Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Christian Adrion am 30. Juni 2017
10020 Leser · 7 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Enteignung der Aramäischen Kirche in der Türkei

Sehr geehrte Fraue Bundeskanzlerin,
die Politik der Türkei wird immer islamistischer und christenfeindlicher.
Kirchliche Besitztümer der Aramäer werden per Erlass Ankaras verstaatlicht. Als nicht anerkannte Minderheit haben sie keine Rechte in der Türkei. Laut dem Vorsitzenden des Bundesverbandes der christlichen Aramäer in Deutschland, Daniyel Demir, würden seine Glaubensbrüder und -schwestern in der türkischen Stadt Mardin im Südosten des Landes, sowie in der Umgebung mehr als 50 Kirchen, Klöster und Grabanlagen an die türkische Religionsbehörde Diyanet verlieren. Es wird auch vermutet, dass ein Teil in Moscheen umgewandelt werden soll, was ein Kulturelles Verbrechen wäre.

Was gedenkt Deutschland dagegen zu unterrnehmen?
Wenn wir als christliches Land nicht weltweit für unsere Glaubensbrüder eintreten, wer dann?

So ein Land darf niemals mitglied der EU werden.
Es Provoziert bewußt alle Christen dieser Welt.

Ich möchte noch darauf hinweisen, das die Aramäische Kirche die älteste der welt ist und ihre Wurzeln bis zu Jesus Christus direkt zurückgehen.
Hier muß schnell und konsequent gehandelt werden.

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 04. August 2017
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Adrion,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung steht über ihre Auslandsvertretungen in der Türkei mit den betroffenen christlichen Stiftungen und mit den türkischen Behörden in Kontakt. Sie verfolgt die Entwicklung mit großer Aufmerksamkeit.

Zunächst gilt: Man kann nicht von einer „Enteignung der religiösen Stiftungen“ sprechen. Die Rechtslage ist vielmehr komplex. Die betroffenen Liegenschaften sind als Folge einer Eingemeindung aramäischer Dörfer in die Großstadt Mardin bereits 2014 in das Eigentum der Stadt übergegangen. Die Klöster und Kirchen, die sich zuvor nur im Besitz der Stiftungen befanden, waren Eigentum der nun nicht mehr existierenden Dörfer.

Im August 2014 ist eine Auflösungskommission eingesetzt worden, um die Eigentumsänderungen endgültig zu klären. Im April 2017 entschied die Kommission, dass das Eigentum an Kirchen und Klöstern an das Schatzamt und das Nutzungsrecht an die türkische Religionsbehörde Diyanet übertragen wird. Diese Entscheidung zugunsten von Diyanet wurde jedoch Juli 2017 – auch auf Protest der syrisch-orthodoxen Gemeinde – wieder zurückgenommen. Die Mor Gabriel Stiftung ist nun bestrebt, sich das Eigentum an den betroffenen Grundstücken vom Schatzamt übertragen zu lassen.

Die Gespräche zwischen den türkischen Behörden und den christlichen Stiftungen verlaufen nach Aussage von Vertretern der assyrischen Gemeinde konstruktiv. Es ist zu hoffen, dass sie zu einem befriedigenden Ergebnis für alle Beteiligten führen.

Die freie Ausübung der Religion ist ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung: Im Juni 2016 hat sie einen ersten Bericht zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit vorgelegt. Er beschreibt exemplarisch, wie staatliche und nichtstaatliche Akteure das grundlegende Menschenrecht in verschiedenen Ländern missachten. Deutschland engagiert sich aber auch praktisch und weltweit für Religions- und Meinungsfreiheit. Dabei kann die Bundesregierung auf eine gute Zusammenarbeit mit Regierungen anderer EU-Mitgliedstaaten zählen.

Weitere Informationen:
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/09/20...

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (7)Schließen

  1. Autor Felizitas Stückemann
    am 30. Juni 2017
    1.

    Was antwortete Helmut Kohl, auf die Frage: Wann gehört
    die Türkei zu Europa ? Antwort: Wenn dort Religionsfreiheit
    herrscht. Heute redet man nur noch über Pressefreiheit,
    als ob es etwas anderes nicht gibt... Wieder einmal ein
    guter Beitrag, Christian, mit dem Nagel auf den Kopf !!

  2. Autor Hartwig Gebmayer
    am 01. Juli 2017
    2.

    Ich habe das erste 'Minus' gesetzt. Das dieses Land unter 'Erdogan' nicht in die EU darf, unterstreiche ich aber voll.

    Ansonsten hat sich Deutschland raus zu halten, das sollten die Türkischen Bürger selbst in die Hand nehmen.

    Ich erinnere gerne daran, das selbst die in Deutschland lebenden Türken, erst kürzlich, die geplanten Verfassungsänderungen des Staatspräsidenten 'Erdogan' mit breiter Mehrheit unterstützt haben.

    Deutschland hat im Moment genug eigene Probleme, wo auch kein Deutscher verlangen kann, das diese Probleme von anderen Ländern gelöst werden.

  3. Autor Klaus Fink
    am 01. Juli 2017
    3.

    Ich denke, dass der Arm der Kanzlerin bzw. der Bundesregierung viel zu kurz geraten ist, um Erdogan in irgendeiner Weise in dieser Frage zu beeinflussen.

    Man sieht dies ja derzeit überdeutlich in vielen anderen Fällen: Verurteilungen von Menschenrechtsverletzungen und Kritik an den willkürlichen Freiheitsberaubungen von türkischen und ausländischen Bürgern verpuffen völlig wirkungslos d.h. prallen an Erdogan teflonmäßig ab.

    Aber Sie haben recht, man muss es von seiten unserer Regierung mit klaren und unzweideutigen Worten aufs schärfste verurteilen, da es schreiendes Unrecht darstellt.

    Womit ich in Ihrem Beitrag allerdings nicht einiggehen kann, ist die Hochstilisierung des Christentums und vor allem der Kirchen. Was haben die Volkskirchen bisher gegen Unrecht an Christen unternommen ? Den Jesiden beispielrsweise ? Aus meiner Sicht ducken sich vorzugsweise weg und sind vor allem an einer weiteren Zuwanderung nach Deutschland interessiert- Und dies nicht in erster Linie aus humanitären Gründen !

    Humanitäre Gründe sind auch schwer darstellbar, wenn der überwiegende Anteil der "illegalen" Flüchtlinge alleinreisend sind. Was ist mit dem Rest der Familie ? Ist dieser nicht ebenso von Gewalt und Verfolgung gefährdet ? Wird hier nicht unser Asylrecht ad absurdum geführt ?

  4. Autor Werner Scherfer
    am 03. Juli 2017
    4.

    Wer es immer noch nicht begriffen hat,Christen haben bei Erdogan keine c
    Chance ! Hände weg vom Islam ,Distanz zu moslemischen Ländern ! Zu den Aramäern, versucht es vor dem "internationalen Gerichtshof " !

  5. Autor Christian Adrion
    Kommentar zu Kommentar 2 am 04. Juli 2017
    5.

    Nein, wenn es um Christen geht, hat jedes christliche Land das Recht ein Wörtchen mitzureden. Moslems aus der Türkei halten sich keineswegs raus wenn es um den Islam in Deutschland geht. Ja sie bilden sogar die Imane aus.

  6. Autor Felizitas Stückemann
    am 07. Juli 2017
    6.

    Zu 2.: Hartwig Gebmayer: Deutschland hat sich "raus zu
    halten". Ja, dann auch bitte aus den dort inhaftierten
    Journalisten, wie Yüzel, von hier aus für ihn gekämpft
    wird ! So sollten wir auch für die Aramäer uns einsetzen,
    wenn schon, denn schon !

  7. Autor Felizitas Stückemann
    am 31. Juli 2017
    7.

    Schade, dass dieser Beitrag nicht Nr. 1 geblieben ist. Ich
    wollte Ihnen nicht den Rang ablaufen. Im Gegenteil, hätte
    ich gerne gewusst, was die Presseabteilung hierzu meint.
    Es wird immer nur von inhaftierten Journalisten gesprochen,
    die anderen Menschen, wie hier beschrieben, die Aramäer,
    zählen wohl nichts.

  8. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.