Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Sabine Feldmann am 01. September 2016
8193 Leser · 2 Kommentare

Bildung

Hochbegabung

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Mein ältester Sohn ist 9 Jahre alt und höherbegabt. Er denkt absolut logisch, Zahlen sind sein Leben, aber das hilft in der Schule wenig. Er wird als Klugscheißer verschrien, kann falsche Antworten nicht ertragen, ruft in die Klasse und diskutiert mit den Lehrern.

Welche Möglichkeiten der Förderung gibt es für höherbegabte Kinder an Schulen?
Logisches Denken sollte etwas Gutes sein, der Gegenspieler ist aber die Emotionalität. Mein Sohn ist in Therapie um seine emotionalen Ausbrüche in den Griff zu bekommen. Klugheit heißt nicht, dass man alles weiß, sondern dass man schneller begreift, wenn man die Möglichkeit dazu bekommt. Die Lehrer sehen sich nicht in der Lage höherbegabte Kinder individuell zu fördern. Integrationshelfer gibt es nur für klassische Inklusionskinder.

Inklusion und Bildung gehören zusammen. Für mich gehört auch die Förderung höherbegabter Kinder zur Inklusion. Sie sind unsere Fachkräfte von morgen, wenn nicht nur ihr Fehlverhalten als z.B. ADHS diagnostiziert sondern auch ihre Auffassungsgabe gefördert wird.

Als durchschnittliche Familie können wir uns keine Privatschule leisten, aber das kann ja auch nicht die Lösung sein.Es macht mich wahnsinnig zu sehen, wie meine Kinder unter den derzeitigen Schulbedingungen leiden.

In den letzten Jahren habe ich immer mehr Kinder kennengelernt, die eine hohe Auffassungsgabe besitzen, in der Schule aber durch ihr Fehlverhalten auffallen. In ihrer Klasse sind diese Kinder aber immer noch ein Einzelfall. Das sind unsere Fachkräfte von morgen, wenn wir sie jetzt fördern.

Über eine Antwort auf mein Schreiben würde ich mich freuen,

Mit freundlichen Grüßen,

Sabine Feldmann

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Holger Körner
    am 01. September 2016
    1.

    Hallo Sabine,
    sie schreiben mir hier wirklich aus der Seele. Denn meiner ältesten Tochter erging es ähnlich, wie ihrem Sohn. Doch leider hat das System bei meiner Tochter (nun 16 Jahre alt) versagt. Ihre Höherbegabung wandelte sich durch das Unvermögen und die Überforderung von Lehrern, in Frust und Selbstzweifel. Ganz abgesehen vom Mobbing und Unverständins ihrer Mitschüler.
    Ich stimme Ihnen vorbehaltlos zu, Sabine - für diese Kinder MUSS etwas getan werden!

  2. Autor Sabine Kamwa
    am 04. September 2016
    2.

    Liebe Sabine,

    ich kann mich da nur anschließen. Meine Kinder gehen noch nicht zur Schule, aber ich sehe genau diese Thematik auf mich zukommen.

    Ich selbst bin hochbegabt und habe mich damals dem Schulsystem so gut es ging "angepasst". Der Preis dafür war jedoch mehr als hoch. Mobbing war an der Tagesordnung und gewissermaßen "Normalität", viele Lehrer waren schlichtweg überfordert. Einige nutzten meine Begabung für eigene Zwecke, doch mich vor Mitschülern stets als Vorbild oder "gutes Beispiel" hinzustellen, machte mir den Schulalltag unter Gleichaltrigen nicht leichter.

    Sehr spät erst und lange nach Abschluss meiner Schulzeit erkannte ich meine Hochbegabung als etwas Positives. Das Gefühl, nicht dazu zu gehören, weil keiner in diesem Schulsystem in der Lage war, mich genau dort abzuholen wo ich war und mich in jeder Hinsicht zu integrieren/inkludieren, ist geblieben.

    Es kann nicht Ziel sein, den Zugang zu individueller Förderung nur einer "Elite" vorzubehalten. Am besten noch denjenigen, die sich mit der -angeblichen- Hochbegabung ihrer Kinder wie mit einer Trophäe schmücken ("mein Sohn/meine Tochter ist ja so intelligent..."), aber nicht die leiseste Ahnung haben, was dies tatsächlich für betroffene Kinder und deren Eltern heißt.

    Wenn es die Möglichkeit gibt, sich für die nächsten Generationen zu engagieren und alle Beteiligten wie Regierung, Lehrkräfte und Eltern in irgendeiner Form zu sensibilisieren - ich bin dabei!

    Herzliche Grüße

    Sabine Kamwa

  3. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.