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Beantwortet
Autor Sabine Daniels am 06. Dezember 2010
12656 Leser · 0 Kommentare

Gesundheit

Folgen der Gesundheitsreform

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

gerne würde ich ihnen heute berichten wie die Auswirkungen ihrer Politik hier vor Ort sind. Ich bin Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit einer Blutgerinnungsstörung in Niedersachsen. Fast täglich erreichen mich Anrufe von Betroffenen die mich sehr nachdenklich stimmen. Patienten werden von Kliniken abgewiesen die an solch einer Erkrankung leiden. Die Begründung ist immer wieder die selbe: Die Klinik könne sich so teure Patienten nicht leisten.

Auch wurden die Patienten an die Krankenkassen verwiesen. Dort solle ein Antrag für die Kostenübernahme der benötigten Medikamente gestellt werden.Dieses ist jedoch nach wie vor Aufgabe der Kliniken!

Die Patienten werden verunsichert. Viele wollen ihre Erkrankung schon gar nicht mehr angeben, da sie ständig auf Ablehnung stoßen. Dieses führt dann wiederum zu noch mehr Kosten, da Komplikationen auftreten, wie Blutungen extreme Wundheilungsstörungen, Verwachsungen, Knochenschädigungen ect. Die Kosten für die Gesundheit steigen so noch höher.Gibt es bald nur noch Gesundheitsfürsorge für Besserverdienende?

Weite Anreisen zu entsprechenden Kliniken ist eine weitere Folge. Auch werden nötige Operationen verschoben und weitere sinnlose Untersuchungen angeordnet. Ist das der Sinn der neuen Gesetze? Ganz im Gegensatz steht hierzu die UN-Konvention 2009 die von ihnen ratifiziert worden ist. Mit der Gesundheitspolitik ihrer Regierung ist diese nicht in Einklang zu bringen. Es findet eine klare Diskriminierung und Ausgrenzung dieser Gruppe Betroffener statt.

Gesundheit darf keine Ware sein, die nur Profit orientiert ist.
Krankenhäuser müssen eine Anlaufstelle für alle sein die Hilfe brauchen, ohne dass dringend benötigte Medikamente verweigert werden.

Mit freundlichem Gruß
Sabine Daniels
Leiterin Selbsthilfe für Menschen mit Blutgerinnungsstörungen

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 17. Januar 2011
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Daniels,

vielen Dank für Ihre E-Mail, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Sicherlich stimmen Sie mit uns darin über ein, dass die Behandlung von Menschen mit Blutgerinnungsstörungen insbesondere bei schwereren Formen eine besonders qualifizierte Erfahrung und eine hochspezialisierte Therapie erfordern. Diagnostik und Therapie der Krankheit bedeuten in der Regel eine fachübergreifende Zusammenarbeit und Behandlung in spezialisierten Zentren.

Gerade deshalb haben die Patientenvertreter im gemeinsamen Bundesausschuss ausdrücklich die Behandlung von Menschen mit Blutgerinnungsstörungen in besonders qualifizierten Behandlungseinrichtungen begrüßt.

Auch wer wegen anderer Erkrankungen stationär behandelt wird, ist in einem Krankenhaus, das auf solche Patienten spezialisiert ist, besser aufgehoben. Dafür spricht eine Reihe medizinischer Gründe. Beispielsweise muss bei Operationen eine ausreichende und passende Behandlung der Blutgerinnungsstörungen gesichert sein. Die Voraussetzungen zur sicheren Verabreichung der Gerinnungsfaktoren müssen vorliegen.

Gerade die operative stationäre Versorgung von Patienten mit Blutgerinnungsstörungen ist besonders schwierig. Das ist in diesen Zentren möglich. Weiterer Vorteil: In speziellen Zentren gibt es die Arzneimittel, die für die medikamentöse Therapie von Menschen mit Blutgerinnungsstörungen erforderlich sind – Arzneimittel, die andere Krankenhäuser schon aus Kostengründen nicht vorhalten können.

Daher ist es auf jeden Fall empfehlenswert – wann immer möglich – betroffene Patienten an ein entsprechendes Zentrum zu verweisen. Die behandelnden Ärzte, aber auch der Bundesverband Interessengemeinschaft Hämophiler e.V. als Mitgliedsverband in der BAG Selbsthilfe können Auskunft geben, wo das nächstgelegene Zentrum ist.

Sehr geehrte Frau Daniels, es geht nicht um Profit, Kostenersparnis oder Leistungsverweigerung, sondern im Gegenteil darum, dieser Patientengruppe bestmöglich zu helfen und ihre medizinische Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen. Ausdrücklich möchten wir uns an dieser Stelle auch für Ihr soziales Engagement bedanken.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung