1. Autor Erhard Jakob
    am 26. Juli 2015
    1.

    Norbert,
    die Medien (BILD) haben in Deutschland mehr Macht als die Bundes-
    kanzlerin bzw. die >erste, zweite und dritte Gewalt< zusammen.
    .
    Hier brauchen wir doch nur an den Fall:
    *Bundespräsident Christian Wullf*
    erinnern.

  2. Autor Norbert Stamm
    am 28. Juli 2015
    2.

    Hallo, Erhard,

    ja, die Medien haben in der Tat großen Einfluss auf die Köpfe und Herzen der Menschen und üben ihn oftmals auf unverantwortliche Weise aus. Man sprach ja im Hinblick auf sie schon von einer „vierten Gewalt. Das Exempel Wulff will ich jedoch nicht generalisieren, weil dieser ehemalige Bundespräsident sich erstaunlich ungeschickt verhalten hat und dadurch ungewöhnlich angreifbar wurde. Allerdings ist BILD das größte und gröbste Negativ-Beispiel für Missbrauch der Medienmacht in Deutschland. Wie allein in den letzten Wochen gegen „die Griechen“ gehetzt wurde, geht ja auf keinen Dino-Balg, geschweige denn auf die sprichwörtliche Kuhhaut!

    Neuerdings wird jedoch mit „Vierter Gewalt“ die (Finanz-)Oligarchie bezeichnet, die in unserer postdemokratischen Gesellschaft wirklich die Schlüsselrolle einzunehmen scheint. Allerdings gehören speziell die großen Medien, die oft die Trends setzen, die von den Regionalzeitungen übernommen und weiter kolportiert werden, nicht nur aber auch in Deutschland in der Regel Leuten, die zu den Reichsten im Land zählen, also Mitglieder dieser Geldaristokratie oder Oligarchie sind. Diese haben das Sagen,
    lassen ihre Medien berichten, was sie (diese Superreichen) wollen und setzen auch die anderen als Auftraggeber für Inserate bzw. Werbsendungen unter Druck. Vereinzelt gibt es wohl noch echten Qualitätsjournalismus, aber deshalb muss die große Mehrheit der Journalisten nicht unbedingt lügen, oft irren und wissen sie es nicht besser, weil sie nicht die Zeit haben, sich gründlich zu informieren. Und uns Normalbürgern geht es erst recht kaum besser. Dagegen sich zu wehren, wäre wie Don Quijotes Kampf mit den Windmühlen.

    Aber manchmal ist es doch gar zu arg! So in diesem Fall. Deswegen habe ich mich an die Kanzlerin gewandt; sie ist davon ja direkt betroffen.

  3. Autor Helmut Krüger
    am 28. Juli 2015
    3.

    Das Problem iist nicht nur das Inquisitions-Medium BILD, bei dem der auf der ersten Seite Abgebildete seine Unbescholtenheit zu beweisen habe bzw. sich - wie hier - anders aus der Affäre ziehen muss, das Problem sind zugleich deren Leser.

    Zu früheren Zeiten haben derartige Menschen johlend und klatschend unweit des Kolks gestanden, in anderen Ländern, gleich wo, sind es offenbar die Ersten, die für und gegen etwas in Rage zu bringen sind.

    Das klingt sehr nach Pauschalurteil, man möge mir dies verzeihen, doch anders sind die brutal ins Auge springenden Meldungen doch wohl nicht auszuhalten. Wer um Zurückhaltung weiß, der kann sich von derart aufgemachten Meldungen doch eigentlich nur angewidert abwenden.

    Anstatt zwischen seriöser Presse und Boulevard-Presse zu scheiden, scheint es heute üblich zu sein, BILD und vergleichbare Gazetten in einem Atemzug mit anderen und wirklichen Zeitungen zu nennen. Doch wohl nicht, weil BILD seriöser daherkommt, sondern weil sich andere, vormals doch seriösere Zeitungen BILD angenähert haben.

    Für die Lesekultur und die politische Kultur in diesem Land verheißt dies nichts Gutes.

    Allen freundliche Grüße
    Helmut Krüger

  4. Autor Norbert Stamm
    am 29. Juli 2015
    4.

    Guten Tag Herr, Krüger,
    leider haben Sie nur zu Recht: Auch die Leser von BILD etc. sind mit schuld! Sie finanzieren den Revolverblatt-Journalismus und ihre Nachfrage führt dazu, dass sich die sogenannten Qualitätsmedien im Niveau nach unten anpassen. Ähnliches war ja auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach Einführung des privat genannten kommerziellen Fernsehens zu beobachten.
    Dennoch meine ich, dass die Hauptverantwortung für diese Entwicklung bei denen liegt, die diese Medien gestalten bzw. letztlich bei denen, die die Kommerzialisierung und ihren Profit über die Verantwortung stellen, die mit der Freiheit immer verbunden sein sollte, und hier eben auch mit der Pressefreiheit. Die bei uns vorherrschende Ideologie des Neoliberalismus fördert diese Einstellung und schadet der Kultur überhaupt.
    Freundliche Grüße
    Norbert Stamm.

  5. Autor Erhard Jakob
    am 29. Juli 2015
    5.

    Wie gesagt, unsere Medien haben die *Auszeichnung*
    2014 >>*Lügenpresse*<< nicht umsonst bekommen.
    Dieser Titel gilt nicht *BILD* allein. Aber BILD ist
    diesbezüglich ein Vorreiter.

    *Pressefreiheit* hat wenig mit der Verfassung bzw.
    dsem Grundgesetz zu tun. Aber viel mit Geld.

    Die Journalisten haben häufig Frau und Kinder, für
    welche sie zu sorgen haben. Entsprechend
    werden sie natürlich keine heiße Eisen
    anfassen. Insbesondere dann nicht,
    wenn sie *reichen Leuten* ans
    Bein pinkeln müssten.

  6. Autor Helmut Krüger
    am 29. Juli 2015
    6.

    Guten Tag, Herr Stamm,

    vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
    Für mich stellt sich die Situation so dar, dass die Verantwortlichkeiten - bei denen wir übereinstimmen - nicht gegeneinander stehen, sondern nebeneinander. Mit anderen Worten: Jede/r macht in seinem Bereich etwas, unabhängig davon, ob ein anderer wiederum seiner Verantwortung nachkommt oder es an ihr missen lässt.

    Mit der verrechneten Verantwortung - sollen die anfangen, dann folge ich nach - wurde ja immer nur ein Nullsummenspiel betrieben, das bislang jegliche Veränderung eher verhindert hat als ihr zu Flügeln zu verhelfen.

    Der Gründer von BILD sprach von der Abstimmung an den Kiosken. Ich würde da - jenseits von Polemik - ohne viel Federlesens eher von Mitläufertum reden, auch wenn wir das natürlich nicht mit der endlichsten Folge dieses Mitläufertums gleichsetzen dürfen.

    Geld, das mit BILD verdient wird, ist in gewissem Grad immer schmutziges Geld, denn es ist an der Inquisition verdientes Geld. -. Das zur Verantwortung derer, die sich aufgeklärt geben und von der Unaufgeklärtheit anderer profitieren. Unaufgeklärtheit in dem Sinne, dass immer nur ausrisshaft und auf ein Ziel hin "zugerichtet", nicht aber die andere Position achtend berichtet wird.

    Gleichfalls freundliche Grüße nochmals
    Helmut Krüger

  7. Autor Sylvia Hemstedt
    am 30. Juli 2015
    7.

    Nochmal Herr Jakob:

    Das Wort „Lügenpresse“ ist ein Unwort wegen der Leute, die es verwenden! Wegen des sprachgeschichtlichen Hintergrundes und der undifferenzierten, verschleiernden und diffamierenden Bedeutung! NICHT wegen der Berichterstattung der Medien!

  8. Autor Erhard Jakob
    am 30. Juli 2015
    8.

    Die Behauptung: *Das mit BILD verdientes Geld
    schmutziges Geld sei* ist aus meiner
    Sicht falsch.

    Andere Medien sind meiner Meinung nach
    keinen Deut besser oder schlechter.

  9. Autor Norbert Stamm
    am 30. Juli 2015
    9.

    Oh nein, Erhard,
    die Medien sind nicht alle gleich schlecht. Deswegen ist auch das Schlagwort „Lügenpresse!“ nicht berechtigt.
    Es wurde zum Unwort des Jahres gekürt, weil es den Sachverhalt pauschalierend und damit gehässig falsch darstellt. Keineswegs ist schließlich die gesamte Presse zum Unding des Jahres erklärt worden.

  10. Autor Helmut Krüger
    am 30. Juli 2015
    10.

    Zu den Beiträgen 5, 7 und 8:

    Ich glaube auch, dass überhaupt nichts gewonnen ist, Medien pauschal in einen Topf zu werfen und sogar noch geschichtlich belastete Begriffe zu verwenden, so als wäre da nichts gewesen.

    Gemessen an einem absoluten Wahrheitsanspruch, dass nur genau das zu berichten sei, was mit eigenen Augen und Ohren erfahren worden ist, ist selbstverständlich allesamt alles eine glatte Lüge. Das war aber nie der Anspruch irgendeiner Zeitung. Vielmehr war die Meinungsäußerung und eine gewisse Tendenz schon immer Wesensmerkmal von Zeitungen.

    Bedenklich wird allerdings das Zungeverknoten und eine ausgesprochene Selbstkasteiiung.

    Diejenigen, die von Lügenpresse reden, meinen allerdings doch eher etwas anderes: Eine Hofberichterstattung nicht im Sinne der anderen, sondern im eigenen Sinne. Selbstverständilch hätte diejenigen Bürger Recht, die schon 1 oder 2 % Migranten als Bedrohung des Abendlandes empfinden, wo andere Gegenden mit recht wenig Problemen mit 5 - 10 % zurechtkommen.

    Die Dickschädeligkeit und die Unaufgeschlossenheit gegenüber dem Unbekannten und dem Fremden soll also noch medial geadelt werden.

    Was das "schmutzig" verdiente Geld angeht, so empfinde ich es in Graden und so schrieb ich es ja auch. Am Ende steht BILD, BILD als Zeichen medialer Inquisition in Reinkultur, dass nicht der Anwerfende Belege vorzubringen habe, sondern der Angeworfene seine Unbescholtenheit zu beweisen habe, andernfalls die Schuld und alle Konsequenzen an ihm haften bleiben. BILD ist die Speerspitze eines inquisitorischen Gehabes und das sollte auch ganz klar so gesagt werden.

  11. Autor Norbert Stamm
    am 31. Juli 2015
    11.

    Im Inhaltsverzeichnis von kontextwochenzeitung.de hieß es am 30. Juli :
    Ein alter Hut: Die Bildzeitung hat Angela Merkel kürzlich eine Pickelhaube aufs Haupt montiert. Es ist vermutlich das erste Mal in der Nachkriegsgeschichte, dass der alte preußische Militärdeckel von einem deutschen Medium als positiv gemeintes Symbol verwendet wird.

  12. Autor Norbert Stamm
    am 31. Juli 2015
    12.

    Guten Tag, Herr Krüger,
    da stimmen wir weitgehend überein. Wenn BILD nicht gekauft würde, würde dies Blatt eingestellt werden. Also sind die Leser/Käufer schuld daran, dass es immer noch existiert. Ich finde es auch gut, wenn ein Zeitungsverkäufer dieses Blatt aus seinem Sortiment verbannt. Denn BILD ist schon ganz besonders schlimm. Diese mitunter systematische Hetze betreiben andere Medien nicht in der Form und dem Maß. Ist es nicht merkwürdig, dass anscheinend noch kein Staatsanwalt gegen BILD Ermittelungen wegen Volksverhetzung (§ 130 StGB) aufgenommen hat?
    Und natürlich ist auch selbst nicht unschuldig, wer diese Lektüre unkritisch aufnimmt. Leider wird es immer einen Bodensatz einfältiger und leichtgläubiger Leser geben. Doch dank verantwortungsloser Multiplikatoren in BILD und anderen marktschreierischen Revolverblättern sowie auf Volksverdummung ausgerichteten Fernsehsendungen ist die Anzahl unbedarfter Informations-Konsumenten allerdings höher als notwendig bzw. unvermeidlich. Statt Kultur zu unterstützen, untergraben sie viele Medien. Und ich fürchte, es wird noch immer schlimmer werden!

  13. Autor Helmut Krüger
    Kommentar zu Kommentar 12 am 01. August 2015
    13.

    Guten Tag, Herr Stamm,

    ja, in der Auffassung stimmen wir völlig überein.

    Auch darin, was für eine Einfalt es ist, die Pickelhaube zu positiven Kleidungs-Attribut werden zu lassen. Nachdem unter den Regierungszeiten von Helmut Kohl schon der Bundeskanzler den Bund eingebüßt hat und nur noch als Kanzler daherkam, bei Fortführung unter Gerhard Schröder und Angela Merkel, lässt die richtige und zutreffende Bezeichnung in einschlägigen Blättern auf sich warten.

    Die Tendenz zur Inquisition - dass der Angeworfene seine Unbescholdtenheit zu beweisen habe - sollte auf jeden Fall klar und bei nahezu jeder Gelegenheit benannt werden. Gleich, wann und wo sie auftritt.

    Herzliche Grüße!

  14. Autor Erhard Jakob
    am 03. August 2015
    14.

    Zu Kommentar 9.

    Norbert,
    ich habe eine andere Erfahrung gemacht. Aus meiner Sicht ist BILD
    keinen Deut besser oder schlechter als alle anderen Zeitungen.

  15. Autor Norbert Stamm
    Kommentar zu Kommentar 13 am 03. August 2015
    15.

    Ja, Herr Krüger,
    Bild spielt sowohl die Rolle des Denunzianten, des Anklageverteters, des Richters und des Prangers in einem. Und die aufgeputschte Leserschaft vollzieht das ihr vorgegebene Urteil am womöglich unschuldigen Opfer. Unter Umständen Vernichtung seiner Existenz. Man kann da wirklich von Inquisiton sprechen!
    Beste Grüße!

  16. Autor Erhard Jakob
    am 04. August 2015
    16.

    Nobert,
    ja das stimmt!

    Nicht nur Christian Wullf und Jörg Kachelmann
    können ein Lied davon singen sondern
    auch noch viele anderen mehr.

  17. Autor Erhard Jakob
    am 04. August 2015
    17.

    *Die Vierte Gewalt-Medien* haben in Deutschland mehr Macht
    als alle anderen Drei Gewalten zusammen. Die Geld-Haie
    der Medien können eine Bundeskanzler aufbauen
    (einsetzen) abbauen (entfernen).

    Dr. Helmut Kohl wurde nicht von Angela Merkel
    gestürzt sondern von den Medien. Das
    gleiche kann natürlich auch Frau
    Dr. Merkel passieren.

  18. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.