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seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.
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Status der Beiträge
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Bildung
Zur Antwort auf "Warum ist Heimunterricht nicht möglich?"
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Damen und Herren vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,
Ihre Antwort auf den Beitrag von Frau Volkmann zum Thema Heimunterricht hat bei mir großen Unmut hervorgerufen. Sie ist pauschal, undifferenziert und ein Hohn für diejenigen Eltern, die sich überdurchschnittlich um eine höhere Qualität der Bildung ihrer Kinder bemühen.
Ich möchte mich - neben einer weiterführenden Frage - auf einen Punkt mit meiner Kritik beschränken. Sie schreiben:
"Bitte informieren Sie sich über die vielfältigen Schulangebote an Ihrem Wohnort. [...] Wir sind sicher, dass Sie so eine geeignete Schule finden, auf dem Ihr Kind zusammen mit Gleichaltrigen bestmöglich gefördert wird."
Als Vater von drei Kindern, von denen das größte im kommenden Jahr schulpflichtig wird, ist mir die Situation gut bekannt. Die Schulangebote in der direkten Umgebung (Tornesch/Kreis Pinneberg) sehen zu 100% so aus, dass Kinder mit Schuleintritt in Lehrpläne gepresst werden (in Schleswig-Holstein ist es immerhin in der jetzt eingeführten zweijährigen Eingangsphase in ein paar Fächern abgemildert), die nicht auf sie passen, nicht passen können, da jeder Mensch seine eigene Lernbiografie hat. Unser ältestes Kind beginnt, lesen zu lernen. Sollen wir es ihm austreiben, damit er in die Lehrpläne passt, weniger aneckt, sich nicht langweilen muss? Jeder Homeschooler hätte damit einen großen Schritt geschafft, in unserem Schulsystem stehen große Probleme bevor. Die Lernumgebung in der Schule ist äußerst uneffektiv und verleidet den Kindern bereits in den ersten Jahren ihren Lerneifer. Kein angehender Jugendlicher, mit dem ich sprach, kann sich vorstellen, dass er etwas von sich aus lernen würde, wenn es keinen Zwang in der Schule gäbe. Wie kaputt sollen wir unsere Kinder denn noch machen, wenn das Selbstbild schon derart zerstört ist? Vom sogenannten Turbo-Abitur noch ganz zu schweigen, und dies alles unter der Prämisse, dass der Staat es nur gut meine? Es gibt keine Schule für eine bestmögliche Förderung. (Als beste Variante für uns persönlich erscheint bisher ein Umzug auf die andere Seite Hamburgs zur "Neuen Schule Hamburg", was finanziell jedoch problematisch ist. Dort dürfen Kinder nach ihrer persönlichen Vita lernen; in anderen Ländern "funktionieren" Sudbury-Schulen sehr gut.)
Eine "bestmögliche Förderung" kann generell nur individualisiert gegeben werden. Der Zusammenschluss von Gleichaltrigen in der Schule stellt zudem keinen Wert dar; hierdurch werden einige Probleme erst ausgelöst.
Es bleibt unverständlich, warum trotz reichlich guter Erfahrungen mit Heimbeschulung im Ausland genau Deutschland weiterhin eine derart einschränkende Sonderrolle einnehmen solle. Auch in anderen Ländern haben sich bisher meines Wissens keinerlei Homeschooling-Subkulturen herausgebildet. Der Vorwurf der sozialen Abschottung wurde bereits mehrfach widerlegt, zudem Homeschooling nicht bedeuten muss, dass es keinerlei Überprüfung dessen gibt (vgl. z.B. die Umsetzung in Österreich). Religiöse Eiferer mögen medienwirksam sein, stellen aber mit Sicherheit nicht den größten Teil der Befürworter von Heimbeschulung.
Ein lapidares "Sie finden schon etwas" nützt niemandem. Ein Hinweis auf angebliche Homeschooling-Parallelgesellschaften ist Polemik. Ihre Antwort ignoriert die bestehenden Probleme, dass einige Schulkonzepte auf Kinder nicht gut passen, dass viele Eltern sich gerne stärker engagieren würden, dass diese in die Illegalität oder zum Auswandern getrieben werden (vgl. den Fall Neubronner in Bremen).
Nun zur Frage:
Welche Weichenstellungen sind Sie/ist unsere Bundesregierung bereit zu treffen, um die von Ihrer Seite als wünschenswert dargestellte Vielfalt an Schulangeboten und Beschulungskonzepten zu ermöglichen und zu fördern? Dieses darf meines Erachtens nicht allein Aufgabe von Privatschulen sein, zumindest solange der Staat das Schulwesen beaufsichtigt. Auch wenn die Realisierung Sache der Länder ist, vermag solches vom Bund aus angeregt zu werden.
Über eine differenziertere Antwort auf der Webseite wäre (sicherlich nicht nur) ich sehr erfreut.
Mit freundlichen Grüßen,
G. Mertins
Sehr geehrter Herr Mertins,
vielen Dank für Ihre Zuschrift, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Zum Thema „Home-Schooling“ haben wir bereits in der 5. Kalenderwoche dieses Jahres ausführlich Stellung genommen. Wir bitten um Verständnis, aber wir haben dem nichts hinzuzufügen.
(http://www.direktzu.de/kanzlerin/messages/15673#post_15929)
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
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