Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor R. D. Nass am 20. November 2008
13616 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Wachstum durch Bildung und Forschung jetzt!

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

Derzeit werden viele Massnahmen überprüft um den Abschwung abzufedern. Es ist verständlich, dass “das Schiff” zunächst aus dem Sturm gelenkt werden muss, damit es überhaupt weitergehen kann. Die Frage ist nur, in welche Richtung wollen wir, wenn das schlimmste vorbei ist? Haben wir genug Leuchttürme, um dies schnell genug herauszufinden? Und warum soll sich jetzt der Staat in den Belangen, die ihn eigentlich nichts angehen, breit machen, wenn auch genug Dinge, die traditionell staatilihe Aufgabe sind, seit langem schief laufen?

Präsident Obama plant, die Forschungsausgaben der USA binnen 10 Jahren zu verdoppeln. Was haben wir entgegenzusetzen?

Die Forschung heute entscheidet, wo morgen Fabriken stehen, Arbeitsplätze sicher sind und Menschen in Freiheit von staatlichen und wirtschaftlichen Zwängen leben. Probleme, die wir vor der Rezession hatten, etwa den demographischen Wandel, soziale Ungerechtigkeit, wachsende Bereitschaft zu religiösem und politischem, linkem und rechtem Extremismus, Treibhauseffekt… sie werden durch die Krise nicht verbesset werden.

Wir brauchen mehr und bessere Forschung auf jedem Gebiet – naturwissenschaftlich, technisch, sozial - um Antworten auf die Fragen zu finden, die wir auch vor der Krise nicht beantworten konnten.

Mehr und bessere Bildung ab dem Kleinkindalter wird nicht nur langfristig der Forschung besseres Personal zur Verfügung stellen, sondern auch kurzfristig die Eltern entlasten, so dass diese mehr Zeit für ihre Kinder haben, vielleicht sogar, um weiteren Kinder das Leben zu schenken?

Ein Renovierungs- und Neubauboom wird nicht nur die Motivation und Leistungsbereitschaft der Schüler, Lehrer und Studenten erhöhen, sondern auch die Bauwirtschaft beflügeln und das Bild unserer Städte verschönern, um unser Land so attraktiver für die zu machen, die sich überlegen, es zu verlassen und für die, die sich überlegen zu kommen.

Mehr Einkommen für die Lehrenden und Forscher unseres Landes wird diese Jobs kurfristig gefragter machen. Wir sollten hier drin so gut werden, dass wir kurzfristig einen Netto-Braingain statt den derzeitigen Braindrain erreichen, also eine Zu- anstatt Abwanderung der besten Köpfe der Welt, langfristig ergänzt durch Nachschub aus unseren eigenen Reihen. Bei der Gelegenheit sollten auch die vielen faul gewordenen schwarzen Schafe aus den Schulen und Unis verbannt warden, damit die zahlreichen, derzeit schon beschäftigten guten Leute sich bestärkt fühlen und hart für die Schüler arbeiten können, anstatt nur zu versuchen das zu retten, was die inkompetenten Kollegen kaputt gemacht haben!

Wir brauchen ein massives Wachstumsprogramm, begründet in Bildung und Forschung. Wenn schon die Quantität abnimmt, so muss die Qualität erhöht werden. Dieses Thema ist zentral und muss zentral gesteuert werden, mit föderalem Klein-Klein kommen wir nicht weiter.

Ich sehe keine andere Möglichkeit als einen massiven Eingriff in Bildung und Forschung, eine Initiative wie sie die Welt noch nicht gesehen hat, um den nach der kleinen Krise drohenenden, langfristigen Abstieg, der Europa droht, abzuwenden.

Ein Blick in die schwärzesten Stunden der Vergangenheit könnte hilfreich sein:
Nach der Krise 1929 kam die “Rettung” in Form einer massiven staatlichen Intervention tatsächlich – Deutschland wurde aus der Krise “hinausgeführt” und die Menschen jubelten, als sie wieder Arbeit hatten – in den Waffenschmieden des verdorbenen Verbrechers, der ganz Europa in die Katastrophe führen sollte.

Starten Sie ein abermaliges Aufrüstungsprogamm, dismal nicht in das Militär, sondern in die Bildung und Forschung. Verdoppeln sie die Forschungs- und Bildungsausgaben nicht in 10 Jahren, sondern dieses Jahr, noch vor der Wahl, so dass die Menschen am Wahltag bereits hoffnungsvoll die Baustellen sehen, die Jobanzeigen in der Zeitung, in der unsere Bildungs- und Forschungseinrichtungen nach Professoren, Lehrern, Schreibkräften, Technikern, Gärtnern und Hausmeistern suchen!

Welche Alternative hierzu gibt es, die akute Krise jetzt und die noch viel grösseren Krisen am Horizon zu lösen?

Mit freundlichen Grüssen, Robert Nass

New York, 2008