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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Felix Emele am 14. August 2012
12871 Leser · 2 Kommentare

Außenpolitik

Der Euro spaltet Europa

Guten Tag Frau Dr. Merkel,

seit dem zweiten Weltkrieg hat Deutschland seine ganzen Bemühungen in den Aufbau eines vereinigten Europas gesteckt um eine Tragödie wie die des dritten Reiches unmöglich zu machen.
Leider werden diese Arbeit und die Hoffnung von Millionen von Europäern gerade durch den Euro zerstört. Der Euro schürt Missgunst, Neid, Hass, Ressentiments die schon vergessen waren.
In einem beantworteten Beitrag wird behauptet das Deutschland vom Euro profitiert hat. Dies ist nicht wahr!
Stattdessen konnte nach Einführung des Euro keine Steigerung des BIP oder der anderen Wirtschaftsindikatoren festgestellt werden, die sich von den Zeiten vor der Währungsunion unterscheiden. Dies gilt für alle nördlichen Länder. Nur die südlichen Länder konnten aufgrund günstiger Kredite einen Wirtschaftsaufschwung auf Pump erzielen- was daraus geworden ist sehen wir ja jetzt.
Die Rechnung muss Deutschland nun bezahlen, berechtigte Reformen schürren jetzt die Ressentiments gegen Deutschland und die Wut der Steuerzahler in Deutschland auf die südlichen Staaten. Das wird über kurz oder lang zur Spaltung von Europa führen. Die einzige Möglichkeit die ich sehe ist die, dass Griechenland wieder souverän werden muss und nicht von Deutschland oder der EU gegängelt werden darf, dafür müssen sie aber zu ihrer alten Währung zurück und die Suppe auslöffeln die sie sich eingebrockt haben.
Wie lang wollen sie sich vor dieser Realität drücken? Wann hören die Regierungen auf unser Europa zu gefährden?
Es kann keine Währungsunion ohne eine vollständige politische Union und einem Umdenken in der Fiskal Politik geben. Es steht viel auf dem Spiel!

Hoffnungsvoll

Felix Emele

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 13. September 2012
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Emele,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Der Euro hat in den vergangenen Jahren das Zusammenwachsen unseres Kontinents vorangebracht. Er ist ein konkretes Zeichen europäischer Identität. Die Fakten zeigen zugleich, dass Deutschland vom Euro profitiert. Die wirtschaftliche Lage in unserem Land hat sich seit der Einführung der Gemeinschaftswährung in vielen Bereichen deutlich verbessert. Deutsche Firmen exportieren mehr als 40 Prozent ihrer Ausfuhren in Eurostaaten – ohne Wechselkursrisiko und ohne komplizierten Geldumtausch. Dank des Euro bleibt die Inflation relativ niedrig. Seit seiner Einführung 1999 sind die Preise durchschnittlich um 1,4 Prozent pro Jahr gestiegen – deutlich weniger als zu D-Mark-Zeiten: Von 1992 bis 1998 waren es im Durchschnitt 2,6 Prozent.

Aus der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ist Deutschland gut herausgekommen – nicht trotz, sondern auch dank des Euro. Während der globalen Finanzkrise, die auch ohne den Euro eingetreten wäre, hätten wir in Europa ohne Euro mit hoher Wahrscheinlichkeit extreme Wechselkurs- schwankungen erlebt. Die D-Mark wäre dramatisch aufgewertet worden, und es wäre zu einem drastischen Einbruch unserer Exporte und damit unseres Wachstums gekommen.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs handeln entschlossen, um der derzeitigen Krise im Euro-Raum zu begegnen. Dazu haben sie entsprechende Reformen eingeleitet.

Es ist der Wille der Bundesregierung, dass Griechenland Teil der Eurozone bleibt. Wir erwarten, dass Griechenland seine Zusagen einhält. Im Gegenzug kann Griechenland aber auch erwarten, dass keine vorschnellen Urteile gefällt werden, sondern Entscheidungen auf belastbarer Grundlage fallen. Erst nachdem die Troika aus Vertretern der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds ihre Stellungnahme vorgelegt hat, kann man über das weitere Vorgehen sprechen.

Es ist richtig: Die EU muss nachholen, was sie bei der Schaffung der Wirtschafts- und Währungsunion, bei der Euro-Einführung, nicht geschafft hat: eine engere politische Zusammenarbeit. Diese politische Zusammenarbeit ist durch den Fiskalpakt schon ein Stück verbindlicher geworden. Aufgabe der europäischen Institutionen ist es, noch stärker dafür Sorge zu tragen, dass die Regeln eingehalten werden.

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Themen/Euro/_n...

http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Europ...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Dietmar Sprenger
    am 19. August 2012
    1.

    "Wie lang wollen sie sich vor dieser Realität drücken? Wann hören die Regierungen auf unser Europa zu gefährden?
    Es kann keine Währungsunion ohne eine vollständige politische Union und einem Umdenken in der Fiskal Politik geben. Es steht viel auf dem Spiel!"

    Bis zu den nächten bundestagswahlen. Wenn die schwarz gelbe regierung hoffentlich abgewählt wird. Ich hoffe das dieser geldverteilugswut unserer politiker auf des steuerzahlers kosten dann endlich ein riegel vorgeschoben wird.
    Soweit die theorie, ich sehe im moment keine partei die hier nicht im interesse der industrie und somit immer gegen die geldbörse des bürgers handelt.

  2. Autor Dagmar Kohlrausch
    Kommentar zu Kommentar 1 am 31. August 2012
    2.

    Damit haben sie vermutlich recht. Aber immer mehr Bürger informieren sich inzwischen abseits der Mainstreammedien und da sind Sachen zu lesen, das einem nur noch schlecht werden kann. Ja, der deutsche ist ein Schlafschaf und obrigkeitshörig, aber irgend wann wird auch der Deutsche wach.

    Und was mich immer wieder verblüfft ist der Punkt, das es ausreichend Ökonomen gibt, die durch aus andere Lösungen haben als die Regierungstreuen, aber diese werden ganz schnell als Phantasten oder noch schlimmer, als rechte Schwätzer abgetan.

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