Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor B. Bögershausen am 20. Mai 2009
10042 Leser · 0 Kommentare

Umwelt und Tierschutz

Gutes Gewissen dank Biosprit???

Sehr geehrte Frau Merkel,

seit wir im Unterricht über Biokraftstoffe gesprochen haben und eine Reportage dazu gesehen haben, fragen wir uns ob diese durchaus gut gemeinten Neuerung so gut sind.
Natürlich muss man Alternativen zu bisherigen Kraftstoffen finden, da diese Ressourcen begrenzt sind und bald aufgebraucht sind. Aber es gibt auch Schattenseiten der Gesetze zur Förderung von Biokraftstoffen. So wird für die Gewinnung von Palmöl in Indonesien Regenwald abgeholzt und so ein wichtiger CO2-Speicher zerstört und auch bei der Produktion wird CO2 abgegeben. Ist so ein Biosprit wirklich umweltfreundlich? Auch seltene Tiere sind bedroht.
Außerdem müssen Menschen in Indonesien oder anderen Ländern Hunger leiden und verlieren ihr Land oder sogar ihren Lebensraum, weil die Wälder für Plantagen abgerodet werden und den Bauern einfach gestohlen werden. Und es darf doch nicht sein, dass in Entwicklungsländern Grundnahrungsmittel wie Mais und Getreide nicht mehr erschwinglich sind, nur weil die Preise in die Höhe steigen und diese Prdukte in Industrieländern für Biokraftstoffe benötigt werden.
Durch den Import erzielten Gelder kommen nicht bei dem Volk, d.h. den Bauern, denen das Land eigentlich gehört, an. Wir finden es seltsam, dass so etwas durch Gesetze oder ähnliches in Deutschland gefördert wird.
Wir haben natürlich auch über Lösungen gesprochen: den Kraftstoffverbrauch reduzieren, sparsamere Motoren, Solar- oder Wasserstofftechnik, aber irgendwie hilft das den Entwicklungsländern doch auch nicht.
Wie steht unsere Regierung zu dieser Problematik? Welche Lösungen können Sie sich vorstellen?
Wir würden uns sehr über eine Stellungnahme von Ihnen freuen!

Die 10aR der Adam-von-Trott-Schule, Sontra

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 22. Juni 2009
Angela Merkel

Lieber Benedikt Bögershausen,
liebe Schülerinnen und Schüler der Klasse 10aR der Adam-von-Trott-Schule in Sontra,

vielen Dank für Ihre Zuschrift, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Wie Sie richtig feststellen, zählt zu den Ursachen des Klimawandels vor allem der starke Verbrauch der fossilen Brennstoffe – Erdöl, Kohle und Gas. Im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung müssen wir jetzt neue Möglichkeiten finden, fossile Rohstoffe durch erneuerbare zu ersetzen um somit die Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas zu verringern.

Damit bleibt Bioenergie auch in absehbarer Zukunft ein wichtiger Teil der erneuerbaren Energien in Deutschland. Der Konflikt zwischen der Produktion von Nahrungsmitteln und Biokraftstoffen sollte vermieden werden. Sind Nutzungskonflikte nicht auszuräumen, vertritt die Bundesregierung den Grundsatz, dass die Ernährungssicherung Vorrang hat.

Biokraftstoffe der zweiten Generation können wegen ihrer Fähigkeit, Reststoffe zu verwerten, einen nennenswerten Beitrag zum Konfliktabbau leisten. Deshalb beschleunigt die Bundesregierung den Übergang auf diese Generation der Biokraftstoffe.

Nachhaltigkeit prägt den verantwortungsbewussten Ausbau der Bioenergie. Die Bundesregierung strebt deshalb innerhalb der EU die Festlegung entsprechender Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe an. Diese Kriterien sollen ökologische und soziale Aspekte wie auch die Frage des Flächenkonflikts umfassen und für den gesamten Bereich der Biomasse gelten.

Auch in der Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern sind diese Nachhaltigkeitskriterien von großer Bedeutung. So berät die Bundesregierung ihre Partnerländer bei der Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur nachhaltigen Biomasseproduktion. Diese Strategien umfassen die Ernährungssicherheit sowie Sozial- und Umweltstandards und schließen klimaschädliche Landnutzungsänderungen aus.

An den Maßnahmen im Biokraftstoffbereich, die bisher beschlossen sind, hält die Bundesregierung grundsätzlich fest. Das schließt aber nicht aus, dass das gesamte Maßnahmen- und Zielpaket einer dauerhaften Überprüfung unterliegt. In diesem Sinne wird derzeit auch über eine mögliche Absenkung der bisher gültigen Biokraftstoffziele diskutiert.

Weitere Informationen zum Thema:

http://www.bundesregierung.de/nn_774/Content/DE/Magazine/...

http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitte...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung