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Beantwortet
Autor Eckhart Mehler am 25. Januar 2009
11909 Leser · 0 Kommentare

Umwelt und Tierschutz

CO2-Emissionsdiskussion

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
in der aktuellen Politik werden Tatsachen falsch interpretiert, ausgelegt und eine verfehlte Umwelt und Autoförderpolitik betrieben.

In Europa werden 12% CO2-Emission durch Autoverkehr verursacht. Bei der aktuellen Diskussion wird nicht die durch die Herstellung der Autos verursachte Emission berücksichtigt, die um das Dreifache höher ist, als die während der gesamten Lebensdauer durch Altfahrzeuge abgegebenen CO2-Volumen. Sie ist Hauptbestandteil der bei Kraftwerke (25% Emission) und Industrie (26%) in der Statisktik geführten Emissionen.

Durch die Abwrackprämie wird mehr CO2-Emission gefördert, als diese minimiert wird. Großvolumige Fahrzeuge halten durchschnittlich länger in der Laufleistung als Kleinfahrzeuge. Leichtbaufahrzeuge mit Alu und viel Kunststoff verursachen wesentlich mehr CO2-Emission in der Herstellung als herkömmliche Bauarten. Durch die Abwrackprämie werden kurzfristig vor allem kleine Autos mit geringer Laufleistung verkauft. Würden die älteren Autos bis an ihre Lebenserwartung erhalten, würde weltweit weniger CO2 in der Industrie abgegeben.

Die Automobilwirtschaft hat in der Vergangenheit ein wesentlichen Fehler gemacht. Es wurden Autos gebaut, die deutlich kürzere Lebenszyklen haben, als dies technisch möglich ist (siehe Langzeitporsche 1 Mio km Laufleistung). Ein Auto, das länger genutzt würde, wäre nicht wesentlich teurer in der Herstellung. Durch Kompensation in Dienstleistung und Wartung (analog Flugzeuge) würde die Wirtschaft trotzdem wachsen können und die Gesamtbilanz der CO2-Emission um ein Vielfaches geringer, als dies zur Zeit über Elektroautos realisierbar ist.

Warum werden diese Aspekte in der aktuellen Politik nicht berücksichtigt? Die Autowirtschaft hat bisher nur verteilt. Es muß ein Umdenken in Richtung länger haltbarer Autos stattfinden und dies kann nur über entsprechende Aufklärung und Wettbewerb passieren. Die Politik muß den Rahmen in diese Richtung verändern. Gerade SUVs und großvolumige Limousinen sind viel effizienter als Kleinwagen, als dies zur Zeit dargestellt wird, wenn die Laufleistung, Transportleistung, Herstellung der Rohstoffe, Teile und Ihr weltweiter Transport Berücksichtigung finden würde!

Wenn die Politik hier nicht einschreitet, wird die technische Innovation, die Deutschland z.B. bei Porsche weltweit wettbewerbsfähig hält, leichtfertig durch falsche Argumente verspielt!

Frau Bundeskanzlerin. Porsche hat mit 70% noch betriebsbereiter Flotte den besten Beitrag zum Umweltschutz geleistet, den es in der Automobilwirtschaft weltweit gibt. Hybrid- und Elektroautos sind in der Ökobilanz auch in 100 Jahren noch viel schädlicher als Altautos es je gewesen sind. Die Politik könnte wesentlich bessere Weichen für unsere Zukunft in Sachen Wirtschaft und Umwelt stellen. Warum wird nur kurzfristig verschlimmbessert?

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Kfm. Eckhart Mehler
Unternehmensberater

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 02. März 2009
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Mehler,
vielen Dank für Ihre Zuschrift, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Im zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung ist auch die Maßnahme „Stärkung Pkw-Nachfrage“ enthalten. Einerseits soll das den Absatz neuer, höchstens ein Jahr alter Personenkraftwagen fördern. Andererseits geht es darum, dass alte Pkw mit hohem Schadstoffausstoß durch effizientere und sauberere Fahrzeuge ersetzt werden.
Autos haben in Deutschland durchschnittlich eine Lebensdauer von zwölf Jahren. Diese Zahl hat sich seit 1995 kaum verändert. Bundesweit sind mehr als 45 Millionen Pkw für den Straßenverkehr zugelassen. Ihr Durchschnittsalter beträgt gut acht Jahre.
Grundsätzlich haben Sie Recht, dass längere Betriebszeiten von Pkw sinnvoll sind, schließlich braucht man zur Herstellung Energie. Ein Teil dieser Produktionsenergie geht jedoch nicht in vollem Umfang verloren, da die Fahrzeuge nach der Altfahrzeugverordnung zunächst ordnungsgemäß zu verwerten sind, bevor die Restkarossen in eine Schredderanlage kommen.
Mehr Informationen dazu finden Sie unter:
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/Konjunktur/...
Auf die Erneuerung des Fahrzeugparks können wir nicht verzichten. Denn die neuen Autos werden durch den Einsatz neuer Technologien immer sparsamer und schonen die Umwelt. Bundesumweltminister Gabriel erklärte dazu: „Ein Auto mit neun oder zehn Jahren Laufzeit ist für die Umwelt schlechter als ein neues. Neben dem ökologischen Aspekt ist auch wichtig, dass wir Tausende Menschen in Arbeit halten. Die Automobilindustrie ist eine der dynamischsten Branchen mit ungeheuren Innovationskapazitäten.“ (Nordwest Zeitung vom 27.2.2009)

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung