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Beantwortet
Autor H. Strickmann am 05. Oktober 2017
9830 Leser · 5 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Mobilität durch Wasserstoff

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin.
Auf der letzten IAA war bei Mercedes ein Vorserienfahrzeug GLC F-Cell mit Brennstoffzelle und Speicherbatterie und Plug-Inn Lademöglichkeit ausgestellt. Von diesem System war ich so begeistert, daß ich als Schummeldieselfahrer gleich daran gedacht habe, das wäre doch die (Übergangs-)Lösung für die Zukunft der Mobilität in Europa.
Know How in Sachen Wasserstoffproduktion gibt es hier ja. In küstennahen Gebieten könnte mit Hilfe von Windparkstrom aus der Nordsee Wasserstoff hergestellt werden. Dort würden damit neue Arbeitsplätze entstehen.
Das Tanken für ca. 400km Reichweite dauert 3Minuten. Ein Riesenvorteil gegenüber der E-Mobilität mit reinen Elektroautos, die Menschen haben ja schließlich so wenig Zeit. Die Speicherbatterie kann trotzdem an der heimischen Steckdose z.B. mit Solarstrom geladen werden. Und da die Kapazität von Akkus ständig verbessert wird, wäre das ein Forschungsanreiz, ohne die Nachfrage nach deren Inhaltsstoffen zu überhitzen.
Wäre das nicht eine gute Möglichkeit, den Austoß von NOx und CO² stark zu reduzieren, Frau Bundeskanzlerin?

Mit freundlichen Grüßen aus dem Münsterland
Heinz-Josef Strickmann

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 10. November 2017
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Strickmann,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Sie haben Recht, wenn Sie sich für Wasserstoff als Treibstoff begeistern. Das ist eine sehr umweltfreundliche Technologie, insbesondere, wenn der Wasserstoff mit überschüssigem Strom aus Wind- und Solaranlagen produziert wird. Das Abgas aus Brennstoffzellen besteht nur aus Wasserdampf, der unsere Atmosphäre nicht schädigt.

Genau deshalb fördert der Bund seit Anfang der 1980er Jahre Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet, ebenso wie die Automobilindustrie. Von 2007 bis 2016 haben Bund und Industrie jeweils etwa 700 Millionen Euro dafür aufgewendet. Aktuell gibt es das Regierungsprogramm „Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie 2016-2026“ mit einem Fördervolumen von 1,4 Milliarden Euro. Einen Überblick finden Sie unter http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/bundeskabinett... .

Aus diesen Zahlen ersehen Sie aber auch, dass die Umsetzung nicht einfach ist. Eine Vielzahl technischer Probleme ist zu lösen. Darüber hinaus wäre derzeit eine Produktion des Gases mit Strom aus der normalen Energieversorgung zu teuer. Ziel ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, um aus kostenlosem, weil überschüssigem Strom Wasserstoff herzustellen. Außerdem gibt es die bekannte „Henne-Ei-Problematik“: Niemand kauft ein Wasserstoffauto, wenn es kein ausreichend dichtes Tankstellennetz gibt. Darin investiert die Wirtschaft aber nur, wenn es genügend Abnehmer von Wasserstoffautos gibt. Deshalb fließen erhebliche Bundesmittel aus dem Regierungsprogramm in „unterstützende Maßnahmen für die Marktaktivierung“, also in die Infrastruktur bei Produktion und Vertrieb des Gases.

Übrigens: Am 9. November stellte die Firma Alstom bei der Verkehrsministerkonferenz einen Brennstoffzellenzug vor. Er ist eine umweltfreundliche Alternative zu den Dieselzügen, die auf nicht elektrifizierten Strecken fahren. Von diesen Strecken gibt es in Deutschland derzeit noch 200.000 km. Hier kann die Bahn Vorreiter bei der Nutzung der Wasserstoff-Technologie werden.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (5)Schließen

  1. Autor Werner Buhne
    am 20. Oktober 2017
    1.

    Es freut mich ja zu lesen, dass es den Münsterländern so gut geht, dass sie sich für überteuerte Automobiltechnologie begeistern können. - Aber das ist doch immer das selbe: Die Autoindustrie wird an der simplen E-Technik nicht mehr viel verdienen können, deshalb versucht sie uns die Sinne zu vernebeln, um uns unoekologisches und unoekonomisches teures Zeug zu verkaufen.

    Zu Ihrer (Schluss-)Frage. - Ein klares: Nein!!
    Denn: Die Umwandlungskette H2O - Elektrolyse - Brennstoffzelle ... verbraucht doppelt (!!) soviel Primärenergie wie bei normlem E-Batterie-Auto. Und dabei ist es bereits schon strittig ob die Gesamtbilanz (Herstellung/Lebensdauer) zusätzlicher Windkraftanlagen günstiger ist als fossile Anlagen. - Und die überschuessige Energie heizt die Erde auf.

    Dazu kommt noch. - Sie sind jetzt hier schon der zweite, der aus dem schmutzigen Nordsee-Wasser Wasserstoff gewinnen will. Deshalb muss ich es mal schreiben: Das ist absoluter Quatsch!!! - Dazu müsste man erst das Nordsee-Wasser - sündhaft teuer (!) - entsalzen.
    Nehmen Sie doch da besser Süßwasser aus Berkel oder Ems. (Na gut - ich weiß, die Berkel führt nicht so viel Wasser.)

  2. Autor Heinz-Josef Strickmann
    am 20. Oktober 2017
    2.

    Schön, daß Sie sich den Beitrag durchgelesen haben. Zur Klärung , ob es uns im Münsterland besonders gut geht, bemühen Sie besser die Statistik.
    Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Der Strom aus den Offshore-Windmühlen könnten kurzfristig küstennah für die Wasserstoffproduktion verwendet werden, statt durch nicht vorhandene Stromtrassen an stets vorhandenen Bürgerinitiativen vorbei in den Süden geleitet zu werden. Und selbstverständlich meine ich das Grund -oder Oberflächenwasser im Norden und nicht das aus Meerwasserentsalzung(Noch nie im Norden Urlaub gemacht?).
    Der kompetente Mitarbeiter am Mercedesstand auf der IAA sagte mir, daß die alten Brennstoffzellen B-Klasse-Autos immer noch mit der alten Brennstoffzelle arbeiten.
    Ich will hier keine Lanze brechen für Mercedes, mein Schummeldiesel aus einem großen deutschen Werk fährt bestens.
    Aber der Wasserstoffweg wird bestimmt viele Befürworter haben, schließlich machen wir uns so unabhängiger vom Öl, können trotzdem die Batterietechnik weiter entwickeln, ohne Unmengen Bestandteile für die Produktion aus dubiosen Quellen oder fragwürdigen Abbaubedingungen kaufen zu müssen.
    Wer natürlich lieber E-Auto-Technik mag, gern auch aus Fernost, der kann ja ruhig zentnerschwere Batteriepakete spazieren fahren und nach Ladesäulen suchen, um dann stundenlang auf die Volladung zu warten. Viel Spaß dann bei der Urlaubsfahrt im Stau bei Sonnenschein im Sommer.
    Ach ja, dafür ist der gute alte Dieselvan ja wieder gut, der hat wenigstens Platz für die Familie samt Gepäck und Fahrräder auf dem Kuppelungsträger.

  3. Autor Werner Buhne
    am 24. Oktober 2017
    3.

    Natürlich kenne ich die Statistik. Deshalb freute es mich ja auch gerade, dass ein Münsterländer Geld für überteuerte Autos hat. Und deshalb sage ich auch: Dann lieber einen 'Wiesmann' aus Dülmen (Westmuensterl. - mit BMW-Motor) kaufen als das Geld nach Stuttgart tragen.

    Sie haben sich schon "klar genug ausgedrückt", und zwar sonnenklar: "... könnte ... aus (sic!) der Nordsee Wasserstoff hergestellt werden." Aber jetzt wollen Sie es nicht mehr gewesen sein - und setzen noch eines drauf: "Grund- oder Oberflächenwasser". - Und das geht gar nicht. (Natürlich kenne ich den Norden.) Das ist fruchtbares Land, aber das braucht das Wasser. Da können Sie den Grundwasserspiegel nicht weiter absenken, um im Rest-Deutschland Wasserdampf zu produzieren.

    Die ganze Geschichte ist doch einfach diese: Das Wasserstoff-Fahrzeug ist doch nur ein E-Mobil, bei dem der Strom für den Elektromotor nicht aus 'Batterie', b.z.w. Steckdose stammt, sondern durch einen Verbrennungsmotor aus dem höchstexplosiven Raketenbrennstoff H2 (Wasserst.) erzeugt wird. Dieses H2 muss aber (bei größerer Nachfrage) aus sauberstem Wasser plus Strom hergestellt werden und bis zum Auto weitertransportiert werden. Dafür wird insgesamt doppelt (!!) soviel Strom verbraucht (pro Auto-Kilometer) wie mit 'Batterie'! Also doppelt soviel Windkraftraeder! - Oder vielleicht Braunkohlekraftwerke?

    Jetzt schreiben Sie: Als Übergangslösung, da der Stromtrassen-Bau nicht vorangeht. - Glauben Sie denn, mit dem Bau von Pipelines für höchstexplosives H2-Gas geht das schneller? Mit (Hochdruck-)Tanklastern ging es auch. Viel gefährlicher als Benzin.
    Ich sag Ihnen mal was: Wenn wir uns darauf einlassen, wird diese 'Schummel'-Industrie alles tun, damit es mit dem Bau der Stromtrassen überhaupt nicht mehr klappt ('Bürgerinitiativen'). -- So wie sie es ja auch geschafft hat, dass SIE sich als Lobbyist für DEREN Brennstoffzellen-Geschaeft einspannen lassen. (Natürlich sind die Mercedes-Mitarbeiter auf der IAA "kompetent" - besonders kompetent in PR und Lobbyismus.)

  4. Autor Erhard Jakob
    am 02. November 2017
    4.

    Dieses Thema sollte wohl eher von Experten
    und weniger von Laien erörtert werden!

  5. Autor Werner Buhne
    Kommentar zu Kommentar 4 am 03. November 2017
    5.

    Solch ein Quatsch, Erhard. - Das, worum es hier geht, müsste jeder mit Grundkurs Physik verstehen können. Eigentlich sogar auch ohne. - Werner.

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