Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Albrecht müller am 07. Mai 2010
9217 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Klimapolitik zum angeben?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ständig bringt der Umweltminister in Interviews die Leier von der Zunahme unsres Ökostromanteils von jetzt 16 auf 40 % in 2030, womit dann der 23%ige Atomstrom abgelöst werden könne. Am 29. April je nun: „Diese Brücke wird vielleicht etwas länger als bislang geplant, aber sicher immer schmaler.“ Nicht 20 Jahre noch, sondern gar 30 oder 35...? Und wo soll jene Verdreifachung herkommen ( global: http://www.transverpello.de/html_dt/Woher_in_Zukunft.htm )? Ach ja, vom Nordseewind.

Was haben ärmere Länder von einem Bundestagsbeschluss, der qua Lex Offshore die Einspeisevergütung hierfür um über 60 % erhöht hat, damit sich´s für hiesige Unternehmen halt rentiere, und auf dass Europa sich brüste? Hat nicht Deutschland in den letzten Jahren schon den globalen jährlichen Anstieg der Photovoltaik von bis 15 % beinah allein gemacht?

Sollen halt nur Lobbyisten des aktuellen Geschäfts bedient werden? Woher könnten wir den Glauben nehmen, dass bei gleichem Instrumentarium COP-16 Cancún mehr bringen wird als COP-15 Kopenhagen? Der CO2-Ausstoß stieg und steigt die ganze Zeit ja unvermindert an.

Kommt technologisch Neues? Der Lobby für die bestehenden Interessen ist nichts zu schafsnasig, um Einfluss zu nehmen und Konkurrierendes zu torpedieren: „Hier muss unbedingt beachtet werden, dass eine Fließgeschwindigkeitserhöhung automatisch zu einer Vergrößerung der Reibungsverluste und damit zu ungewollten Energieverlusten führt.“ Also, liebe Windkraftanlagenbetreiber: Immer schön nur bei schwächerem Wind in Betrieb setzen. Sorry, Ostfriesland.
Im Umweltministerium glänzt man eben nicht mit viel Wissen. Die krasse Fehleinschätzung z. B. der Lage in so vielen Entwicklungsländern spricht Bände. Das BMU anlässlich der renewables 2004 im Net: „Dort leben immer noch etwa zwei Milliarden Menschen ohne Zugang zu Strom. Für sie bedeutet das: Kein Fernsehen, kein Telefon, kein Internet, keine Glühbirnen, keine Kühlschränke für Medikamente. Dezentrale regenerative Energieformen wie Solaranlagen oder Windräder können die (Über-)Lebenschancen dieser Menschen nachhaltig verbessern, auch ohne teure Investitionen in ein landesweites Stromnetz. Wenn sie ihre Energie aus Sonnenstrahlung und Windkraft speisen können, brauchen sie keine Batterien oder kein Petroleum mehr und müssen - in einigen Ländern - nicht mehr Holz suchen, das nicht ausreichend nachwächst.“ Na bitte! Das Dumme ist bloß, dass mit Solarmoduln allein keine Antriebe in Gang gesetzt werden können, ebenso wenig „Kühlschränke für Medikamente“. Bestimmt aber doch mit den Windrädern. Komisch nur, dass außer am Roten Meer in Afrika derer ziemlich wenige zu sehen sind. Na, wahrscheinlich ist man dort nur dusselig, die Regierungsmannschaften müßig und korrupt – klare Fälle von bad governance? Auch best governance kann nicht wegzaubern, dass ohne die Speicherfunktion eines Stromnetzes eben Solaranlagen oder Windräder die sichere E-Versorgung zur Schaffung von Verdienstmöglichkeiten nicht bieten! Das kennen die Betroffenen, mag hierzulande aber kaum wer wahrhaben. Und du, wertes Presse- und Informationsamt, wohl auch nicht? (Antwort auf „Innovationen in D“)

Statt sich was vorzumachen oder mit Offshore-Gigantismus zu prahlen und nun sozusagen gewaltsam die selbst gesetzten Kyoto- und Brüssel-Ziele erreichen zu wollen, wären regional wirklich effiziente, angepasste Technologien am Platz!

Der 22. März war der „Tag des Wassers“. Das Wasser, Ursprung und Materie des Lebens und des Denkens, ist die stimmigste Option, seine allgegenwärtige Fließbewegung das ureigene Energiepotenzial des Blauen Planeten. An Land bietet es durchaus mehr und andere Möglichkeiten als Stauseen, geflutete Täler und Myriaden durch Turbinenschaufeln zerhackstückte kleinere Wasserbewohner. Gerade Deutschland als die Wiege der Wasserkrafttechnologie ist das Land, das da Neuheiten hervorbringen kann und -bringt; sie dringen kaum ins öffentliche Bewusstsein. Erfahren sie auch deshalb keine ausreichende Förderung?

Stattdessen ein 2-Grad-Ziel als rein politstrategische Latte? Wo bei jetzt 0,7 schon alles wegschmilzt?! Was für Absurdes kann eigentlich noch als „Erfolg“ ausgegeben werden?

Mit freundlichen Grüßen

Albrecht Müller