Sehr geehrter Herr Huber,
vielen Dank für Ihren Beitrag, den wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Es würde ein Forum wie dieses sprengen, zu jeder Ihrer Annahmen oder Einzelfragen in eine Art wissenschaftliche Diskussion einzusteigen – zumal Ihre eigentlichen „Ansprechpartner“ zu Geldmengen u.ä. ohnehin die Zentralbanken wären:
Grundsätzlich lässt sich zu Ihren Vermutungen sagen, dass der Euro keineswegs zu mehr Inflation geführt hat. Die Statistiken beweisen das Gegenteil. Zudem agieren die Zentralbanken – ob Europäische Zentralbank (EZB) oder Bundesbank – ja gerade als von der Regierung unabhängige Stabilitätswächter im Währungs- und Finanzsystem.
Denn die Grundlage des Geldwertes, also der Kaufkraft, ist die Knappheit. Dafür muss eine Instanz mit hoher Autorität sorgen – eben die Zentralbanken. In Deutschland war dies bis Ende 1998 die Deutsche Bundesbank. Anfang 1999 hat im Euro-Währungsgebiet das Eurosystem die Zentralbankfunktion übernommen. Es besteht aus der EZB und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder, darunter die Bundesbank.
Die Geschäftsbanken benötigen ihrerseits Liquidität, um selbst Kredit zu vergeben und Geld zu schöpfen. Denn die Kreditinstitute müssen damit rechnen, dass sich ein Teil ihrer Kunden seine Einlagen entweder bar auszahlen oder an andere Banken überweisen lässt. Außerdem sind die Kreditinstitute dazu verpflichtet, Einlagen in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes als Guthaben beim Eurosystem als Mindestreserve zu unterhalten. Für beides ist Zentralbankgeld notwendig, das die Banken nicht selbst schaffen können.
Das Monopol der Zentralbank auf ihr Geld ist also der Hebel, mit dem sie auf die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute Einfluss nimmt. Die Zinssätze am Geldmarkt richten sich damit stark nach den Bedingungen, zu denen die Zentral- oder Notenbank den Kreditinstituten Zentralbankguthaben anbietet. Teure Tagesgeldzinsen bei der Notenbank verteuern also auch die Zinsen für Kredite am Markt.
Wie schnell sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Preise verändern, hängt nicht nur von der Höhe der Notenbankzinsen ab. Die Geldpolitik kann das Preisniveau nicht direkt steuern. Denn es kann lange dauern, bis sich eine geldpolitische Maßnahme auswirkt. Ganz entscheidend sind das Verhalten der Banken und der Zustand der Wirtschaft.
Eine geldpolitische Strategie muss daher auch berücksichtigen, wie private Haushalte, Unternehmen und der Staat voraussichtlich handeln. Eine Notenbank muss die langen und variablen Wirkungsverzögerungen der Geldpolitik stets im Blick haben.
Die Zentralbanken im Euroraum betreiben daher eine mittelfristige Geldpolitik. Es ist nicht ihre Aufgabe kurzfristig die Konjunktur zu steuern, sondern die Geldwert- und Preisstabilität zu gewährleisten. Sie ist auf längere Sicht eine grundlegende Voraussetzung für das reibungslose Funktionieren der Marktwirtschaft, für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung.
Mehr dazu: http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_1928/DE/Wirtscha...
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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