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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Lothar Herold am 27. April 2011
9871 Leser · 1 Kommentar

Die Kanzlerin direkt

Ethik der Umwandlung von Lebensmitteln in Energie

Sehr geehrte Frau Merkel,

von der Bundesregierung wurde eine Kommission zur Prüfung der Ethik des Einsatzes der Atomenergie eingesetzt.

Müsste nicht in diesem Zusammenhang auch die Ethik der Umwandlung von Lebensmittel in Bioethanol oder Biogas auf den Prüfstand gestellt werden?

Täglich sterben ca. 10.000 Kinder unter 5-Jahren weltweit an den Folgen von Unterernährung. Mehr als eine Milliarde Menschen hungert auf unserer Erde mit zunehmender Tendenz bei exponentiellem Wachstum der Erdbevölkerung.

Für zwei PKW - Tankfüllungen mit Bioethanol wird z.B. eine Maismenge benötigt, von der ein Mensch in der dritten Welt gut ein Jahr leben könnte.

Was meinen Sie dazu Frau Bundeskanzlerin?

Herzliche Grüße

Lothar Herold

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 31. Mai 2011
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Herold,

vielen Dank für Ihre Zuschrift, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Der größte Teil des Biosprits, den wir hierzulande tanken, stammt aus Deutschland und Europa. Es besteht zu rund 60 Prozent aus Getreide, 30 Prozent aus Zuckerrüben und 10 Prozent aus Zuckerrohr.

Bei der Herstellung von Bioethanol gilt: Der Anbau von Nahrungsmitteln hat Vorrang vor dem Anbau von Energiepflanzen. Nur auf zwei bis drei Prozent der weltweiten Ackerflächen werden derzeit Energiepflanzen wie Raps, Mais, Zuckerrohr oder Ölpalmen angebaut. Außerdem müssen Biokraftstoffe in Deutschland nachhaltig angebaut werden. Das heißt, sie dürfen nicht von Flächen mit einem hohen Wert für die biologische Vielfalt stammen. Das sind beispielsweise Wälder oder Grünflächen mit großer Artenvielfalt. Dafür hat die Bundesregierung mit der sogenannten Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung gesorgt. Das gilt auch für Importe. Solange für importierten Biosprit kein Nachhaltigkeitszertifikat vorliegt, dürfen diese Kraftstoffe in Deutschland nicht zum Einsatz kommen.

In den nächsten Jahrzehnten wächst die Weltbevölkerung auf über 9 Milliarden. Entsprechend wird auch die Nachfrage nach Nahrung steigen. Das erfordert unter anderem, Ressourcen effizienter zu nutzen. Die Tatsache, dass derzeit etwa eine Milliarde Menschen an Hunger und chronischer Unterernährung leiden, ist vor allem ein Armutsproblem. Der Hunger in der Welt hat generell mit der Verteilung, aber auch ganz stark mit der Ernte, dem Transport und der Lagerung von Nahrungsmitteln zu tun – und bedeutet nicht, dass grundsätzlich zu wenig Nahrungsmittel produziert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (1)Schließen

  1. Autor Karl Eduard Schmidt
    am 22. Mai 2011
    1.

    Auch hier ist der Beweis mangelnder Bescheidenheit der Deutschen. Kozentrierten wir mehr uns auf einfache Lernkultur mit einfachen Mitteln und Nähe zur Natur gäbe es mehr Botaniker die Projekte umsetzen für effektive Pflanzenzucht industriellen Rohstoff. Nicht jede Pflanzenstärke ist geniessbar für Menschen aber für Gärungslebewesen. Aus Palmensorten lassen sich mehr Zucker produzieren ohne den Boden zu zerstören wie im Rübenbau. In den Bergen Südamerika gibt es Baumsamen die mehr Öl enthalten als Raps. Die Lebensmittelvernichtung stammt aus monotomer Esskultur der Turbogesellschaft. Alte Apfelsorten und Kräuter - Gemüsearten sterben weltweit aus nur für unser Konsumverhalten. Auch dieses Thema beginnt in unseren Köpfen und nicht bei den sogenannten Mächtigen.

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