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Beantwortet
Autor Astrid Bothe am 05. September 2007
22502 Leser · 0 Kommentare

Wirtschaft

Bombodrom - BBI: Kalt und Warm aus einem Munde

Sehr geehrter Herr Senator Wolf,

Mit großer Verwunderung habe ich Ihre Pressemitteilung vom 1. August 2007 - Blühende Landschaften statt Tiefflieger – zur Potsdamer Verwaltungsgerichtentscheidung zum Bombodrom gelesen.

Meinem Verständnis nach sind Sie als Berliner Wirtschaftssenator zu allererst für die Wahrung der Berliner Interessen zuständig (Könnte es sein, dass Sie eine Datsche in der Heide haben? – Schließlich hat auch Flughafen-Marketing-Sprecher Kiecker ein idyllisches Anwesen in der Uckermark, genau der Kiecker, der die lärmgeplagten Anwohner von Schönefeld verspottet indem er sagt, dass er den Lärm startender Flugzeuge als Musik empfindet!).

Noch nie habe ich von Ihnen eine Äußerung gegen die Planungen zum BBI in Schönefeld gehört, der den Einwohnern von Bohnsdorf, Karolinenhof, Müggelheim, Rahnsdorf und Schmöckwitz (allesamt Ortsteile von Berlin) und außerdem Zehntausenden Brandenburgern das Leben schon am Tag zur Hölle machen wird.

Nach neuesten Planungen soll jetzt auch die Nachtruhe und damit definitiv auch die Gesundheit von über 120.000 Betroffenen, einmalig in Deutschland, mit 113 Nachtflügen bombardiert werden.

Wo bleibt Ihr Aufschrei, Ihre Presseerklärung? Die Gebiete in der Berliner Einflugschneise von Schönefeld sind mit die wertvollsten Erholungsgebiete Ost-Berlins! Nehmen hier Tourismus, Kur- und Reha-Einrichtungen auf wundersame Weise etwa keinen Schaden? Werden in diesem Wirtschaftssektor in Berlin keine Arbeitsplätze vernichtet?

Oder ist Ihnen nicht bekannt, dass in der Heide nachts sowieso nicht geflogen werden soll, auch nicht an Sonn- und Feiertagen, und überhaupt zahlenmäßig zu vernachlässigende Überflüge geplant sind, während für Schönefeld 360.000 Flüge pro Jahr geplant sind (vorerst), und das 24 Stunden rund um die Uhr. (Ich bin ernsthaft der Meinung, dass das Bombodrom nicht in die Heide gehört – aber dann muss ja wohl gleiches Maß für alle gelten! – also kein BBI in Schönefeld).

Für die Anwohner des BBI bedeutet der Ausbau zum BBI neben dem Stress und der Gesundheitsgefährdung die Totalvernichtung ihres Eigentums. Ich hatte immer gedacht, so etwas gäbe es nur in totalitären Regimen (siehe die Enteignungen für den Flughafen Schönefeld 1934 im 3. Reich und 1964 in der DDR).

Sind Sie als Wirtschaftssenator nicht auch für diese einzigartige Eigentumsvernichtung zuständig? Sie werden auch von unseren Steuergeldern bezahlt! Was unternehmen Sie gegen diese Attacke auf das durch das Grundgesetz geschützte private Eigentum?

Mit freundlichen Grüßen

Astrid Bothe

Antwort
von Harald Wolf am 15. November 2007
Harald Wolf

Sehr geehrte Frau Bothe,

vielen Dank für Ihre Frage zum Bombodrom und meiner diesbezüglichen Presseerklärung.

Ich teile Ihr Verständnis: Sicher bin ich als Berliner Wirtschaftssenator zu allererst für die Berliner Interessen zuständig - aber auch als solcher erlaube ich mir immer wieder, über den Stadtrand hinauszusehen und mich zu Entwicklungen außerhalb des Stadtgebietes zu äußern. So habe ich mich beispielsweise auch in die auf Bundesebene stattfindende Debatten zum Mindestlohn, zur Strompreisentwicklung oder auch zur Unternehmenssteuerreform geäußert.

Einen Vergleich des geplanten Großflughafens BBI mit dem seinerzeit geplanten Bombodrom, der einer der größten Truppenübungsplätze in Europa hätte werden sollen, halte ich allerdings nicht für sachgerecht. Tiefflüge und Bombenabwurfübungen sind m. E. nicht mit einem zivilen Flughafen vergleichbar.

Beruhigen kann ich Sie bezüglich des von Ihnen angenommenen 24-Stunden-Betriebes des BBI. Das Bundesverwaltungsgericht hatte in seinem Planfeststellungsbeschluss Nachbesserung beim Lärmkonzept gefordert. Das von der Flughafengesellschaft erarbeitete Konzept liegt derzeit in den Gemeindeverwaltungen aus, sodass Sie sich hierüber informieren können. In der Diskussion sind die sogenannten Tagesrandzeiten, 22.00 bis 24.00 sowie 5.00 bis 6.00 Uhr.

Sehr geehrte Frau Bothe, einen Aufschrei gegen den BBI können Sie vom Berliner Wirtschaftssenator nicht erwarten. Der Flughafen wird als Wachstumsmotor für die Region dienen und das werde ich mit allen Kräften unterstützen – auch wenn es dadurch möglicherweise in meinem persönlichen Naherholungsgebiet Müggelsee nicht mehr ganz so ruhig sein wird wie bisher.



Mit freundlichen Grüßen


Harald Wolf