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Beantwortet
Autor Wolfgang Hüter am 15. April 2008
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Wirtschaft

Quartier am Hauptbahnhof

Sehr geehrter Herr Wolf,

ich freue mich, dass der Posten des Wirtschaftssenators in Berlin von einem "Linken" besetzt ist und bin immer wieder sehr angetan von Ihren Vorstößen - wie z.B. Ihrem Engagement bezüglich des Mindestlohns.

Es ist ein anderes Thema, das mir Sorgen bereitet. Am Berliner Hauptbahnhof soll ein neues "Quartier" entstehen. An diesem Beisiel läßt sich ein flächendeckender Trend beobachten: alle bis jetzt nicht erschlossenen Flächen müssen nach und nach der wirtschaftlich orientierten Stadtplanung weichen. Damit wird auch, die sogenannte "Zwischennutzung" weichen müssen.

Gerade für eine Stadt wie Berlin, die vom kreativen Potential ihrer Einwohner lebt und wächst, sind solche Räume meines Erachtens essentiell. An vielen Stellen in Berlin lässt sich beobachten, wie kreativ, einfallsreich und engagiert Bürgerinnen und Bürger Freiräume nutzen und umgestalten. Oftmals sind die so entstandenen Projekte etabliert und stellen ein wichtiges kutlurelles Zentrum dar - so z.B. Projekte, die auf dem Gelände der ehemaligen Umspannwerke in der Revalerstraße in den letzten Jahren entstanden sind. Auch dieses Areal wurde mittlerweile aufgekauft und die Initiatoren der Projekte müssen mit dem Aus rechnen.

Es zeigt sich also, dass diese, aus der sogenannten Zischennutzung, entstandenen Projekte wichtig für die Stadt sind. Die eigeninitiierte Mitwirkung an der Sadtplanung macht einen wesentlichen Teil des Charmes unserer Stadt aus.

Nun zu meiner Frage:

Wird es zukünftig, im inneren Stadtbereich, überhaupt noch Flächen geben, auf denen eine solche Zwischennutzung und damit die Entwicklung neuer, kreativer Projekte möglich ist?

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Hüter

Antwort
von Harald Wolf am 19. Mai 2008
Harald Wolf

Sehr geehrter Herr Hüter!

Ich kann Ihre Sorge nachvollziehen: Stadtentwicklungsprozesse in zentralen Lagen von Metropolen folgen allzu häufig einem ökonomischen Prinzip, das die Verdrängung von Nutzungen mit geringer Renditeerwartung impliziert.

Allerdings bietet Berlin für Zwischennutzungen nach wie vor viel Raum – weit mehr als andere europäische Metropolen, die in der Regel die räumlichen Entwicklungspotentiale ihrer innerstädtischen Quartiere längst ausgeschöpft haben. Als besonders beeindruckende Beispiele von Zwischennutzungen im inneren Stadtbereich Berlins lassen Sie mich die temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz nennen, aber auch eben die Entwicklungen auf dem Lehrter Güterbahnhofgelände für Kunst und Kultur. Berlin weist zusätzlich die Besonderheit auf, auch außerhalb der zentralen Innenstadtbereiche hochinteressante Standorte mit nach wie vor erheblich untergenutzten Flächen und großem kreativem Potential zu bieten. Ich denke da beispielsweise an Oberschöneweide mit seiner beeindruckenden Industriearchitektur und seinen vielfältigen kreativen Ansätzen.

Eine dauerhafte Konservierung von Flächen für Zwischennutzungen wird es in einer lebendigen, wachsenden Stadt wohl nicht geben. Wir müssen aber immer wieder Räume in der Stadt sichern, die nicht die höchstmögliche Verwertung garantieren. Dies kann durch planerische Vorgaben sichergestellt werden. Kreative Ideen und Projekte haben in Berlin eine Chance.

Harald Wolf

Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen