Sehr geehrte Frau Merkel,
in der Rentendebatte wird immer wieder auf die Folgen der Demographie hingewiesen. Danach soll durch die längere Lebensdauer der Menschen und eine verminderte Geburtenrate eine Situation entstehen, dass es nicht mehr genügend Menschen gibt, die in die Rentenkassen einzahlen und somit die Belastung für die Jugend zu groß wird. Aus diesem Grunde wurde auch die Rente mit 67 eingeführt. Soweit die politischen Aussagen.
So ganz vermag ich diese Aussagen nicht nachvollziehen, gibt es doch ziemlich eindeutige Hinweise, dass diese von der Rürup-Kommission geprägten und seither ständig wiederholten Aussagen einige Schönheitsfehler aufweisen.
Da wäre zunächst die Aussage über die verlängerte Lebensdauer, basierend auf den Sterbetafeln und statistischen Hochrechnungen. Aus meiner Sicht sind die daraus gezogenen Schlüsse fehlerhaft, weil sie die Wirklichkeit nur unvollkommen aufzeigen.
Die Frage der Demographie im Zusammenhang mit den Rentenzahlungen kann im Prinzip nicht auf der Basis einer Gesamtgesellschaftlichen Betrachtung bewertet werden, weil derzeit nur ca. 27 Millionen Bürger einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Darunter sind etliche Berufssparten, deren Lebensdauer wegen der Ausübung ihres Berufes sicherlich nicht vergleichbar ist mit der einer gehobenen Einkommensklasse, die sich schon wegen der besseren finanziellen Ausstattung eine medizinische Fürsorge leisten kann, von der die meisten Einzahler in die Sozialkassen nur träumen können.
Eine Sterbestatistik, aufgesplittet nach einzelnen Berufsgruppen und nur berechnet von den Menschen, die auch in die Rentenkassen einzahlen, würde mit Sicherheit überraschende Ergebnisse zeitigen.
Ein zweiter Punkt in diesem Zusammenhang wird mit erstaunlicher Konsequenz ignoriert. Solange es Millionen Arbeitslose gibt und hier meine ich nicht die statistisch erfassten, sondern die realen Arbeitslosenzahlen, können doch fehlende Einzahlungen in die Sozialkassen nicht einer zu geringen Geburtenrate angelastet werden? Jeder Arbeitslose ist ein fehlender Einzahler, denn die wenigen Cent, die von der BA an die Rentenkassen geleistet werden, fallen dabei sicherlich nicht ins Gewicht.
Ein dritter Punkt findet auch keine Beachtung. Von den zu wenig geborenen Kindern werden mit der zunehmenden Verarmung (Stichwort Kinderarmut) inzwischen schon über 2 Millionen von echten Bildungsmöglichkeiten abgeschnitten. Die psychologischen Begleitumstände dieser früh beginnenden Ausgrenzung bewirken eine frühzeitige Resignation bei diesen Kindern mit einem zunehmenden Hass auf die Gesellschaft. Die von Frau von der Leyen angestrebten Maßnahmen sind eine Eliteförderung und lassen Kinder in prekären Verhältnissen völlig außen vor. Diese Förderung einer Elite erinnert mich fatal an die Zeit vor 1945. Die fehlenden Bildungschancen dieser Kinder bewirken zwangsläufig eine strukturelle Unterversorgung des leistungsfähigen Nachwuchses für die Wirtschaft.
All diese Punkte stehen in einem krassen Gegensatz zu den Behauptungen über die Einflüsse der Demographie. Betrachtet man dabei die Bemühungen und Forderungen, die arbeitende Bevölkerung aus der gesetzlichen in die private Versicherungswirtschaft zu treiben und sieht dabei, dass die Apologeten der der Demographie prächtig mit der privaten Versicherungswirtschaft zusammen arbeiten und horrende Honorare kassieren, erscheinen die von diesen Leuten erhobenen düsteren Zukunftsprognosen eher als eine PR-Kampagne für den eigenen Profit.
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung der BRD seit Kriegsende, müsste eine verlängerte Lebenserwartung locker zu verkraften sein, steht sie doch in keinem Verhältnis zur Steigerung der wirtschaftlichen Entwicklung.
Demographie ist eine Wurst mit zwei Enden. Die arbeitende Bevölkerung muss durch die Umlagenfinanzierung nicht nur für die Alten aufkommen, sondern auch für die Jugend, bis diese ins Berufsleben einsteigt. Die Mackenroth-These:ist bis heute nicht widerlegt. Auch dort hat eine demographische Entwicklung stattgefunden, weil das durchschnittliche Alter der Berufseinsteiger von15 Jahren zu Beginn der BRD (Fünfziger Jahre) auf heute gut 20 Jahre angestiegen ist.
Was also ist der Grund, dass die Aussagen über die Demographie von der Politik nur von Personen und Instituten Beachtung finden, die einseitig für wirtschaftliche Interessen arbeiten und für diese Lobbyarbeit von der Wirtschaft reich belohnt werden?
Gert Flegelskamp
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am 02. November 2007
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Kommentar zu Kommentar 1 am 08. November 2007
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am 12. November 2007
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am 12. November 2007
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