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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

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Beantwortet
Autor Klaus Weber am 18. April 2015
8229 Leser · 2 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Warum ist die Nachwuchsförderung der Wissensgesellschaft schlechter organisiert, als die im Fußball?

Sehr geehrte Bundeskanzlerin,

Bildung ist zwar Sache der Länder, aber eventuell können Sie als oberste Instanz im Staat erklären, warum Nachwuchsförderung in der Bildung weniger Talent-'Konzentrations'-Ebenen hat, als im Fußball.

Im Fußball gibt es von dem Spielbetrieb der Landesverbände bis zur 1. Liga 7+ Ebenen.

In der Bildung gibt es von der Grundschule bis zur Universität nur 3 Ebenen.

Um Spitzenleistungen in der weltweiten Wissensgesellschaft in Deutschland zu beheimaten mag es hilfreich sein, dass auch in der Bildung sich über 7+ Ebenen gleich zu gleich gesellt.

Das wäre zwar entgegen der Diskussion über die Gesamtschule aber Ihre unabhängige Meinung dazu ist willkommen.

Mit freundlichen Grüßen -

Klaus Weber

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 26. Mai 2015
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Weber ,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

In der Bildung geht es nicht nur um Spitzenförderung. Sondern es geht darum, alle mitzunehmen. Jede und jeder sollte sein Potential bestmöglich nutzen können. Kein Talent darf verlorengehen.

Ziel der Bundesregierung ist es, das Bildungssystem noch durchlässiger zu machen. Ein Bildungsaufstieg soll über verschiedene Ausbildungswege möglich sein. Mit dem Meister-BAföG können viele Fachkräfte den beruflichen Aufstieg machen. Oder sie studieren. Das geht inzwischen auch ohne Abitur. Umgekehrt können Studienabbrecher über den Weg der beruflichen Bildung erfolgreich sein.

Berufliche Weiterbildung http://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/...

Studienabbrecher werden Azubis http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2015/04/...

Die Bundeskanzlerin hat 2008 zusammen mit den Ministerpräsidenten der Länder die Qualifizierungsinitiative für Deutschland gestartet, um Bildung in allen ihren Phasen zu stärken – von der frühkindlichen Bildung bis zur Weiterbildung von Erwachsenen. Die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen: Noch nie wurde in Deutschland so viel in Bildung investiert. Die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss sinkt. Noch nie gab es so viele Studienanfänger und -absolventen. Die Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen liegt auf Rekordniveau. Die Arbeitslosigkeit – gerade unter Jugendlichen – ist so niedrig wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Aufstieg durch Bildung http://www.bmbf.de/de/23052.php

Natürlich werden auch Kinder und Jugendliche mit besonderen Talenten gefördert. Beispielsweise über Schüler- und Jugendwettbewerbe. Bekannt sind „Jugend forscht“, der Bundeswettbewerb Fremdsprachen oder der Europäische Schülerwettbewerb:

www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de www.europaeischer-wettbewerb.de

Studierende können über Stipendienprogramme nicht nur finanzielle, sondern auch ideelle Förderung erhalten:

http://www.bmbf.de/de/11869.php?hilite=Stipendienlotse

Der „Hochschulpakt 2020“, die „Exzellenzinitiative“ oder der „Qualitätspakt Lehre“ stehen für das vielfältige Engagement von Bund und Ländern bei Förderung von Spitzenkräften für Wissenschaft und Forschung. So finanzieren Bund und Länder allein mit dem Hochschulpakt in den kommenden Jahren 760.000 zusätzliche Studienplätze: http://www.bmbf.de/de/6142.php

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (2)Schließen

  1. Autor Gabriele Klein
    am 01. Mai 2015
    1.

    Sehr geehrter Herr Weber, die körperliche Leistung ist sehr leicht messbar, daher kann man stratifizieren und Ebenen kreieren. Bei Geistigen Leistungen sieht es allerdings anders aus,Bis auf den heutigen Tag ist es nicht gelungen zu definieren was unter Intelligenz zu verstehen ist um sodann die Besseren von den Schlechteren zu trennen. Ich empfehle hier eine einführende Vorlesung im Fach Psychologie.
    Leider können Kreativität und Geistesblitze nicht so trainiert werden wie der Bizepts dessen Ausbildung am Muskelumfang und am Gewicht der bewältigten Hanteln gemessen werden können.
    Die Länder die weltweit führend in Hightec sind, wie z.B.die USA haben daher genau das Gegenteil von dem gemacht was im Sport üblich ist, Statt Sondieren und Stratifizieren das natürlich, wenngleich sehr begrenzt auch stattfindet,haben sie alle Türen für Erfindungen,, Ideen und geistige Leistungen aller Art für Jung und auch Alt offen gelassen und ein freies Klima geschaffen.....
    Wie in jedem Land gibt es.natürlich auch in den USA frühe Förderung von "Wunderkinder"z.B. in der Musik, alllerdings unterscheiden sie sich ab bestimmtem Alter nicht mehr von den Andern, denn um ein Instrument perfekt zu meistern reichen eigentlich so 8-10 Jahre intensives Training aus und dann ist man Konzertreif ob man nun mal ein Wunderkind war oder nicht. Ferner, das Durchschnittspublikum dürfte den Sehr sehr sehr guten Geiger vom sehr guten nur noch mit Hilfe von kursierenden Mythen unterscheiden können jedoch nicht mit seinen eigenen musikalischen Fähigkeiten.... Könnte es das tatsächlich, wäre das Wunderkind wiederum kein Wunderkind mehr weil ja das Publikum ebenbürtig wäre und gleich gute "Ohren" hätte...... Mit andern Worten so manch mythenumwobene "Genie" wird ganz genau in dem Maße überflüssig als es nicht erkannt werden kann, womit sich das Ganze irgendwie selbst erledigt..... Ich will damit nicht sagen dass man offenkundige Leistung nicht fördern sollte sondern nur anregen auf dem Teppich zu bleiben......

  2. Autor Klaus Weber
    am 03. Mai 2015
    2.

    Sehr geehrte Frau Klein,

    vielen Dank für ihre ausfürliche Antwort. Sie haben den Vergleich mit dem Fußball sehr ernst genommen! Sie haben Recht, dass es bei einer eindimensionalen Begabung leichter fällt Leistungsstufen zu erkennen und es bei dem Ziel einer breiten Allgemeinbildung durchaus schwer wird Gruppen gleichen Leistungsvermögens entlang aller Disziplinen zu bilden. Evtl. müßten die Schüler stattdessen in jeder Unterrichtsstunde die Klassengemeinschaft wechseln, um gemäß ihrem jeweiligen fachspezifischen Leistungsvermögens gefordert zu werden. Ich möchte aber weder Psychologie studieren noch maße ich mir an das Problem lösen zu können bzw. zu dürfen.

    In der Grundschule werden alle gemeinsam unterrichtet, was bedeutet, dass vier Jahre lang keine Differenzierung bzgl. des Lerntempos stattfindet. Viele streben nach der Grundschule einen höheren Schulabschluss an, so dass am Gymnasium ebenfalls ein sehr inhomogenes Leistungsvermögen vorliegt, was 6 Jahre gleichen Unterricht für alle bedeutet. Die aus eigenem Erleben positive Differenzierung in Grund- und Leistungskurse der Kollegstufe wurde leider aufgegeben.

    Ich plädiere einfach von Beginn an für Differenzierung des Lerntempos, für herausfordernde, motivierende und frustfreie Lernumgebungen in denen jeder weder unter- noch überfordert wird. Es muss ja nicht der Privatlehrer für jeden einzelnen sein, aber mit ein wenig "Sondieren und Stratifizieren" könnten von dem Kindergarten an z.B. für jede Disziplin im Lehrplan 3 Leistungsebenen unterscheidbar sein.

    Von meiner Frage an die Frau Bundeskanzlerin erhoffe ich mir eine strategische Aussage über den Wert den wir Bildung zugestehen wollen. Evtl. kommt es ja zum Umdenken bzgl. der operativen Umsetzung in den Kultusministerien der Länder.

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