Sehr geehrter Herr Rösner,
vielen Dank für Ihre sehr umfangreiche E-Mail, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Es wirkt als Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Jodmangel kann erhebliche gesundheitliche Auswirkungen haben. Durch die Salzjodierung hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren kontinuierlich verbessert. Gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Deutschland deshalb aktuell nicht mehr als Jodmangelgebiet klassifiziert, die Jodversorgung der Bevölkerung befindet sich aber auf einem relativ niedrigen Niveau. Es ist daher notwendig, die Maßnahmen zur Jodprophylaxe unvermindert weiterzuführen.
Der Behauptung, dass die zur Herstellung von jodiertem Speisesalz verwendeten Jodverbindungen zumindest teilweise aus Industrieabfällen hergestellt werden, ist das Bundesverbraucherministerium bereits 2005 nachgegangen. Diese Behauptung entbehrt jeder Grundlage. Auch die Behauptung, Jod gelange über erlaubte Düngung in den Nahrungskreislauf, ist unzutreffend.
Die Salzjodierung und die Verwendung von jodiertem Speisesalz bei der Herstellung von Lebensmitteln ist freiwillig. Es gibt keine Vorschriften, die den Einsatz von jodiertem Speisesalz vorschreiben, gleichwohl ist die Verwendung von jodiertem Salz aus gesundheitlichen Gründen angezeigt. In der Tierernährung werden Spurenelemente wie Jod zur bedarfsgerechten Ergänzung der Futterrationen zugesetzt. Für die Verwendung von Spurenelementverbindungen als Futtermittelzusatzstoff sind für alle Tierarten EU-einheitliche Höchstgehalte in Alleinfuttermitteln festgesetzt. Der Zulassung geht eine Prüfung auf gesundheitliche Unbedenklichkeit für Mensch und Tier voraus.
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass der Jodgehalt im Futtermittel den Jodgehalt von Milch und von Eiern beeinflussen kann. Deshalb hat die EU-Kommission bereits 2005 den Höchstgehalt für Jod-Zusätze in Futtermitteln für Milchkühe und Legehennen herabgesetzt. Sie folgte damit einer Empfehlung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Derzeit werden weitere Untersuchungen zur besseren Quantifizierung des Jodbedarfs landwirtschaftlicher Nutztiere durchgeführt. Vom Ergebnis dieser Untersuchungen wird es abhängen, ob die zulässigen Höchstgehalte für Jod als Futtermittelzusatzstoff nochmals überprüft werden müssen.
Tatsächlich gehören laut Arzneiverordnungsreport 2007 Präparate mit den Wirkstoffen Thyroxin und Thyronajod zu den meistverordneten Arzneimitteln in Deutschland.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bildet die Schilddrüse zu wenige oder keine Schilddrüsenhormone. Für die Bildung der Hormone braucht die Schilddrüse Jod, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Man unterscheidet angeborene und erworbene Schilddrüsenunterfunktionen. Rund ein Prozent der Bevölkerung weist eine Schilddrüsenunterfunktion auf. Ungefähr eines von 3.000 Neugeborenen kommt mit einer Unterfunktion der Schilddrüse zur Welt.
Die Bundesregierung erhält immer wieder Anfragen und Beschwerden von Einzelpersonen und Vertretern von jodkritischen Gruppen, die die Maßnahmen der Bundesregierung zur Jodprophylaxe kritisieren und fordern, dass die Jodierung von Speisesalz sowie die Jodergänzung von Futtermitteln in Deutschland verboten werden. Diese Personen vertreten die Auffassung, dass mit diesen Maßnahmen jodempfindliche Personen gesundheitlich geschädigt werden könnten. Auf Bitte der Bundesregierung hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dazu detailliert Stellung genommen – unter Berücksichtigung neuerer wissenschaftlicher Studien und Daten aus Sicht der Risikobewertung zur Jodprophylaxe.
Das BfR kommt zu dem Schluss: Aufgrund der festgelegten Jod-Höchstmengen bei der Herstellung von jodiertem Speisesalz und bei der Jodergänzung von Futtermitteln lässt sich ein Überschreiten der Gesamttageszufuhr von 500 µg Jod mit hinreichender Sicherheit ausschließen. Diese Menge wird als sicher erachtet. Weder durch die Verwendung von Jodsalz noch durch den Verzehr jodhaltiger tierischer Lebensmittel, so das BfR, erhöhe sich das Risiko, dass eine bestehende Schilddrüsenerkrankung verschlimmert oder Folgeerkrankungen ausgelöst würden. Andere nationalen und internationale Institutionen teilen diese Auffassung zur Jodprophylaxe.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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