Sehr geehrter Herr Lilienthal,
vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Zum „Burka-Verbot“ und zum Thema „öffentliche Sicherheit“ haben wir uns in diesem Forum bereits verschiedentlich geäußert. Darauf möchten wir Sie gerne verweisen.
Was die Europapolitik anbelangt, haben die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung von Anfang an die Meinung vertreten, dass die Flüchtlingsfrage eine gesamteuropäische Herausforderung ist. Sie ist daher nur durch eine gesamteuropäische Lösung zu bewältigen. Aufgrund der Notlage am 4./5. September 2015 an der ungarischen Grenze haben Österreich und Deutschland in diesem Fall einer Weiterreise der Flüchtlinge in ihre Länder zugestimmt - unter Beibehaltung der Dublin-Kriterien.
Klar war immer, dass europäische Lösungen nie einfach sind, zumal in einer solchen historischen Bewährungsprobe. Es galt und gilt weiterhin, alle Mitgliedstaaten und ihre unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen. In der letzten Woche haben 27 EU-Staats- und Regierungschefs den sogenannten Bratislava-Fahrplan vorgelegt, in dem sie weitere Ziel und Maßnahmen für eine gemeinsame europäische Migrationspolitik formuliert haben. Richtig ist, dass es nach wie vor Probleme gibt mit der Verteilung von Flüchtlingen. Von einer zwangsweisen Verteilung kann man aber nicht sprechen. Der europäische Rat der Justiz und des Inneren hatte im September 2015 einen mehrheitlichen Beschluss gefasst, mit dem sie einen Mechanismus geschaffen haben, wonach zwei Jahre lang Flüchtlinge aus den Mitgliedstaaten an den Außengrenzen – Italien und Griechenland – vorübergehend und ausnahmsweise in andere Mitgliedstaaten umgesiedelt werden können.
Ein weiterer Aspekt, auf den Sie sich beziehen, ist eine mögliche Armutszuwanderung aus Afrika. Eins der Kernelemente der deutschen und europäischen Migrationspolitik ist die Bekämpfung von Fluchtursachen. Das bedeutet, die Bedingungen für die Menschen vor Ort zu verbessern und Bleibeperspektiven für Menschen in den Regionen zu schaffen. Hierfür ist im zurückliegenden Jahr sehr viel geschehen. Der EU-Türkei-Aktionsplan vom November 2015 und die EU-Türkei-Vereinbarung vom März 2016 haben dem Schlepperunwesen – und auch dem Sterben – in der Ägäis ein Ende bereitet. Wir haben die Einrichtung einer neuen Europäische Grenz- und Küstenschutzwache vorangetrieben, und die Grenzschutzkapazitäten von Frontex sind deutlich ausgeweitet worden.
Auch bei der konkreten Bekämpfung der Fluchtursachen haben wir auf europäischer und internationaler Ebene bei verschiedenen Gipfeltreffen wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht.
Die EU-Migrationspartnerschaften mit Drittstaaten – zunächst mit fünf afrikanischen Staaten (Äthiopien, Mali, Niger, Nigeria, Senegal) – sind ein weiteres Element zur Schaffung besserer Lebensbedingungen in den Fluchtländern. Diese Partnerschaften sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Reiseberichte/2...
https://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Fluech...
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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am 17. September 2016
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