Aufgrund des Ministerpräsidentenwechsels in Sachsen-Anhalt werden keine weiteren Beiträge zur Abstimmung freigegeben werden. Die Beantwortung ist geschlossen. Bestehende Anfragen und Antworten sind weiterhin sichtbar.

Ministerpräsident Prof. Dr. Böhmer dankt allen Nutzern der “direktzu Böhmer”-Plattform für Ihr Interesse und Ihre Aktivität.

Beantwortet
Autor Thomas Strecker am 02. September 2010
15037 Leser · 27 Stimmen (-0 / +27) · 0 Kommentare

Landesentwicklung und Verkehr

Die Politik sieht weg...

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

die Flugerwartungsgebiete des Flughafens Leipzig reichen über die südlichen und (ganz neu) nun auch über weitere Stadtgebiete von Halle. Die DFS Deutsche Flugsicherung hat sich nicht viel Mühe gemacht, um es auf den Punkt zu bringen. Korrigierte Radarspuren für die Öffentlichkeit machen das ganze nicht viel besser.

Ich bin sicher, dass Sie jegliche Kritik die Lage des Flughafens im Ballungsraum betreffend und seiner vorwiegend nächtlichen Nutzung von sich weisen.

Trotzdem meine Frage: Was empfehlen Sie den Tausenden Betroffenen konkret in den Wohngebieten von Halle, die nachts in einer Höhe von 5-6000 Fuß mit schweren Maschinen überflogen werden?

Nur noch eines: Unternehmen, die ausgeschlafene, gesunde und zufriedene Mitarbeiter suchen, werden um die Region Halle einen Bogen machen.

Ergänzend mein Schreiben an Herr Zass vom Bundesverkehrsministerium (v. 31.8.10):

"Sehr geehrter Herr Zass,

ich habe Kenntnis erhalten von Ihrem Schriftverkehr mit einem oder mehreren Fluglärmbetroffenen im Umfeld des Ballungsraums Leipzig/Halle. Ohne den Inhalt Ihrer Nachricht bewerten zu können, möchte ich Ihnen meine tiefe Verachtung mitteilen für die mit Duldung Ihres Ministeriums täglich stattfindende Verletzung der elementarsten Menschenrechte in Form von Schlafentzug, einer Art der "weißen Folter".

Fakten:
1) Das zugrundeliegende "Schutz"konzept weist ganz offensichtlich mathematische Fehlinterpretationen durch den Mediziner Basner auf und ist nicht geeignet die Menschen zu schützen. Jeder halbwegs mathematisch gebildete Mensch ist in der Lage die Fehler zu erkennen.
2) Vollständiges Fehlen aktiver Lärmschutzansätze
3) exorbitante Größe der Flugerwartungsgebiete, wie nirgendwo üblich
4) weitgehend eingetretener Vertrauensverlust in der betroffenen Bevölkerung gegenüber Flughafen und Behörden.
5) große Zahl von Beschwerden gegen die festgelegten Flugverfahren und darauffolgend Teilnahme des BAF an den Beratungen der Fluglärmkommission .
6) öffentliche Erklärungsversuche von Flughafen und Landesdirektion, die aber die Teilnahme an einem (Dialog)Forum Flughafen ablehnen.
7) weitgehende Umwidmung eines Passagierflughafens in militärisch genutzte Infrastruktur

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Strecker
Teilnehmer Forum Flughafen

+27

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Prof. Dr. Wolfgang Böhmer am 21. Oktober 2010
Prof. Dr. Wolfgang Böhmer

Sehr geehrter Herr Strecker,

dass nächtlicher Fluglärm kein Vergnügen ist, glaube ich Ihnen gern. Ihrem Schreiben entnehme ich, dass Sie die Geschichte und den derzeitigen Stand rund um den Verkehrsflughafen Leipzig/Halle bestens kennen. Damit wissen Sie auch vom Planfeststellungsverfahren und dessen Ergebnissen sowie den Urteilen von Bundesverwaltungsgericht und Bundesverfassungsgericht. Die Richter wiesen bekanntlich Klagen gegen Nachtflugregelungen ab.

Ein Ergebnis dessen ist die lärmmedizinische Langzeituntersuchung, durchgeführt durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik. In der Folge prüften unabhängige Gutachter jedes Gebäude innerhalb eines sogenannten Nachtschutzgebietes, für das ein Antrag auf Schallschutz gestellt wurde. Individuell wird dabei ermittelt, mit welchen Maßnahmen ein definiertes Schutzziel erreicht wird, beispielsweise durch den Einbau von Schallschutzfenstern oder Dämmmaßnahmen an Rollladenkästen sowie Dächern. Ausschlaggebend für die Umsetzung der einzelnen Schallschutzmaßnahmen sind die Distanz zum Flughafen sowie die bauliche Substanz des jeweiligen Gebäudes.

In diesem Zusammenhang noch einige Zahlen zum Stand des Schallschutzprogramm der Start- und Landebahn Süd per August 2010: Bis dahin waren rund 6.500 Anträge auf passive Schallschutzmaßnahmen eingegangen und zirka 4.100 bereits bearbeitet. Die Kosten für das Gesamtprogramm werden auf rund 36 Millionen Euro geschätzt.

Allein daraus wird deutlich, dass die Belange der Anwohner des Flughafens angemessen berücksichtigt werden und die Politik nicht „wegsieht“, wie Sie schreiben. Den Flughafen allerdings wegen des Fluglärms grundsätzlich in Frage zu stellen, das halte ich angesichts seiner wirtschaftlichen Bedeutung für die Region doch für eine zu weit reichende Konsequenz.

Mit freundlichen Grüßen