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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Ludmila Jonas am 13. März 2017
10872 Leser · 5 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Jeder siebte aufwachsende Deutsche sexuell missbraucht

Artikel aus Welt am Sonntag:
Laut dieser neuen Studie von Prof. Jörg Fegert von dem Universitätsklinikums Ulm ist jeder siebte Deutsche im Laufe seiner Jugend Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Nicht nur die Zahl der Betroffenen, auch die Schwere der Delikte stieg. Zugenommen hat insbesondere die Zahl der Menschen, die ihren Antworten zufolge schwer missbraucht wurden. Sie stieg von 6,2 auf 7,6 Prozent.
Professor Jörg Fegert sagt der Welt am Sonntag: Man müsse „leider von einem zunehmenden Trend sprechen“.

Bei all ihrem vorbildlichem Engagement für Flüchtlinge darf dieses wichitge Thema nicht in Vergessenheit geraten. Was bitte werden Sie in Zukunft unternehmen um diesem "grausamen Trend" vorzubeugen / zu verhindern? Warum ist dieses Thema nie Gegenstand bei den Wahlen?

Daten über mich: Studentin der Hummanmedizin und Mutter einer 4 jährigen Tochter.

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 24. April 2017
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Jonas,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Für die Bundesregierung ist der Schutz vor sexueller Gewalt eine wesentliche gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Denn sexueller Missbrauch ist kein Versehen, sondern eine geplante Tat. Damit es nicht dem Zufall überlassen bleibt, ob Mädchen und Jungen geschützt werden, ist die Prävention in Schulen, Kitas, Kirchengemeinden, Internaten und Sportvereinen besonders wichtig. Schutzkonzepte helfen mit Leitlinien und geben einen Handlungsrahmen vor. Ein entscheidender Baustein dabei ist, dass Mädchen und Jungen in den Institutionen selbst Hilfe durch kompetente Ansprechpersonen finden, wenn ihnen sexuelle Gewalt angetan wurde.

Als 2010 das Ausmaß des sexuellen Kindesmissbrauchs bekannt wurde, hat die Bundesregierung am 24. März 2010 den Runden Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“ eingerichtet. Außerdem ist das Amt eines Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs neu geschaffen worden. Es ist die zentrale Anlaufstelle für Betroffene, ihre Angehörigen sowie für alle, die sich gegen sexuelle Gewalt engagieren: https://beauftragter-missbrauch.de/

Zu den wesentlichen Aufgaben des Beauftragten zählen: die Unterstützung und Umsetzung der Empfehlungen des Rundes Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“, die Beobachtung von Schutzkonzepten in Einrichtungen und Institutionen, die Weiterentwicklung und bundesweite Verbreitung der Initiative „Kein Raum für Missbrauch“, die Unterstützung einer systematischen Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs in Deutschland sowie der Betrieb der telefonischen Anlaufstelle und des Hilfeportals Sexueller Missbrauch.

Seit Sommer 2015 untersucht die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Institutionen und in der Familie. Im Mittelpunkt stehen bundesweite Anhörungen von Betroffenen. Die ersten vertraulichen Anhörungen fanden im September 2016 statt.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (5)Schließen

  1. Autor Werner Scherfer
    am 13. März 2017
    1.

    Wenn die Zahlen stimmen,dann bestätigt das meine Aussage :Wir die westliche christliche Welt,sind eine dekadente Gesellschaft !

  2. Autor Christine Teichert
    am 09. April 2017
    2.

    In meinen Augen steigen nur die Anzeigen auf sexuellen Missbrauch und das finde ich klasse.
    Die Steigerung der Taten glaube ich nicht und das sagt ein Opfer.
    Meines Erachtens wird heute mehr gesprochen und damit bekannt gemacht. Erst jetzt bemerken immer mehr Bürger was vorher hinter vorgehaltener Hand jeder wußte.
    Handlungsbedarf besteht allerdings noch sehr viel.
    Das Thema ist ein Gesellschaftsproblem, es ist die Machtprobe, der sexuelle Trieb.
    In der Politik sehe ich nur die Möglichkeit der Justiz die Wege zur Strafverfolgung zu bereiten, das haben sie getan. Jetzt müßte die Justiz bessere Urteile sprechen, denn 1-3 Jahre für den Täter gegenüber ein Lebenlanges Leiden ist viel zu wenig.
    Das Unrechtbewußsein ist noch zu niedrig. Denn bisher konnten Täter im Verborgenen und sicher vor Strafe handeln.
    Mein Peiniger sagte mir was ich denn nach so vielen Jahren noch wollte. Er verstand immer noch nicht sein Unrecht.
    Gelöst kann es nur werden wenn noch mehr gesprochen wird, mehr verurteilt und veröffentlicht wird--aber bitte erst nach einer Verurteilung.
    Steigende Tendenz haben auch die Anzeigen von Unschuldigen. Bei Unmut über eine Person, ist eine derartige Anschuldigung schnell--viel zu schnell ausgesprochen.
    Dafür müssen noch Lösungsansätze gefunden werden.
    Denn dadurch können Unschuldige ihre Existenz verlieren.
    Die sowas machen, müßten ebenfalls hart bestraft werden, damit die Hemmschwelle der Leichtfertigkeit nicht fällt.

    Anzeigen bringen also auch Probleme.

    Früher hat sich kein Mensch darum geschert. Mütter haben die Augen geschlossen. Weil sie den Werdegang kannten, weil sie sonst einkommenslos, alleinerziehend und zukunftslos geworden wären.
    Sexueller Missbrauch war immer ein Recht von mächtigeren Menschen. Anfangs war es der Edelmann und Grundbesitzer, später der Vater oder Onkel und so weiter.

  3. Autor Yan Suveyzdis
    am 10. April 2017
    3.
  4. Autor Erhard Jakob
    am 11. April 2017
    4.

    Christine Teichert trifft bei dieser Problematik
    den Nagel mitten auf den Kopf!

    Einerseits werden tatsächliche Vergewaltiger zu wenig bestraft.
    Und andererseits besteht die Gefahr, dass Frauen
    >aus welchen Gründen auch immer< Männer
    absichtlich falsch verdächtigen.

    Ich denke hier an Jörg Kachelmann und viele andere
    Personen der Zeitgeschichte. Solche falsche
    Anschuldigungen können ganz
    Existenzen zerstören.

    Das Eine ist genauso schlimme,
    wie das Andere.

    Aber auch andere Verbrechen, wie Wohnungseinbrüche.
    Raub, Raubmord, Urkundenfälschung, Meineid uvam.,
    können die Opfer bzw. Angehörigen der Opfer
    ein Leben lang psychisch belasten. Das
    kann bis zur >Selbstaufgabe< gehen.

    Hier denke ich an den Ehemann von
    der ermordeten Frau Börgl.

    Hierbei meine ich nicht unbedingt, dass die Täter länger
    eingesperrt werden sollen. Sondern, dass die Täter
    an die Opfer einen finanziellen Betrag als eine
    Art >Schadens-Wiedergutmachung<
    zahlen müssen.

    Oft schmerzt das den Tätern noch mehr
    und den Opfern würde es nützen.

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