Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
der Ruf "Wir sind das Volk" im Gegenüber zu einer Regierungsmacht soll in bestimmten Fällen als vorbildhaft gelten, unter anderen Voraussetzungen aber als völlig verwerflich.? Tatsächlich sind die Voraussetzungen aber aequivalent.

Bei den "Montagsdemonstrationen" ---ebenso wie derzeit--- wurde selbstverständlich keineswegs(!) der Anspruch gestellt die Volksmeinung als Mehrheit statistisch zu repräsentieren. Der spezielle Charakter(!) einer Protestbewegung ---wie jeden Bürgerprotestes--- sollte damit eingefordert werden, eben als: 'das Volk'. Denn damals drohten die Mächtigen durch Waffengewalt eine "Volks"bewegung zu vernichten.----Heute versuchen sie es---abermals---durch Leugnen und Diffamierung.

Dieser Ruf war nicht im quantitativ-statistischen Sinne gedacht, denn tatsächlich waren es ja "NUR EIN PAAR" (wie Sie formulieren--siehe unten), und sie meinten damit: Wenn Ihr auf uns schießt, dann schießt Ihr auf "das Volk". Und derselbe Ruf heute nun---dieser meint: Wenn Ihr uns ignoriert und missachtet, dann ignoriert und missachtet Ihr "das Volk".

Sie aber verkünden jetzt (auf der CDU-Regionalkonferenz in Heidelberg am 28.11.2016): "Wer das Volk ist, das definieren alle, und nicht NUR EIN PAAR. Wir alle sind das Volk." Das ist also wohl eine mutwillig irreleitende Fehlinterpretation.(siehe oben.)

Und:Merken Sie eigentlich nicht, was Sie damit außerdem noch zum Ausdruck bringen ("Wir alle ..."---also auch die Kanzlerin und die Regierungspartei). -- Da klingt ja die alte DDR-Ideologie heraus: 'Einheit von Regierenden und Volk'. - Diese gab es natürlich nie!! --(Die DDR gibt es deshalb auch nicht mehr.)-- Und diese, allerdings, gibt es auch nicht jetzt bei uns.

[Frage:]Sehen Sie bei uns keine gefährlich zunehmende Differenz zwischen "dem Volk" und seiner Regierung?