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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Beantwortet
Autor Fabian Fellmann am 31. Juli 2017
9747 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Fachkräftemangel

Sehr geehrte Frau Kanzlerin,

ich (26 Jahre) habe meinen BWL-Master Studium mit einer guten bis sehr guten Abschlussnote abgeschlossen und bewerbe mich seit einem halben Jahr auf diverse betriebswirtschaftliche Stellen. Da in der Politik immer die Rede von einem ominösen Fachkräftemangel in Deutschland ist, dachte ich, dass ich gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte.

Allerdings sehe ich von diesem Mangel überhaupt nichts. Ich habe inzwischen über 50 Bewerbungen geschrieben (woraus sich 2 Vorstellungsgespräche ergaben) und erhalte nur Absagen. Kommilitonen und Freunde beschreiben ähnliches (deutschlandweit und fächerübergreifend; auch mit technischen Abschlüssen). So haben sich diese teilweise über 1 Jahr beworben und weit über 120 Bewerbungen geschrieben.

Wo soll in Deutschland dieser vielbesagte Fachkräftemangel sein?

Unternehmen können es sich anscheinend immer noch erlauben, nach nicht existierenden Idealbewerbern (23 Jahre, 3 Sprachen fließend, mind. 3 Jahre Berufserfahrung) zu suchen. Diese Anforderungen sind absolut utopisch.

Wie sollen Studenten so, nach einem erfolgreichen Studium, Berufserfahrungen sammeln, wenn sie nicht einmal eine Arbeitsstelle bekomme?

Außerdem verstehe ich nicht, wieso jetzt ausgerechnet Flüchtlinge helfen sollen, diesen nicht existierenden Fachkräftemangel zu beseitigen, wenn nicht einmal Deutsche eine Stelle bekommen?

Mit freundlichen Grüßen
Fellmann

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 01. September 2017
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Fellmann,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Akademiker haben allen Grund, optimistisch auf den Arbeitsmarkt zu schauen. Die Arbeitslosenquote von Personen mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss lag 2016 bei 2,6 Prozent – eine Größenordnung, bei der Ökonomen von Vollbeschäftigung sprechen.

Da sich viele Arbeitgeber von Bewerbern Berufserfahrung wünschen, verläuft der Berufseinstieg auch für Hochschulabsolventen nicht immer nahtlos. Nach einer gewissen Suchphase gelingt er aber in der Regel: 88 Prozent der Masterabsolventen des Absolventenjahrgangs 2013 übte eineinhalb Jahre nach dem Studium eine Erwerbstätigkeit aus. Die Liste der „gefragtesten Akademiker“ wird übrigens angeführt von den Wirtschafts-Experten. Fast 39.000 Stellenangebote für Tätigkeiten in Management, Handel, Finanzen oder Wirtschaftswissenschaften gingen 2016 bei der Bundesagentur für Arbeit ein. Zur Arbeitsmarktsituation für Akademiker:
https://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Ar...

Die Fachkräftesicherung für den deutschen Arbeitsmarkt bleibt dennoch eine Herausforderung. Das zeigt der kürzlich beschlossene Fortschrittsbericht zum Fachkräftekonzept. Die geflüchteten Menschen werden erst auf längere Sicht zur Sicherung des Fachkräftebedarfs beitragen können. Viele von ihnen haben noch nicht die notwendigen Qualifikationen und Kenntnisse.
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2017/08...

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Christian Adrion
    am 31. Juli 2017
    1.

    Es gibt keine Fachkräftemangel, was fehlt sind Maschienenbauingenieure und Programmierer. Die bekommt man nicht duch Flüchtlinge sondern nur durch Ausbildung. Man muss versuchen die massenhaft vausgebildeten Leute im Land zu halten. Mein Neffe ging nach seiner fertigen Ausbildung sofort nach Seattle zu IBM und verdient dort über das doppelte wie in Deutschland. So sieht die Sache aus. Der kommt nicht mehr zurück.

  2. Autor Johannes Wollbold
    am 26. August 2017
    2.

    Hallo Herr Fellmann,

    ich verstehe ihr Anliegen. Allerdings geht es nicht um Fachkräftemangel an sich, sondern um einen ordentlichen Berufsstart. Dabei sind Unternehmen und Betriebe in der Pflicht, denken oft zu kurzsichtig. Auch die Bundesregierung sollte den Einstieg notfalls durch finanzielle Förderung unterstützen.

    Aber dass Sie dann wieder nach unten treten und eine der hier im Forum bedenkenlos nachgeplapperten Ohrfeigen an Flüchtlinge verteilen, verstehe ich nicht, daher haben Sie von mir die 2. Gegenstimme bekommen. Wer verfolgt und bedroht ist, soll bei uns genauso eine Chance bekommen wie Sie. Außerdem konkurrieren Sie fast nie mit Flüchtlingen, die oft erst einmal eine Ausbildung machen müssen, Abschlüsse anerkennen lassen müssen, oder Deutsch lernen, sich in der hiesigen Arbeitswelt zurechtfinden. Dann gibt es die Vorrangprüfung, dass Arbeitsplätze zunächst mit deutschen Staatsbürgern besetzt werden müssen. Die fällt nach Anerkennung des Asyls aufgrund politischer Verfolgung nach Grundgesetz, oder der Flüchtlingseigenschaft nach UN-Konvention weg. Dann aber sind Flüchtlinge keine "Wirtschaftsflüchtlinge", die nur auf Sozialleistungen scharf sind oder anderen die Arbeit wegnehmen (wie Sie hoffentlich nicht denken, aber hier im Forum oft behauptet wird), sondern eben Hilfebedürftige wie deutsche Flüchtlinge im/nach dem 2. Weltkrieg, oder deutsche/jüdische Emigranten.

    Außerdem bringen Flüchtlinge, die hier arbeiten, unsere Wirtschaft voran, zahlen Steuern, konsumieren usw. Dann entstehen wieder neue Arbeitsplätze. Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten 2 Jahren nicht trotz, sondern auch wegen der Migranten (teils wegen des Investitionsprogramms zur Integration) zurückgegangen!

    Zum Wert von und Willen zur Bildung vgl. meinen Beitrag (plus Kommentare): http://www.direktzu.de/kanzlerin/messages/chancen-fuer-ju...

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