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Abstimmungszeit beendet
Autor Lutz Meißner am 23. Juli 2009
39493 Leser · 1 Kommentar

Außenpolitik

Der Fall Ronny Fischer - Afghanistan kein Kriegseinsatz?

Sehr geehrte Frau Merkel,

wie kann es sein, dass deutsche Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan ihr Leben aufs Spiel setzen, behandelt werden wie Verbrecher? Ich habe von dem Fall "Ronny Fischer" erfahren (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,637290,00.html), der unglücklicherweise bei einem Einsatz eine Frau und Kinder erschoss. Nicht, dass ihn dieser Unfall womöglich für den Rest seines Lebens traumatisieren wird. Die deutsche Justiz hat offenbar nichts besseres zu tun, als den Jungen wegen Totschlags zu belangen. Ein schrecklicher Unfall, kein Zweifel. Aber warum will man ihn noch zusätzlich bestrafen für etwas, was zu den Risiken seines Einsatzes gehört?

Hier herrscht offensichtlich ein Widerspruch: Junge Menschen werden zum Dienst an der Waffe ausgebildet. Es ist ihre Aufgabe, ja ihre Pflicht zu schießen. Hätte es sich bei den während des Einsatzes zu Tode Gekommenen nicht um Frau und Kinder, sondern um sprengstoffbeladene Terroristen gehandelt, sähe der Fall natürlich anders aus. Das Problem ist schlicht, dass die Bundeswehr an Kriegseinsätzen teilnimmt, wo solche Unfälle passieren können, die Zuständigen der Regierung aber nach wie vor das Wort "Krieg" nicht in den Mund nehmen wollen. Sie tun damit unseren Soldaten im Einsatz keinen Gefallen, Frau Merkel, und auch Ihr Kollege Herr Jung nicht. Dieser sagte, dass es sich um keinen Krieg handele, da es sich bei den Taliban auch um keine Soldaten, sondern um Terroristen handele. Das halte ich für Augenwischerei.

Ich frage Sie allen Ernstes: War dann Vietnam auch kein Krieg? Die Grenzen zwischen Terroristen und organisierten Einheiten sind fließend. Und wenn man den Berichten glauben schenkt, sind die Taliban und das Terrornetzwerk Al Quaida doch auch hervorragend organisiert. Irgendwie hinkt die Argumentation: Entweder handelt es sich nun um einen losen Verbund loser "Terrorzellen" oder aber um ein gutorganisiertes Netzwerk, das durchaus die Qualitäten einer militärischen Organisation aufweist. Was denn nun??

Die Vietcong waren auch nicht mehr als ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Kämpfern. Aber hervorragend organisiert. Würde jemand aufgrund mangelnder Einheitsuniform der damaligen Vietcong auf die Idee kommen, den Einsatz von U.S. GIs im Vietnamkrieg keinen Kriegseinsatz zu nennen?? Warum nennen Sie also das Kind nicht beim Namen? Ist der Einsatz der BW-Soldaten in Afghanistan kein Kriegseinsatz?

Der Vergleich des Afghanistaneinsatzes der BW mit Vietnam liegt noch aufgrund einer anderen Sache nahe: Hier wie dort besteht die Gefahr, dass heimkehrende Soldaten nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt werden. Kriege sind schrecklich und grausam - darüber sind wir uns einig. Sie hinterlassen tiefe Wunden an Leib und Seele der Menschen. Der Fall Ronny Fischer jedoch ist zusätzliches Salz in die Wunden der Soldaten, die tagtäglich ihr Leben in Afghanistan aufs Spiel setzen.

Vielen Dank für Ihre Zeit.

Hochachtungsvoll,
Lutz Meißner

Kommentare (1)Schließen

  1. Autor Christian Adrion
    am 19. Dezember 2012
    1.

    Wer Soldaten in den Krieg schickt, darf sich nicht wundern, wenn getötet wird.
    Ich habe Zweifel, ob jemals ein britischer Bomberpilot vor das Militärgericht gezogen wurde, weil er deutsche Frauen und Kinder tötete.
    Wer so etwas tut, weiß nicht was Krieg wirklich ist. Es gibt keinen humanen Krieg! In jedem Krieg sterben immer Unschuldige. So war es und so wird es immer bleiben.

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