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Beantwortet
Autor Simon Thälmann am 07. Mai 2009
8698 Leser · 0 Kommentare

Aktuelles

Geschmackloses oder lukratives Geschäft mit der Nazi-Vergangenheit?

Sehr geehrter Senator,

ich bin jüngst über einen Artikel gestoplert (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,619970,00.html).

Offensichtlich zieht es ausländische und vor allem US amerikanischeTouristen vorzüglich zu den Sehenswürdigkeiten, die in Zusammenhang mit Deutschlands brauner Vergangenheit stehen.

Ähnliches konnte ich auch schon in Mitte beobachten. Unweit des Holocaust-Mahnmals befindet sich ja bekanntlich der alte Führerbunker. Verwandte von mir waren nun mit Besuch aus den USA angereist. Und dieser war ganz heiß darauf, den alten Führerbunker zu Gesicht zu bekommen - bzw. das, was davon noch übrig ist -, wobei sie das Mahnmal eher weniger interessierte. Andere Sehenswürdogkeiten waren ebenfalls vor allem dann interessant, wenn der entsprechende "braune" Hintergrund gegeben war. Ich finde dies höchst erschreckend; zumal die Bevorzugung des Führerbunkers vor dem Mahnmal für mich Bände spricht. Offenbar möchte man nicht über die Verbrechen Nazideutschlands im Bilde sein, sondern aus purer Sensationsgier die Orte "studieren", an denen die Verantworlichen damals ihre Heimstatt bezogen.

Ich frage Sie nun: Könnten Sie sich vorstellen, dass zukünftig solche "Nazi-Expeditionen" auch in Berlin stattfinden? Dies wäre sicherlich ein lukratives Geschäft für die Stadt - es würde schließlich noch mehr Touristen anlocken. Oder wäre dies Ihrer meiner Meinung nach eher ein geschmackloses Geschäft mit dem "Tod"?

Es grüßt Sie
S. Thälmann

Antwort
von Harald Wolf am 15. Juli 2009
Harald Wolf

Sehr geehrter Herr Thälmann,

nein, solcher Art Expeditionen kann ich mir auf keinen Fall vorstellen. Ich versichere Ihnen, dass das Land Berlin selbstverständlich jegliche Art von unkommentierten oder effekthascherischen touristischen Führungen ablehnt, die auf historisch mit nationalsozialistischem Gedankengut belastete Orte abzielen. Solche wie die von Ihnen geschilderten Touristenführungen in München sind allerdings leider auch in Berlin nicht generell zu verbieten. Aber meine Verwaltung und auch ich werden sofort die zuständigen Stellen einschalten, sollte es zu strafbaren Handlungen (z.B. Volksverhetzung) kommen, damit diese mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln geahndet werden.

Berlin hat für Touristen aus dem In- und Ausland vieles wirklich Interessante zu bieten. Und es kommt auf jede Berlinerin und jeden Berliner an, sie darauf aufmerksam zu machen und gleichzeitig zu zeigen, dass für braunes Gedankengut in dieser Stadt kein Platz ist.

Alle Akteurinnen und Akteure, die in dieser Stadt mit Tourismus zu tun haben, streben für die Zukunft weiterhin ein qualitativ hochwertiges touristisches Angebot an, das von den entsprechenden Organisationen mit Maßnahmen des Qualitätsmanagements, wie z.B. zertifizierten Fortbildungskursen für Gästeführer, ständig weiterentwickelt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Wolf