Sehr geehrter Herr Hansen,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihr darin zum Ausdruck kommendes soziales Engagement. Ja, auch in Deutschland gibt es Armut und soziale Ausgrenzung. Und das, obwohl wir eines der im internationalen Vergleich engmaschigsten Netze staatlicher Unterstützung haben. Unser System der sozialen und finanziellen Grundsicherung ist ja gerade auch deshalb geschaffen worden, um Menschen eben nicht ins Bodenlose fallen zu lassen.
Und doch gibt es Menschen, die keine Arbeit, kein Dach über dem Kopf und keine sozialen Bindungen mehr haben. Sie schildern den Fall eines heute 25 Jahre alten Mannes, der bereits mehrfach Obdachlosigkeit erfahren musste. Solche Schicksale lassen nicht kalt. Ich gehe davon aus, dass er neben der Unterkunft im Obdachlosenheim auch soziale Beratung und Betreuung durch einen Sozialarbeiter oder Streetworker erfährt, um den Weg zurück in die Mitte der Gesellschaft zu finden. Ich sehe gute Chancen, dass der Mann wieder Arbeit findet, neue soziale Bindungen aufbaut und damit integriert wird. Das Sozialamt, die Arbeitsagentur, die Jobcenter in den Kommunen oder caritative Einrichtungen sind dabei bestimmt behilflich. Niemand muss obdachlos sein, unser soziales Netz ist engmaschig genug.
Sehr geehrter Herr Hansen, neben der Schilderung des Einzelfalls fragen Sie auch nach den Ursachen für Armut und Obdachlosigkeit und nach Gegenstrategien. Wir alle wissen: Gegen Armut und soziale Ausgrenzung hilft Arbeit. Wir brauchen also mehr Arbeitsplätze. Der auch in Sachsen-Anhalt an Dynamik gewinnende wirtschaftliche Aufschwung lässt die Hoffnung zu, dass die Wirtschaft künftig weitere Arbeitsplätze wird anbieten können. Das macht zuversichtlich, dass mehr Menschen aus der Armut herausgeführt werden können. Gleichzeitig werden wir das Netz der sozialen Sicherung aufrechterhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer
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