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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Alexander Benz am 29. März 2016
9373 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Russland - Propaganda

Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,
Alle die ich kenne und kannte werden durch die Russland-Propaganda stark beeinflusst. Das mit dem Mädchen in Berlin und mit der Rechtfertigung Russlands für die Annexion der Krim, die Schuldzuweisungen und antiwestliche Propaganda. Neuerdings auch Propaganda für die Antiflüchtlings-Politik und Syrienkrieg. Schuld am Syrienkrieg wird öffentlich dem Westen zugeschrieben, die Russen sollen da die einzigen Guten sein. Das alles glauben die russischsprachigen Mitbürger den Russland-Medien. Der Grund dafür ist dass es sehr wenig entgegengesetzte Informationen in den deutschen Medien gibt.
Auch deutsche Bürger werden durch Mundpropaganda beeinflusst. Hier sehe ich ein Risiko Deutschland komplett in ganzem Stück zu verlieren. Meine Umfragen haben ergeben dass die meisten Wähler nicht die CDU nicht die SPD oder FDP nein, sie werden AFD wählen.
Ist es nicht die höchste Zeit etwas dagegen zu unternehmen. Ich denke dabei an umfassende und dauerhaft regelmäßige Feedbacks und Updates der Lage, warum und was geschieht auf der Welt.
Effektiver währe einen Russischsprachigen-Sender mit nostalgischen, modernen und entsprechend der Russischen TV-Sendern Sendungen, jedoch mit richtigen Nachrichten, einrichten. Die Lage ist sehr ernst das muss man erkennen. Die Demos der Aussiedler sind Beweis dafür. Sie müssen diese Menschen wieder für Sie gewinnen. Diese Menschen lesen nicht, sie schauen keine deutsche Nachrichten. Nur Russisch-TV-Sendungen werden von innen bevorzugt. Sie hören russische Hörbücher, russische Musik die mittlerer weile sehr stark antiwestliche und antieuropäische Lieder verbreitet. Verbieten ist nicht demokratisch. Durch Informationen klar stellen ist richtig.
Wie sehen Sie das? Wie wollen Sie dagegen vorgehen?
MfG
Alexander Benz

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 29. April 2016
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Benz,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Wie Sie vielleicht wissen, steht Deutschland seit Jahren bei allen einschlägigen internationalen Umfragen, Länderrankings und Marketingstudien ganz weit vorne, in denen es um die Frage geht: Welches Land ist das beliebteste und sympathischste der Welt? Auch in Russland sind die Bewertungen Deutschlands grundsätzlich positiv.

Die Bundesregierung beobachtet jedoch verstärkte Aktivitäten russischer Medien und eine Medienarbeit offizieller Vertreter Russlands in Deutschland sowie anderen europäischen Staaten, die sich – vorsichtig gesagt – als tendenziös bezeichnen lassen.

Wegen der Eigentumsverhältnisse und Funktionsweisen der russischen Medien können wir davon ausgehen, dass es sich dabei nicht allein um spontane oder zufällige Entwicklungen handelt. Das ist besonders im Ukraine-Konflikt deutlich geworden, im Zusammenhang mit anderen Nachbarstaaten Russlands, nicht zuletzt bei der Bewertung der Flüchtlingspolitik in Europa und besonders in dem von Ihnen erwähnten Fall “Lisa“.

Die deutsche Botschaft in Moskau hat die Aufgabe, den russischen Medienmarkt regelmäßig sehr aufmerksam zu analysieren. Über die Ergebnisse informiert sie die Bundesregierung, die daraus ihre Schlussfolgerungen zieht.

Auch der regelmäßig erscheinende Online-Informationsdienst “Disinformation Review“ (Desinformations-Presseschau, in englischer Sprache) des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) bietet viele anschauliche Beispiele zu diesem Thema aus verschiedenen Quellen. Der Fall “Lisa“ und der zögerliche Umgang russischer Medien mit den tatsächlichen Ereignissen und wahren Abläufen wird hier gut nachvollziehbar aufbereitet:

http://eeas.europa.eu/euvsdisinfo/

Die Bundesregierung reagiert auf mutwillige Verdrehungen von Tatsachen mit der klaren und transparenten Darstellung von Regierungshandeln. Umfassende Informationen zur Flüchtlings- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung finden Sie hier:

https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Fluech...

https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Sicher...

Der Fall “Lisa“ hat zudem gezeigt, dass in besonderen Einzelfällen auch der unmittelbare Austausch mit russischen Stellen erfolgt. Die Bundesregierung hat naturgemäß großes Interesse daran, dass das bilaterale Verhältnis mit Russland nicht durch tendenziöse Berichterstattung zusätzlich erschwert wird.

Im Übrigen vertraut die Bundesregierung auf die Urteilskraft mündiger Bürger gleich welcher Herkunft, die sich über eine Vielzahl freier und unabhängiger Medien auf den unterschiedlichsten Kanälen - Tages- und Wochenpresse, Rundfunk, Fernsehen, Internet, soziale Medien - informieren und daraus ein eigenes Urteil bilden können.

Die Deutsche Welle (DW) leistet dazu mit ihren fremdsprachigen Programmen einen wichtigen Beitrag. Das umfangreiche DW-Informationsangebot auf Russisch finden Sie hier:

http://www.dw.com/ru/темы-дня/s-9119

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Wolfgang Riedel
    am 29. März 2016
    1.

    Sehr geehrter Herrt Benz, Sie scheinen nur öffentlich rechtliche Sender zu sehen. Das was Sie den russischen Medien zuordnen trifft in umgekehrter Richtung den öffentlich rechtlichen und privaten dt. Sendern ebenso zu. Sie sind anscheinend auf diese Propaganda mehr reingefallen als viele andere Dt. Bürger!

  2. Autor Alexander Benz
    am 06. April 2016
    2.

    Sehr geehrter Herr Riedel,

    zu nächst vielen Dank für das Kommentar. Man muss sicher Nachrichten aus verschiedenen Quellen beider Seiten genau verfolgen um solch eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen. Ich beziehe meine Informationsquellen sowohl aus den TV-Medien als auch Zeitungen und Online-Portale beider Seiten. Außerdem habe ich sehr viele Freunde in der Russischen-Föderation und auf der Krim. Sommer-2015 habe ich trotz Sanktionen die Halbinsel-Krim besucht. Die Propaganda in den russischen Medien ist heute vergleichbar mit den Zeiten aus der Sowjetunion. Kürzlich habe ich erfahren dass einer meiner ehemaligen Klassenkameraden aus der asiatischen Region der Russischen-Föderation ein Grundstück auf der Krim bekommen hat und demnächst umsiedeln wird. Ich vermute es geschieht eine Besiedlung der Krim mit den Bürgen aus der Russischen-Föderation um zukünftige Forderungen der Rückgabe der Krim an die Ukraine zu erschweren. Ein weiterer Punkt ist die meisten Einwohner der Krim besitzen keine Urkunde über Grundeigentum. Es lag an der mangelhaften Verwaltung der ukrainischen Behörden. Die überwiegende Mehrheit der Wohngebäuden oder Gewerbegebäuden sind durch mündliche Baugenehmigungen entstanden. Sie können sich dann vorstellen dass durch diese Tatsache die Menschen ohne gültige Besitzurkunde ihr Eigentum verlieren können, so dass kein ehemaliger Ukrainebürger etwas auf der Krim besitzt oder je besessen hat. Die ersten die Leiden könnten sind die Gegner der Annexion – Tataren und Ukrainer. Aus diesen Tatsachen kann man nur vermuten was da geschieht. Ich kann mich auch irren, vielleicht ist es richtig was die Russen machen? Wenn nicht, warum gibt es den keine Ermittlungen und keine umfassende Berichte und Erklärungen? Wahrheit verschweigen ist auch eine Art Lüge. Ich kann hier nur meine Bedenken äußern. Legitimität müssen die anderen prüfen.

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