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Beantwortet
Autor Andreas Schönherr am 12. Dezember 2007
14320 Leser · 0 Kommentare

Umwelt und Tierschutz

Strom aus der Wüste Afrikas für Europa?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

warum unterstützen Sie bisher nicht die Trans-Mediterranean-Renewable-Energy-Initiative (TREC) des Club of Rome, des Hamburger Klimaschutz-Fonds und des Jordanischen Nationalen Energieforschungszentrums für den Bau solarthermischer Kraftwerke an geeigneten Wüstenstandorten in Nord-Afrika und im Nahen Osten verbunden mit dem Bau der benötigten Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-Netze in Europa?

Die TREC führt aus, dass Europa so bis 2050 seine Treibhausgasemissionen aus der Stromerzeugung um etwa 70% senken und gleichzeitig aus der Kernkraft aussteigen könnte – und das bei langfristig sinkenden Strompreisen. Ich habe bisher keine Veröffentlichungen gefunden, welche die folgenden Aussagen und Veröffentlichungen der TREC in Frage stellen oder zurückweisen:

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Die Initiatoren empfehlen, in der Wüste Algeriens Solarthermische Kraftwerke aufzubauen, um Europa mit Strom zu versorgen. Diese Kraftwerke nutzen Spiegel, um Sonnenlicht zu bündeln, in Hitze zu verwandeln und damit Dampfturbinen anzutreiben. Wärmespeicher (z.B. Flüssigsalztanks) können am Tage gewonnene Wärme aufnehmen und die Dampfturbinen nachts antreiben, oder bei Nachfragespitzen zusätzlichen Dampf erzeugen. Ein interessantes Nebenprodukt (und damit ein großer Nutzen für die regional ansässige Bevölkerung) kann die Entsalzung von Meereswasser und die Erzeugung von Kälte mittels der bei der Stromproduktion anfallenden Abwärme sein (Kraft-Wärme-Kopplung).

Die Übertragungsverluste durch Hochspannungs-Gleichstromübertragung liegen bei nur 3% je 1000 km. Da im Nahen Osten und Nord Afrika das zweifache der Solarenergie gewonnen werden kann wie mit den gleichen Anlagen im nördlicher liegenden Südeuropa, ist Solarstrom aus den Wüsten dank der relativ geringen Übertragungsverluste von insgesamt 10-15% wirtschaftlich klar im Vorteil.

Alle Technologien für die Realisierung des Konzeptes sind vorhanden und zum Teil seit Jahrzehnten im Einsatz:

Hochspannungs-Gleichstromübertragungsleitungen mit Kapazitäten bis 3 GW werden seit vielen Jahren über weite Strecken gebaut. Sprecher mehrerer Unternehmen bestätigten, dass der Bau eines Netzes nach Europa technisch ohne weiteres möglich ist.

Solarthermische Kraftwerke werden seit 1985 im kalifornischen Kramer Junction eingesetzt. Neue Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von insgesamt über 2000 MW sind derzeit weltweit in Betrieb, im Bau oder in der Planung.

Werden solarthermische Kraftwerke in den nächsten Jahrzehnten im großen Stil gebaut, ist nach Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt eine Senkung der Erzeugungskosten auf bis zu 4-5 EuroCent/kWh möglich.
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Für mich als Laien und viele meiner Freunde klingt das Konzept im Gegensatz zum Bau der Ostsee-Pipeline, dem Bau von 24 neuen Kohlekraftwerken und der Eröffnung zwei neuer Tagebaue in Brandenburg und Sachsen sehr vielversprechend und nach einer realistischen Alternative. Wir warten gespannt und neugierig auf ihre Antwort.

Viele Grüße aus Dresden,
Andreas Schönherr

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 11. Januar 2008
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Schönherr,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung unterstützt die von Ihnen genannte Initiative. Informationen darüber können Sie der Drucksache des Deutschen Bundestages 16/5560 (siehe www.bundestag.de) aus einer Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Michael Müller, auf eine Frage von Bündnis 90/Die Grünen entnehmen.

Aus Mitteln der Forschungsförderung im Bereich erneuerbarer Energien hat das BMU die so genannte Mittelmeerstudie (MEDCSP) gefördert. Im Rahmen dieser Studie wurde eine Datengrundlage zum möglichen Ausbau solarthermischer Kraftwerke im Mittelmeerraum, dem Nahen Osten und Nordafrika (MENA) erarbeitet.

Folgestudien untersuchen den Aufbau eines mediterranen und transkontinentalen Stromverbunds (TRANS-CSP) bzw. die Möglichkeit mittels solarthermischer Stromerzeugung und Meerwasserentsalzung den Bedarf an elektrischer Energie und Trinkwasser in der MENA-Region zu decken (AQUA-CSP).

Die Studien hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in enger Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten aus dem MENA-Raum erstellt. Sie bilden weitgehend die wissenschaftliche Grundlage für die Vision der Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation (TREC). TREC wurde 2003 als Initiative von der Deutschen Gesellschaft des „Club of Rome“ und dem Hamburger Klimaschutz-Fonds (HKF) gegründet.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung