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Beantwortet
Autor Peter Rueth am 26. März 2010
10529 Leser · 72 Stimmen (-0 / +72)

Aktuelles

Kinderleid in den 1960ger Jahren in kath. Anstalten

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident,

Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen und eine Bitte formulieren.

Ich las auf Ihrer Seite einen wenig beachteten Beitrag eines durch Kleriker in Heimen geschädigten Mannes. Der Mut des Herrn ist bewundernswert. Die Frage die er stellt wird abhängig von den Voten durch Sie entschieden. Eigentlich unfassbar. Kann eine solche Frage die essenziel tief unter die Haut geht ohne Vote behandelt werden? Ansonsten: Ich hoffe da wird sehr viel positiv gevotet. Denn ich möchte dessen Frage und Anliegen tatkräftig unterstützen.
Meine Frage die sich nach dieser Erkenntnis anschließt lautet: Was glauben Sie, ist dem deutschen Staat an Schaden, Steuerverlust und an Kosten den Sozialversicherungen entstanden, weil Kleriker - möglicherweise in „guter Absicht“ (*) – den ihnen anvertrauten Kindern, Jugendlichen, die Seele, deren Kinderjahre und deren Lachen gestohlen haben. Kleriker, die das Kind-sein versauten, der Kinder Leben ruiniert und zerstört haben und deren Restseele ein Leben lang durch das eigene Sosein irritiert, ohne eine wirkliche Chance, dahinschimmelte.
Menschen, die ihr Leben lang nie wirklich in der Lage waren Leistung zu bringen, die nicht wirklich Leben sondern nur Überleben konnten, nie Vertrauen zu lieben Menschen bindend aufbauen konnten weil sie „vertrauen“ nicht erlebt haben. Wie sollten jene so etwas lernen? Missbrauch ist ein gemeines Scheusal welches die Kinderseele frisst die niemals mehr wachsen kann. Niemals mehr echtes Lachen und Fröhlichkeit – nie wieder unbefangen leben können. Das ist und war kein Leben. Auch ich kann ein Lied darüber singen. Diese Menschen – und ich weiß wovon ich spreche – kannten damals nur Schmerz, offene Trauer, tägliche Traurigkeit und die ständige Frage nach dem Warum, versteinerte Seelen, quälendes Heimweh, stete Qualen, züchtige Folter, gemeine Bespitzelung, Kontrolle und Freiheitsraub, Briefzensur und sexuellen Missbrauch. Wagten sie das zu beichten, zu berichten, wurden sie der Lüge bezichtigt und von Tätern noch verhöhnt. Ein Leben lang wird ein Mensch darüber nicht mehr glücklich. In einem solchen „Kinderknast“ war auch ich, dem Salvator Kolleg Klausheide, nahe dem Erzbistum Paderborn, dessen Bistumsleiter der Oberkleriker, der berühmte Kardinal D. war. Das war in den Jahren 1966 – 1970. Meine einzige Straftat war jene, Eltern zu haben, so der offizielle Jugendamtsbericht, welche eine Ehe lebten die akonfessionell geschlossen wurde und die angebl. nicht in der Lage waren für mich zu sorgen. Wie sich später herausstellt eine Diffamierung. Deswegen saß ich dort im Kolleg ein. Jener D. also - der – so ich erinnere - dem Eugen Drewermann seinen Beruf verbot und dessen Gesinnung „bestrafte“. Der also hatte Verantwortung. Der wusste was abging. Er tat nichts!

In Briefen schilderte ich den Eltern und Verwandten mein Leid. Wem sonst? Aber die Briefe, in denen ich absolut vertrautes schilderte - sie wurden zensiert, zerrissen und verbrannt. Die Briefe kamen nie an. Ich deshalb der Lüge bezichtigt und für mein Schreiben bestraft. Wen also hätte ich bitten können mir zu helfen und wen bitte hätte ich die schlimmen Dinge sagen können? Extra für sie schreibe ich; Ich wurde von Frauen, sprich Nonnen, durch die Kindheit geprügelt.

Deshalb frage ich Sie bittend: Würde es Ihnen etwas ausmachen diese scheußlichen Taten offen zu rügen, sich für Ersatz und Entschädigung stark machen und mithelfen, dass solche Dinge für immer unmöglich werden. Das wäre meine an Sie herangetragene Bitte. Eine kleine Bitte. Ich bitte Sie - tun Sie etwas. Wer - wenn nicht Sie?

Ich freue mich über Ihre Antwort und verbleibe mit

freundlichen Grüßen
Peter Rueth
(*) zyn

+72

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Antwort
aus dem Bundestag am 21. Mai 2010
Bundestagspräsident

Sehr geehrter Herr Rueth,

der Bundestagspräsident kann Ihre Frage nach den „Kosten“ des sexuellen Missbrauchs nicht beantworten. Auch er weiß nicht, wie viele Kinder und Jugendliche tatsächlich Opfer sexuellen Missbrauchs sind und ein ähnliches Schicksal wie Sie erleiden mussten. Sicher ist jedoch, dass das Leid dieser Kinder und Jugendlichen nicht in Euro und Cent zu beziffern ist. Wichtiger als die Frage nach dem volkswirtschaftlichen Schaden ist, das Schweigen zu durchbrechen, das mit Missbrauch häufig einhergeht, das Leid der Opfer anzuerkennen und Kinder besser gegen sexuelle Übergriffe zu schützen.

In der Sache möchten wir Sie – ebenso wie Herrn Klein – auf den von der Bundesregierung einberufenen Runden Tisch aufmerksam machen, an dem auch Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen teilnehmen, und auf die Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung der Problematik des sexuellen Kindesmissbrauchs, Frau Christine Bergmann. Die Kontaktdaten finden Sie in unserer Antwort an Herrn Klein: http://www.direktzu.de/bundestagspraesident/messages/2535...

Mit freundlichen Grüßen
Abteilung Presse und Kommunikation