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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Klaus Schneider am 29. April 2016
8311 Leser · 0 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Enteignung eines orthodoxen Klosters in der Türkei

In den vergangenen Jahren gab es Anzeichen für eine Minderung der Bedrängnis, in der sich die Christen in der Türkei befinden. Es wuchs die Hoffnung, dass die Türkei sich auf eine gerechte Auslegung ihrer Verfassung besinnen und den christlichen Minderheiten in der Türkei die verfassungsgemäßen Rechte zugestehen würde.
Diese Hoffnungen wurden in den vergangenen Wochen zerstört. Anstatt den christlichen Kirchen in der Türkei endlich einen geordneten Rechtsstatus einzuräumen und ein uneingeschränktes kirchliches Leben zu ermöglichen, wurden an verschiedenen Orten (z.B. in Bursa und Diyarbakir) Kirchenschließungen und Beschlagnahmen angedroht.

Auf der Insel Heybeliada (griechisch Chalki) wurde zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ein orthodoxes Kloster enteignet. Die „Patriarchalskiti“ zur Verklärung Christi (Metamorphosis) wurde am 5. April 2016 vom Forstministerium übernommen und der dort lebende Mönch musste das Gelände verlassen. Die jahrelangen Bemühungen des ökumenischen Patriarchen Bartholomaios um einen Erhalt des Klosters wurden damit zunichte gemacht. Das Forstministerium plant Berichten zufolge, das Kloster „Patriarchalskiti“ (das auch „Makarios-Skiti“ genannt wird) in einen Feuerwehrstützpunkt umzuwandeln.

Heybeliada im Marmarameer bei Istanbul war über Jahrhunderte ein Zentrum christlich-orthodoxen Glaubenslebens.
Die Christen in der Türkei sind durch all diese Maßnahmen sehr verunsichert und benötigen dringend Unterstützung in ihren Bestrebungen, die ihnen gemäß der türkischen Verfassung zustehenden Rechte zu erlangen. Sicher haben sie genug zu tun, und ich achte Ihre wertschätzende Art allen Menschen gegenüber. Aber vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit diesen traurigen Sachverhalt im Gespräch mit den türkischen Verantwortlichen zu erwähnen.

Gott segne Sie mit Weisheit und Gesundheit in diesem schwierigen Amt

[Ihr Klaus Schneider

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 30. Mai 2016
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Schneider,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung verfolgt die innenpolitischen Entwicklungen in der Türkei sehr aufmerksam. Das gilt auch für die Lage und die Rechte von religiösen Minderheiten. So stehen Mitarbeiter des Auswärtige Amts im Kontakt mit dem Pastor der Protestantischen Kirche in Bursa. Danach gehört das Gebäude der türkischen Generaldirektion für Stiftungen und war in der Vergangenheit an die Großstadtverwaltung der Stadt Bursa vermietet. Mit dem Auslaufen des Mietvertrags plant die Gemeinde nun, die Kirche direkt von der Stiftungsdirektion zu mieten. Die Nutzung der Kirche durch die Gemeinde sowie die Gottesdienste sind – so der geistliche Vertreter der Kirche - nicht beeinträchtigt. Die Kirche sei jeden Sonntag für die protestantischen, katholischen und orthodoxen Gemeinden und jeden Samstag für Besucher geöffnet.

Das Auswärtige Amt hält auch Kontakt mit dem Vertreter der Marienkirche in Diyarbakır. Die damalige türkische Umwelt- und Städtebauministerin Fatma Sarı hat am 31. März 2016 auf einer Pressekonferenz bestätigt, dass weder Kirchen noch Moscheen in Diyarbakir/Sur verstaatlicht würden.

Die Bundesregierung tritt auf internationaler und bilateraler Ebene konsequent für die Rechte von Minderheiten, insbesondere für die Religionsfreiheit ein. Deutschland wird - wie die Bundeskanzlerin mehrfach betont hat - auch in Zukunft darauf achten, dass grundlegende Freiheiten wie die Religionsfreiheit garantiert werden. Dazu gehört auch, dass die Religion wirklich gelebt werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung