Sehr geehrter Herr Hansen,
Sie sprechen ein in der Tat wichtiges Thema an: Unter den Ländern hat so etwas wie ein Wettbewerb in punkto Kinderbetreuung begonnen. Das ist erst einmal gut so, wird damit doch deutlich, dass Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung wirklich bundesweit ernst genommen werden. Damit werden Bildungs- und Entwicklungschancen für Kinder gefördert. Wie Sie wissen, ist Sachsen-Anhalt mit einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung von der Geburt an in Deutschland Vorreiter. Das Land wendet dafür allein in diesem Jahr rund 140 Millionen Euro auf. Die Erzieherinnen und Erzieher in den Einrichtungen leisten täglich eine engagierte Arbeit. Das ist die eine Seite der Medaille.
Die andere beschreiben Sie: Junge, gut ausgebildete Menschen verlassen das Land – unter ihnen sind auch Erzieher und Erzieherinnen. Warum ist das so? Die Antwort ist denkbar einfach: In anderen Regionen werden andere Verdienstmöglichkeiten versprochen. Um dieser Bewegung also wirklich effektiv einen Riegel vorzuschieben, brauchen wir in Sachsen-Anhalt ein anderes Lohn- und Gehaltsniveau. Um auf die Erzieherinnen und Erzieher zurückzukommen: Arbeitgeber der Erzieherinnen und Erzieher ist nicht das Land. Wir sind also nicht Tarifpartner, wenn es um Gehaltsverhandlungen geht. Das Land ist aber bereit – und so steht es auch im Gesetz – sich an einer Personalkostenentwicklung auch anteilmäßig zu beteiligen. Des Weiteren sind Landkreise und kreisfreie Städte, Kita-Träger und letztlich auch Eltern – über Elternbeiträge – gefordert, sich an Gehaltssteigerungen für Kita-Erzieherinnen und Erzieher zu beteiligen.
Mit Ihrer Anregung, dass mehr Männer in den Erzieherberuf gehören, haben Sie recht. Aber niemand kann sich männliche Erzieher „backen“. Es braucht einfach mehr Männer, die bereit sind, diesen anspruchsvollen und interessanten Beruf, der immer auch Berufung ist, zu ergreifen. Und deshalb lässt das Land keine Gelegenheit aus, etwa auf Berufsfindungsveranstaltungen dafür zu werben, dass mehr Jungen in den Erzieher-Beruf einsteigen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer
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