Sehr geehrter Herr Forstner,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel beantworten.
Im 19. Jahrhundert kauften die Notenbanken in ganz Europa Gold und Silber, aber auch sichere Wechselbriefe der Kaufleute. Im Gegenzug gaben sie sogenannte Banknoten aus. Wer bei der Bank eine solche Note einlösen wollte, bekam ihren Nennwert in Edelmetall ausgezahlt. Banknoten liefen so leicht wie Münzen um, erleichterten aber den Umgang mit großen Geldbeträgen. Heute geben staatliche Zentralbanken Banknoten aus und bürgen für deren Wert.
Neben dem Papiergeld bildete sich in den großen Handelsstädten Norditaliens, aber auch in Amsterdam, Hamburg oder Nürnberg das Buchgeld bzw. Giralgeld heraus: Geld also, das nur in den Kontobüchern der Banken steht. Bei den „Girobanken“ eröffneten Kaufleute Konten, um dann Guthaben von Konto zu Konto zu bewegen.
Mit dem Übergang vom Warengeld zum stofflosen Buch- bzw. Giralgeld änderte sich die Anschauung über Wesen und Wert des Geldes. Der Geldwert von „vollwertigen“ Münzen lag in ihrem Warenwert. Bei stofflosem Geld gewann dessen Knappheit an Bedeutung. Ist Geld nicht mehr knapp, also bei einem Missverhältnis zwischen umlaufender Geldmenge und vorhandener Gütermenge, steigen die Preise. Das Geld verliert Kaufkraft (Inflation) und wird schließlich im Wirtschaftsverkehr nicht mehr allgemein akzeptiert.
Das kann bei dem einfach herstellbaren Papier- und Buchgeld, leichter auftreten als bei Warengeld. Bei diesem wirkten die beschränkten Edelmetallvorräte als „Geldschöpfungsbremse“. Doch gab es auch in Zeiten der Gold- und Silberwährungen Phasen, in denen das Geld seinen Wert verlor. Z.B. kam es nach der Entdeckung Amerikas in Spanien zu einer starken Inflation, weil die Eroberer große Mengen an Gold und Silber ins Mutterland brachten.
Heute wissen wir, dass nur die Knappheit des Geldes Grundlage für seinen Wert, also seine Kaufkraft, ist. Deshalb muss eine Instanz mit hoher Autorität für Knappheit sorgen. Das sind in modernen Volkswirtschaften die Zentralbanken. In Deutschland war dies bis Ende 1998 die Deutsche Bundesbank. Anfang 1999 hat im Euro-Währungsgebiet das Eurosystem die Zentralbankfunktion übernommen. Es besteht aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der Euro-Länder, darunter die Bundesbank. Vorrangige Aufgabe des Eurosystems ist, Preisstabilität zu sichern, d. h. den Wert des Euro stabil zu halten.
>> Weitere Informationen zum Thema Geld
http://www.bundesbank.de/index.php
Wie die Finanzkrise gezeigt hat, funktioniert die finanz- und wirtschaftspolitische Überwachung in der Eurozone nicht ausreichend. Gemeinsames Ziel der Euro-Länder ist, die Währungsunion für die Zukunft robuster und krisenfest zu machen. Denn der Euro soll seine Erfolgsgeschichte fortsetzen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt muss verschärft werden. Wichtig ist, finanzpolitische Fehlentwicklungen in Mitgliedstaaten künftig frühzeitig zu erkennen bzw. zu verhindern. Hierzu wird die Bundesregierung eigene Vorschläge einbringen. Dazu gehören auch nationale Regeln wie unsere Schuldenbremse.
>> Weitere Maßnahmen zum Schutz des Euro
http://www.bundesregierung.de/nn_1264/Content/DE/Artikel/...
Eine Währungsreform, wie Sie zu vermuten scheinen, steht aber momentan in keiner Weise an.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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