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Beantwortet
Autor Mustafa Cakir am 02. Juli 2009
11412 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Hyperdeflation und die Gefahren daraus

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, ich möchte Ihnen gerne die Frage stellen

Die grösste Gefahr der wird bevorstehen ist nicht eine Inflation, schon gar nicht eine Hyperinflation, sondern eine Deflation, die in eine Hyperdeflation enden kann.

Wie Eurostat bekannt gab, ist erstmals seit der Einführung des Euro vor zehn Jahren die Inflationsrate im Euroraum unter null Prozent gefallen.

Professor Alan Blinder schreibt in der New York Times: “Die aktuelle Gefahr, jetzt und für die nächsten ein oder zwei Jahre ist nicht die Inflation sondern die Deflation.”

Er erklärt auch warum: „In normalen Zeiten wollen die Banken nicht überschüssige Reserven haben, die ihnen keinen Gewinn bringen. Also verleihen sie schnell das Geld welches sie bekommen. Unter solchen Umständen führt die Aufblähung der Bankreserven zu einer Erweiterung der Kreditvergabe und der Geldmenge, und wenn es zu viel wird, zu einer Inflation. In abnormalen Zeiten wie jetzt, bewirkt die Zuführung von Geld bei den verängstigten Banken weder zu einer Geld- noch zu einer Kreditexpansion ... deshalb ist es nicht inflationär.“

Die Banken horten das Geld und rücken es nicht raus. Lieber legen sie es bei den Zentralbanken an. Viele Unternehmen, speziell die KMU’s, leiden deshalb unter einer Kreditknappheit, können nicht investieren und modernisieren.

Wenn die Konsumenten aufhören zu kaufen, dann gibt es Überkapazitäten, die Produktion wird zurückgefahren. Die Speditionen haben nichts mehr zu transportieren, Schiffe, Lastwagen, Lokomotiven und Flugzeuge müssen stillgelegt werden.

Jetzt gibt es viele Experten die meinen, dadurch wird eine Inflation ausgelöst. Schön wäre es, vielleicht in der Zukunft, wenn die Wirtschaft wieder anzieht, aber jetzt ist eine Deflation das akute Problem. Den Zentralbanken ist die reserfen ausgegangen um das zu lösen. Sie können noch so viel Geld in den Markt pumpen, damit wird vorläufig keine Preisinflation ausgelöst. Das Resultat ist Deflation ... sogar eine Hyperdeflation könnte drohen.

Was ist so schlimm an einer Deflation?

Es ist doch gut wenn für uns die Lebenshaltungskosten sinken, oder? Ja schon, aber nicht für die Wirtschaft als ganzes. Bei einer langanhaltenden Deflation erwirtschaften die Unternehmen nicht genug oder gar keine Gewinne. Die Spanne wird zu klein, sie machen Verluste und bleiben auf ihrer Ware sitzen. Geschäfte und Fabriken müssen schliessen, die Arbeitslosigkeit steigt, die Konsumenten sind verunsichert, sparen ihr Geld, dadurch reduziert sich der Konsum ... noch weniger wird gekauft, die Preise müssen weiter gesenkt werden ... die Deflationsspirale geht weiter nach unten und die Krise verschärft sich immer mehr.

Die Wirtschaft wird abschmieren weil niemand das wirkliche Problem lösen will

Statt Billionen den Privatbanken zu geben, hätte man eine staatliche Bank schaffen sollen, welche die Kreditvergabe übernimmt. So ist unser Steuergeld in einem schwarzen Loch verschwunden und wir haben nichts davon, ausser enorme Staatsschulden, müssen mit noch höheren Steuern dafür zahlen und kein einziges Problem ist gelöst.

Der richtige Weg wäre die vorhandenen, effizienten, umweltschonenden, und nachhaltigen Technologien umzusetzen und ganz neue erfinden, um so die alten Sachen loszuwerden und durch innovative zu ersetzen. Tausende sinnvolle Arbeitsplätze könnten so geschaffen werden. Neue Ideen müssen her, weg vom althergerbachten Grossen, hin zum uberschauberen Kleinen. Dann lokale Währungen einführen, nach dem Umlaufprinzip. Nur, das würde bedeuten, die Menschen würden unabhängig werden, ihren eigenen Strom produzieren, kein Öl mehr verbrauchen, lokale Produkte einkaufen, sich autark machen und mit der Natur leben.

Beispiel: Stadt Güssing Die Gemeinde versorgt sich komplett selbst mit Energie. Damit wurden 1'500 Arbeitsplätze in der Region geschaffen und der Kaufkraftabfluss stark gebremst. Das Geld bleibt in der Gemeinde.Die Stadt ist zu fast 100% von fremder Energie autark, in dem sie selber Strom, Wärme, Gas und Diesel produziert.

Über eine baldige Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen
Cakir Mustafa

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 31. Juli 2009
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Cakir,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Nach Einschätzung der Bundesbank sind Ihre Sorgen unberechtigt. Bei den Verbraucherpreisen wird es in den nächsten Monaten zu einer leichten Deflation kommen. Das ist jedoch darauf zurückzuführen, dass die Energie- und Nahrungsmittelpreise bis zum Sommer 2008 gestiegen und seitdem deutlich gefallen sind. Mittelfristig werden die Preise voraussichtlich leicht ansteigen. So dürfte die Inflationsrate gegen Jahresende 2009 wieder zunehmen. Im Jahresmittel 2009 werden sich die Verbraucherpreise wohl nur wenig ändern (+0,1%). 2010 könnten sie um 0,5% steigen. Da die Deflation also nur vorübergehend und nur leicht zu erwarten ist, sind also keine Effekte zu befürchten, die langfristig für die Wirtschaft von Bedeutung wären.

Die Bundesregierung setzt in ihrer Politik auf stabilisierende Maßnahmen. Diese Maßnahmen geben nachfragewirksame Impulse und können für neues Wachstum sorgen. Zu den Maßnahmen gehören das umfassende Rettungsprogramm für das deutsche Finanzsystem ebenso wie die Konjunkturpakete.

Mehr dazu:

Die Bundesbank:
www.bundesbank.de

Die Konjunkturpakete:
www.konjunkturpaket.de

Wirtschaftspolitik der Bundesregierung:
www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/wirtschaftspolitik...

Das Rettungsprogramm für Banken:
www.bundesfinanzministerium.de/nn_69116/DE/Buergerinnen__...

Um die Maßnahmen zu finanzieren, müssen wir jetzt kurzfristig mehr Schulden machen. Langfristig steigt dadurch die Zinsbelastung immer weiter und engt die Handlungsfähigkeit des Staates ein. Deswegen ist es genauso wichtig, verbindliche Regelungen einzuführen, um die Staatsverschuldung beim nächsten Aufschwung wieder abzubauen. Deshalb haben wir eine Schuldenbremse im Grundgesetz verankert.

Sie haben Recht: Investitionen in Forschung und Innovation sind die Grundlage für nachhaltiges Wachstum, für Arbeitsplätze und Einkommen von morgen. Um die gute Position der deutschen Wirtschaft auf wichtigen Zukunftsmärkten zu halten und weiter auszubauen, hat die Bundesregierung die Forschungs- und Innovationspolitik mit der Hightech-Strategie neu ausgerichtet. Damit hat sie erstmals staatliche Forschungs- und Innovationsaktivitäten in einer nationalen Strategie gebündelt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU): Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie hat am 1. Juli 2008 ein Basisprogramm, das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), eingerichtet. Ziel dieses Förderbereiches ist es, den KMU Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen zu gewähren, damit sie Forschungs- und Innovationsprojekte finanzieren können.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM):
www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Mittelstand/zim.html

Mehr zur High-Tech-Strategie der Bundesregierung:
www.bmbf.de/de/6608.php

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung