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Beantwortet
Autor Manuel Behringer am 19. Juni 2014
9370 Leser · 3 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Win-Win für die EU und Griechenland?

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

gerade in Hinblick auf die derzeit mehr als je schwierige Abhängigkeit von Öl- und Gaslieferungen aus Russland, die damit einhergehenden Bestrebungen zur Erlaubnis von Fracking (wenn auch unter Vorlagen) in Deutschland sowie die gefährliche Abwärtsspirale in Griechenland, liegt mir folgende Frage auf der Zunge.

In einem Buch (Showdown, Dirk Müller) habe ich, unter Bezugnahme auf nachvollziehbare Quellen, gelesen, dass Griechenland über sehr erhebliche Erdgas- und Ölquellen verfügt, welche derzeit noch nicht gefördert werden.

Sollte dies stimmen, drängt sich natürlich folgendes Szenario mit Blick auf eine Win-Win Situation für die EU sowie Griechenland auf: Die EU könnte endlich ihre Abhängigkeit von den wichtigen Energielieferungen aus dem Osten (oder anderen Teilen der Welt) beenden, und der griechische Staat könnte sich mit den Einnahmen aus eigener Kraft wieder beleben.

Nun meine Frage(n): Gibt es aus Ihrer Sicht diese erheblichen Öl- und Gasvorkommen vor den griechischen Küsten wirklich?

Wenn ja, warum wurde das oben beschriebene, auf der Hand liegende Szenario, noch nicht innerhalb der EU mit Griechenland diskutiert oder wurde es diskutiert und ist aus welchen Gründen gescheitert?

Wenn nein, wurden denn bereits Untersuchungen durchgeführt welche zu Ihrer Überzeugung führten?

Ich habe Verständnis dass Politik eine sehr hohe Kunst ist und ich habe tiefsten Respekt vor Ihrer Arbeit. Nur manchmal sind die einfachsten Lösungen auch die Besten. Ich möchte nur sicher gehen, dass im Sinne einer Chancen-bringenden Lösung für Europa unsere Regierung sowie das EU-Parlament auch an so Nahe liegende Dinge gedacht hat.

Herzlichen Dank und viele Grüße,
Manuel Behringer

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 21. Juli 2014
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Behringer,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten. Äußerungen, Griechenlands Erdöl- und Erdgasvorkommen seien so ergiebig, dass über Fördergewinne Schulden abgetragen werden können, kann die Bundesregierung nicht bestätigen. In der Regel sind die Arbeiten sehr zeitaufwändig - je nach Situation zwischen 5 und 8 Jahren - und vor allem kostenintensiv.

Die Regierung eines Landes kann Fördermittel bereitstellen, sollte es sich um wirtschaftlich bedeutsame Vorhaben handeln. Inwieweit das für Öl- und Gasvorkommen in Griechenland zutrifft, ist nicht bekannt.

Die Energiestudie 2013 der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe kommt zu dem Ergebnis, dass Griechenland im weltweiten Vergleich nur über marginale Erdöl- und Erdgas-Reserven verfügt. Das schlägt sich auch in einer sehr geringen Produktion nieder. Ein Ausbau dieser Industrien würde nur unwesentlich zu einer wirtschaftlichen Entlastung führen.

In Ihrem Beitrag sprechen Sie auch das Thema Fracking an. Die Position der Bundesregierung dazu ist eindeutig: Kommerzielles Fracking zur Förderung von Schiefer- und Kohleflözgas zu wirtschaftlichen Zwecken wird es auf absehbare Zeit in Deutschland nicht geben. Der Schutz von Gesundheit und Trinkwasser hat absolute Priorität. Das Bundesumwelt- und das Bundeswirtschaftsministerium haben sich dazu Anfang Juli auf gemeinsame Eckpunkte geeinigt.

Mehr Informationen: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Meldungen/2014/0...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (3)Schließen

  1. Autor Erhard Jakob
    am 20. Juni 2014
    1.

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass deutsche und ausländische
    >Heuschrecken< (lt. Münte) nicht schon längst mit der deutschen
    und der griechischen Regierung über dieses "Szenario"
    gesprochen haben.

  2. Autor Manuel Behringer
    am 24. Juni 2014
    2.

    Sehr geehrter Herr Jakob,

    dann wäre ich sehr interessiert was die Ergebnisse dieser Gespräche waren. Natürlich werden private Unternehmen welche das Öl fördern hier mitverdienen, aber ein wesentlicher Anteil wird dem griechischem Staat zu Gute kommen, welcher dann nicht mehr auf Transferzahlungen und Sicherheiten angewiesen wäre, sondern sich aus eigener Kraft aus der Misere befreien könnte.

    Da dieses Szenario in der Tat zu schön klingt um wahr zu sein, mir bis jetzt aber noch kein schlagendes Argument dagegen erkennbar wurde, dachte ich Frage mal die Kanzlerin :)

    Viele Grüße,
    Manuel Behringer

  3. Autor Erhard Jakob
    am 26. Juni 2014
    3.

    Manuela,
    es sehe es genauso, wie Sie. Und das
    Sie hier die Frage eingestellt haben,
    finde ich gut und richtig.
    .
    Allerdings habe ich Sorge, dass der Griechische Staat
    bzw. die Griechische Bevölkerung viel
    davon abbekommen.
    .
    >Die Heu-Schrecken lt. Münte< werden wohl
    nicht viel für die Griechen übrig lassen.

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