Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

ich möchte die oft sehr emotional debattierte Familienpolitik Deutschlands ansprechen.

Um direkt an die Frage zu kommen: warum muss ich einen Krippenplatz bezahlen obwohl ich meinen Anspruch auf Elterngeld nicht voll erschöpft habe? Ich zahle für das System, bekomme aber nichts zurück.

Zum Hintergrund: ich bin Französin. Und ich frage mich, ob Freiheit und Gleichheit in Deutschland möglich sind.
Ich dachte, dass ich die gleichen Ansprüche an das Leben wie Männer habe. Ich merke aber, dass ich nicht frei zu entscheiden bin. Die Gesellschaft sagt mir wo mein Platz ist: was ich anziehen soll, wie ich mich verhalten soll, welche Berufe ich ausüben darf. Eine Frau darf nicht Mutter werden und arbeiten. Sie hat nicht die gleichen Rechte wie die ihres Ehemanns. Sie muss zu Hause bleiben, auf das Kind aufpassen, sich um das Haushalt kümmern. Die Suche nach einem Krippenplatz ist mühsam. Wenn man einen gefunden hat, geht man fast umsonst arbeiten und muss man sich auch anhören, dass man eine schlechte Mutter ist.
Mit diesem Modell erhalten außerdem Kinder nicht die gleiche Erziehung und die gleiche Chance im Leben.

Eine Politik aufzusetzen bedeutet Entscheidungen treffen, die nicht jeden glücklich machen können.
Ich frage mich aber: bin ich frei, mich für eine Variante oder eine andere zu entscheiden? Soll ich gleich meiner Tochter die Schule und das Studieren verbieten damit sie nicht auf die Idee kommt, ihr Leben bestimmen zu wollen? Soll sie auch an ihrem Platz bleiben?

Vielen Dank für Ihre Antwort