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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Edgar Guhde am 23. Juli 2009
33728 Leser · 0 Kommentare

Umwelt und Tierschutz

Überschüsse in der Milcherzeugung

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

wie Sie wissen, gibt es (auch) bei der Milcherzeugung Überkapazitäten mit entsprechend zu niedrigen Preisen, sodass die Landwirte zu Lasten der Milchkühe (Höchstleistungen durch Überzüchtungen, zu wenige Laufställe statt Anbindehaltung, immer weniger Weigegänge, zuviel Getreide als Futter) "produzieren" (müssen) oder vorschlagen, Millionen Kühe vorzeitig schlachten zu lassen. Der Preiskampf geht sowohl zu Lasten der Tiere wie der Landwirte.

Daraus folgt doch wohl, die Milcherzeugung dadurch zu senken, dass die Kühe nicht zu ständiger Schwangerschaft gezwungen werden, artgerecht gefüttert und gehalten werden, sodass sie weniger Milch geben. Milch und Milchprodukte werden dadurch teurer, was gerechtfertigt ist, da diese Preise auch im Verhältnis zu anderen Lebensmitteln viel zu niedrig sind. Wobei der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel seit den 50er Jahren ohnehin ständig gesunken ist.
Es muss wirtschaftliche Anreize geben, den Tierschutz in der Landwirtschaft durchzusetzen, und zwar auch durch höhere Preise für die Landwirte. Extensive statt intensiver Landwirtschaft auf regionaler Grundlage mit entsprechend kürzeren(Tier)transporten, wodurch auch für die anderen Staaten ein Beispiel gegeben würde.

Meine Frage an Sie ist, ob Sie das auch so sehen und sich entsprechend einsetzen. Oder wenn nicht, welche andere Lösung Sie sehen und politisch praktizieren, um sowohl den Landwirten wie den Kühen zu helfen, also Landwirtschaft und Tierschutz effektiv und dauerhaft zu verbinden.

Ihrer Antwort gern entgegensehend verbleibe ich

mit freundlichem Gruß

Edgar Guhde

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 27. August 2009
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Guhde,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Der Tierschutz hat für die Bundesregierung eine hohe Bedeutung, auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Der Bund und die Länder fördern bereits umwelt- und tiergerechte Haltungsverfahren von Milchkühen. Der Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) für den Zeitraum 2009 – 2012 sieht eine Förderung der Weidehaltung von Milchkühen vor. Bei einer Milchleistung von 6.000 kg entspricht diese Förderung etwa 2 Cent je kg Milch. Auch bei Investitionen geben wir Zuschüsse, wenn die Ställe besonders tiergerecht gebaut werden.

Die Erfahrungen zeigen, dass nur wenige Verbraucher bereit sind, gezielt für besonders gute Haltungsbedingungen mehr Geld für Milch und Milchprodukte zu zahlen. Unser Ziel muss es daher sein, den Tierschutz insgesamt zu verbessern.
Gerade bei den aktuell sehr niedrigen Milchpreisen müssen die Betriebe auf eine gute Kostendeckung achten. Dies lässt sich grundsätzlich mit hohen Milchleistungen und einer intensiven Nutzung der Flächen besser erreichen. Wichtig dabei ist, dass eine angemessene Fütterung stattfindet und die Herden artgerecht gehalten werden. Auf diese Weise können Kühe eine hohe Lebensdauer erreichen.
Eine längere Zwischenkalbezeit, wie Sie sie fordern, ist für Kühe eher schädlich: Durch die längere Laktationsdauer steigt die Verfettung der Tiere gegen Laktationsende, was nach der darauf folgenden Kalbung zu einem höheren Risiko von Stoffwechselstörungen mit negativen Folgen für die Tiergesundheit führt.
Dem Landwirt stehen in Fragen zur Fütterung und Herdenmanagement bundesweit beratende Organisationen der einzelnen Länder zur Seite. Auch in der Zucht finden seit einigen Jahren Merkmale zur Lebensdauer, Tiergesundheit und Fruchtbarkeit immer stärkere Beachtung.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung