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Beantwortet
Autor C. Kahrmann am 16. März 2009
10207 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Kreditvergabe durch Banken

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

als Gründerin einer innovativen ökologischen Tourismusidee muß ich bei der Finanzierung des Unternehmens folgendes beobachten:

1. Die Bundesregierung hat viel Geld zur Verfügung gestellt, dass über KfW, Bürgschaftsbanken, ILb etc. tatsächlich zu hervorragenden Konditionen angeboten wird.

2. Die Vorgabe, dass diese Mittel nur dann abgerufen werden können, wenn eine "Hausbank" die Anträge einreicht führt zu einer bizarren Situation:
Die "Hausbanken" sind die Banken, die uns die Misere im Wirtschaftsbereich eingetragen haben.
Diese Banken erhalten von allen Steuerzahler unglaubliche Summe um die Kreditvergabe zu vernünftigen Konditionen zu ermöglichen.

Fakt ist aber, das die Banken zu extremen Absicherungen zusätzlich ihre teueren Kredite verkaufen wollen, bevor sie einem Gründer helfen günstige Kredite von Förderbanken zu beantragen. Zudem muß ich feststellen dass die "Hausbanken" schlecht informiert sind über die kostengünstigen Kredite, und häufig die Beantragung vollständig ablehnen weil die Beantragung "so aufwändig sei".

Meine Frage ist:
Warum können Kreditnehmer nicht direkt zu den Förderbanken gehen, Mittel beantragen und mit einer Zusage der Förderbanken sich die "Hausbank" aussuchen die die restlichen benötigten Summen zu marktverträglichen Konditionen bereit stellen.

In diesen Zeiten muß doch den "Hausbanken" die Macht genommen werden die Kreditnehmer mit überzogenen Forderungen entweder zu ruinieren oder gar zukünftige Investitionen zu verhindern.
Wenn die Mutigen in diesen Zeiten abgewürgt werden in Deutschland, gehen sie ins Ausland oder verlieren den Mut. Beides kann doch nicht gewünscht sein!

Über eine baldige Antwort würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüssen
Christine Kahrmann

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 27. April 2009
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Kahrmann,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag von Bundeskanzlerin Angela Merkel beantworten.

Sie weisen in ihrer Anfrage auf die Schwierigkeiten hin, die Sie im Rahmen Ihrer Gründungsfinanzierung beobachtet haben. Ihre Ausführungen dazu können wir gut verstehen. Gerade Existenzgründern fällt es oft schwer, eine Finanzierung für ihr Vorhaben zu finden. Sie sind nicht die Einzige, die von zurückhaltenden Reaktionen einzelner Banken auf Darlehenswünsche von Existenzgründern und Unternehmern berichtet.

An eine Kreditbeurteilung gehen die Mitarbeiter der Hausbank nicht selten mit unterschiedlichen Bewertungen und Einschätzungen heran und beurteilen das Risiko und die Chancen eines Vorhabens aus ihrer Perspektive. Deshalb kann es dazu kommen, dass selbst tragfähige Projekte kritisch betrachtet oder auch die Möglichkeiten der Unterstützung in Form von Fördermitteln außer Acht gelassen werden.

Dies mündet dann leicht in eine pauschale Kritik am Hausbankprinzip ein, d.h. an dem Grundsatz, dass die Förderkredite des Bundes über eine Hausbank ausgereicht werden. Allerdings gibt es nach Abwägung aller Vor- und Nachteile zum Hausbankprinzip keine realistische Alternative.

Eine Alternative zum Hausbankprinzip bestünde z.B. darin, dass Förderbanken wie etwa die KfW ein flächendeckendes Filialnetz einrichten. Ganz abgesehen von den damit verbundenen Kosten wäre dies auch ordnungspolitisch kaum vertretbar. Im übrigen würde das trotzdem die Probleme nicht lösen. Denn die Tragfähigkeit eines Vorhabens und das Kreditrisiko müssten nach den selben Kriterien geprüft werden wie von der Hausbank. Hinzu kommt, dass Förderkredite in der Regel als Teile eines Finanzierungspaketes vergeben werden, so dass selbst bei positiver Entscheidung der Förderbank ein weiterer Finanzierungsbaustein der Hausbank notwendig wäre.

Falls man sich mit seiner bisherigen Hausbank - trotz validen Unternehmenskonzeptes - nicht über die Vergabe eines Förderkredites einigen kann, können die Fördermittel auch bei einer anderen Bank beantragt werden. "Hausbank" ist nämlich als Bank in weiterem Sinne zu verstehen, mit der man in geschäftlicher Verbindung steht. Diese geschäftliche Verbindung kann auch in der erstmaligen Aufnahme eines Förderkredites bestehen.

Wir möchten Ihnen an dieser Stelle dennoch versichern, dass sich sowohl das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie als auch die Förderinstitute des Bundes und der Länder im Dialog mit den Hausbanken mit den bestehenden Finanzierungsproblemen von Gründern und mittelständischen Unternehmen besprechen und auch meist geeignete Lösungen finden. Dazu gehört z.B. die systematische Entlastung der Hausbanken von einem Teil der Risiken, damit die Hürden für eine Finanzierung abgebaut werden.

Um Ihnen in der gegenwärtigen Situation eine möglichst konkrete Hilfe anbieten zu können, dürfen wir Ihnen vorschlagen, mit den dafür zuständigen Mitarbeitern der Förderberatung auf Bundesebene unmittelbar Kontakt aufzunehmen. Für eine individuelle Beratung stehen Ihnen im Bereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der KfW folgende Ansprechpartner zur Verfügung:

Hotlines im Überblick
BMWi-Finanzhotline 0 18 05 - 61 50 07
BMWi-Förderberatung 0 30 - 18 61 58 000
KfW-Infocenter 0 18 01 - 24 11 24

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung