Sehr geehrter Herr Rusch,
hätten Sie mir dieselbe Frage vor sechs, sieben Jahren gestellt, hätte dieser knappe Raum zur Beantwortung sicher kaum ausgereicht. Die Schwächen der Berliner Wirtschaft überwogen noch immer ihre Stärken. Viele Unternehmen hatten sich noch nicht ausreichend mit neuen Produkten auf neuen Märkten etabliert. Die Mittel für notwendige Investitionen fehlten. Kontakte zur Berliner Forschungs- und Entwicklungslandschaft waren unterentwickelt. Viele Existenzgründungen steckten noch in den Kinderschuhen. Seitdem ist jedoch vieles geschehen, Berliner Unternehmen haben sich erfolgreich auf Wachstumsmärkten etabliert, sei es in der Gesundheitswirtschaft, der Green Economy oder bei modernen Verkehrstechniken. Der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft als zentraler Stärke der des Wirtschaftsstandorts Berlin hat sich zu einem Wachstumsmotor entwickelt:
Lag Berlin vor wenigen Jahren noch in Bezug auf das Wirtschaftswachstum im Bundesländervergleich abgeschlagen auf dem letzten Platz, rangiert die Wirtschaftsleistung der Hauptstadt heute rund 11% über dem Niveau von 2004; bundesweit sind es nur etwa 6%.
Wurde damals oft bemängelt, es gäbe zu wenig Arbeitsplätze in der Stadt, können wir nun feststellen, dass es Ende 2010 rund 118.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr gab als fünf Jahre zuvor – ein Plus von immerhin 11,5 %, gegenüber lediglich 6,5 % im Bundesdurchschnitt.
Galt Berlin lange Zeit als „Förderdschungel“, haben wir heute mit dem bei Berlin Partner eingerichteten „Unternehmensservice“ eine One-Stop-Agency, die sich gezielt auf die Belange der Unternehmen ausrichtet und kooperativ Investitionsstrategien entwickelt.
Warteten damals zur Rettung des vom strukturellen Wandel stark gebeutelten Wirtschaftstandorts viele vergebens auf die Rettung von außen, einen „Weißen Ritter“, der mit Megainvestitionen für Arbeitsplätze sorgt, haben wir uns frühzeitig von dieser Illusion verabschiedet und gezielt auf die eigenen Wirtschafts- und Wissenschaftsstärken des Standorts Berlin konzentriert – zunächst mit der Fokussierung auf die drei innovativen Cluster „Gesundheitswirtschaft“, „Kommunikation, Medien und Kulturwirtschaft“ und „Verkehr Mobilität“, später – diesen Ansatz ergänzend – mit einer von einem breiten politischen und gesellschaftlichen Umfeld mit gestalteten Strategie zur Stärkung der Industriestadt Berlin.
Natürlich gibt es weiterhin viel zu tun. Ich habe mir als Ziel gesetzt, dass in Berlin in der kommenden Legislaturperiode weitere 150.000 Arbeitsplätze entstehen. Ich möchte das aus meiner Sicht sehr wichtige Thema „ kommunale Energieversorgung“ wiederbeleben. Und ich arbeite weiter daran, die Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu intensivieren, damit auch der Standort Berlin bei der Umsetzung hier entwickelter Ideen – zum Beispiel bei der Elektromobilität – in Form von hier erwirtschafteter Wertschöpfung partizipieren kann.
Lange hieß es für Berlin, das Glas sei halb leer – diese Zeiten sind vorbei: Heute ist das Glas mehr als halbvoll.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Wolf
Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen
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