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Beantwortet
Autor Stefan Rolf Paff am 16. Dezember 2007
16410 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Alt-Autos ökologischer als Neukauf ?

in der ganzen Diskussion der letzten Jahre scheint immer wieder geflissentlich die Tatsache verdrängt zu werden, daß Bestandsfahrzeuge gegenüber nachgefragten Neufahrzeugen den kaum zu überbietenden Vorteil aufweisen, die vermutlich größten Gesamtemissionen im Existenzzyklus eines Automobils in Form von Rohstoffgewinnung, Allokation, Produktionsprozeß und deren Energiebereitstellung sowie damit verbundene vielfältige Umweltverschmutzung bereits geleistet zu haben. Bei diesen Faktoren sind nicht nur die CO2-Emissionen zu berücksichtigen, wie dies einige Studien unternahmen, sondern die Gesamtemissionen, soweit man sie erfassen kann, streng genommen - das Problem der Quantifizierbarkeit einmal außer Acht gelassen - bis hin zu externen Effekten z.B. psychosozialer oder entwicklungspolitischer Art !

D.h., daß die meisten neuen Automobile während ihres voraussichtlichen Autolebens ihre Vorteile in Form nicht allzu beträchtlich geringerer Verbräuche und Emissionen verschiedener Art durch ihre Produktion mehr als zunichte machen, insbesondere dann, wenn die Fahrzeugfolge der Halter, wie häufig, bei wenigen Jahren liegt.

Das liegt diametral zu einer ökologisch und sozial nachhaltigen Wirtschaft.

Ich befürworte daher
1. weitestgehende Nachrüstmöglichkeiten zur Schadstoffreduktion,
2. Umrüstungen auf alternative und verträglichere Energieträger wie Gase oder Betrieb mit nachwachsenden Rohstoffen,
3. Umrüstung auf ZEV-Betrieb (zero emission vehicle) durch Umbau auf Elektro- oder Wasserstoffbetrieb,
4. dauerhafte steuerliche Förderung (in Form von Nichtbesteuerung) von zusätzlichen ZEV(s) im Fahrzeugbestand eines Halters, mit dem/denen der Halter seine Gesamtemission verringern kann, schließlich muß häufig nur die eigene Person transportiert werden,
5. die Herstellung einer gesicherten Vergleichbarkeit des Verbrauchs und der Emissionen von Fahrzeugen auch verschiedener Fahrzeugalter.

Mit Hinblick auf das dagegen vorbringbare Argument der langfristigen Schwächung der Binnennachfrage im Angesicht einer solchen Entwicklung, erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, daß diese jahrzehntealte Grundproblematik der deutschen Wirtschaftstruktur nicht auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Bürger gelöst werden darf !

Zu letztem Punkt (5.) der obigen Aufzählung bediene ich mich der Ergebnisse verschiedener Organe der Motorpresse, die in den letzten Monaten vielfach gezeigt haben, wie weit die heutigen Angaben zum Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs von der Praxis entfernt liegen. Ganz im Gegensatz dazu waren die noch vor 10 Jahren gebräuchlichen Angaben recht praxisnahe und für jeden auf den eigenen Fahrbedarf übertragbar.
Aus dieser Ungleichheit resultiert ein unlauterer Wettbewerbsvorteil neuerer Fahrzeuge gegenüber älteren, deren Verbrauch noch auf andere Weise erhoben wurde, so daß über irreale Verbrauchsvorteile uninformierte Verbraucher zu Gunsten eines Fahrzeug(neu)kaufs und damit zu Handeln gegen die Nachhaltigkeit und Ökologie getäuscht werden.

Als Fahrer nunmehr älterer, sowohl konzeptionell als auch fertigungstechnisch hochwertiger Fahrzeuge sogenannter "Premiummarken", die gute Voraussetzungen für lange Haltung und Nutzung aufweisen, war es für mich eine Vernunfts- und Gewissensentscheidung, allen Trends und Widrigkeiten entgegen, auf die Strategie möglichst langer Fahrzeughaltung und -Erhaltung umzusteigen, die ich bisher konsequent für alle Fahrzeuge u.a. mit Nachrüstungen zur Schadstoffarmut sowie Umrüstungen auf schadstoffärmeren Betrieb mit LPG umgesetzt habe.

Es steht für mich außer Frage, daß Sie persönlich, allein aufgrund Ihrer naturwissenschaftlichen Ausbildung, diese Gedanken mehr als nachvollziehen können.

Daher meine Frage:
ist die Bundesregierung bereit und in der Lage, eine deutliche Unterstützung nachhaltiger Fahrzeughaltung in obigem Sinne, insbes. im Sinne der Punkt 1. - 5., zu implementieren und damit die politische Geschichte iterierter Verunsicherung, undifferenzierten Downgradings bestehender Standards mit Folge zunehmender Sanktionierung zu beenden ?

m.f.G.

Stefan Rolf Paff, Dipl.-Math., Essen

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 21. Januar 2008
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Paff,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Im Einzelfall mögen Sie Recht haben, dass Altautos, die länger gefahren werden, eine bessere Ökobilanz aufweisen als modernere PKW, die nach kurzer Zeit ausgetauscht werden.

Die Bundesregierung hat durch zahlreiche Maßnahmen Anreize geschaffen, umweltfreundliche Autos zu kaufen und zu nutzen. So wird in Deutschland zum Beispiel die Nachrüstung von dieselbetriebenen Pkw mit Partikelfiltern steuerlich gefördert.

Es reicht jedoch nicht, nur ältere, „schmutzigere“ Fahrzeuge umzurüsten. Die Bundesregierung verfolgt vielmehr eine zukunftsweisende umweltgerechte Mobilitätspolitik:

Mit dem Nationalen Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie fördert die Bundesregierung Elektromobilität. In naher Zukunft sollen Brennstoffzellenautos in Serie gebaut werden können. Auch der Öffentliche Personennahverkehr soll perspektivisch mit effizienten Antriebstechnologien (wie etwa Hybrid, Batterie oder Brennstoffzelle) ausgerüstet werden.

Die Kfz-Steuer wird auf Schadstoff- und CO2-Basis umgestellt und nicht mehr nach dem Hubraum berechnet. Die Bundesregierung will damit Anreize für den Kauf verbrauchsgünstiger, CO2-armer PKW schaffen.

Der Anteil der Biokraftstoffe soll erhöht werden. Ihr Anteil liegt in Deutschland bereits auf europäischem Spitzenniveau (2006: 6,6 Prozent). Bis 2020 soll der energetische Anteil der Biokraftstoffe am Kraftstoffverbrauch auf 17 Prozent steigen.

Die Bundesregierung unterstützt auch den Vorschlag der Europäischen Kommission, den CO2-Ausstoß von PKW auf 120 Gramm pro Kilometer zu begrenzen. Das muss jedoch wettbewerbsneutral geschehen. Die deutsche Autoindustrie darf im Vergleich zum Beispiel zur italienischen oder französischen dadurch nicht benachteiligt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung