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Autor Ulla Morgner am 10. November 2010
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Verbraucherschutz und Verbraucherrechte

Ihre Forderung "Verbraucherbildung auf den Stundenplan"

Sehr geehrte Frau Aigner,

mit großem Interesse habe ich heute in den Medien von Ihren Forderungen bezüglich der aktuellen Forsa-Umfrage genommen und frage mich, ob Ihnen bewusst ist, was Schule unter den gegebenen Umständen zu leisten in der Lage ist.

Ich unterrichte seit dem Jahr 2000 und wundere mich immer mehr über das ständige Delegieren von Erziehungs- und Bildungsaufgaben, die in den Lebensalltag der Kinder gehören, an die Schulen.

Ist Ihnen und anderen Menschen, die solche Forderungen stellen, bewusst, dass Kinder von ca. 8 - 13 Uhr in der Schule sind, d.h. den überwiegenden Teil ihres Lebens außerhalb der Schule verbringen? Über das Pensum der Hausaufgaben (Bsp. 9.Kl.: 7,5 Stunden pro Woche) wird von Schülern und Eltern entweder gelacht, oder ungläubig gestaunt (denn die meiste Zeit wird mit dem nachgewiesen ungesunden üermäßigen Konsum von Bildschirmmedien verbracht - auch von den Eltern). Die Schulen sind immer mehr damit befasst, die großen Defizite der Kinder aufzuarbeiten, die dadurch entstehen, dass sie verschiedenste Dinge, die selbstverständlich in die Famile gehören, nicht mehr zu Hause lernen - beispielsweise nachzulesen in der ersten PISA-Studie, in der z.B. ein ganz klares Ergebnis war, dass die Kinder, denen eine sprachliche Grundbildung in den frühen Lebensjahren nicht von ihren Bezugspersonen geboten wurde, in der Schule die größten Schwierigkeiten haben. Konsequenz solcher Ergebnisse war z.B., dass in den Schulen mehr Leseförderung betrieben werden muss - in dem oben angesprochenen Zeitrahmen schon ein Problem an sich, denn es ist nach wie vor so, dass in der Schule Inhalte zu vermitteln sind, die voraussetzen, dass Kinder eine befriedigende Lesekompetenz besitzen. Dies aber nur eines von vielen Beispielen.

Es entsteht in unserem Lande durch solche wenig fundierten Forderungen immer mehr eine "Supermarkt-Mentalität" in Bezug auf Bildung und Erziehung: Die Eltern geben ihre Kinder in der Schule ab und holen sie fertig ausgestattet mit Kompetenzen in Lesen, Schreiben, Rechnen und Kontoführung wieder ab - ganz ohne eigenes Zutun. Wenn die Kinder die gewünschten Fertigkeiten nicht beherrscht, ist die Schule schuld, die Eltern sind von jeglicher Verantwortung staatlich entbunden!

Auch Lehrer sind Eltern - hier gibt es nicht zwei verschiedene Lager!! Dies wird aber immer mehr unterstützt, wenn so unüberlegte Forderungen immer wieder durch die Presse gehen. Die Forsa-Studie (u.A.) an sich ist zwar ein Ausgangspunkt, kann aber nicht ohne eine Diskussion mit qualifizierten Fachleuten dazu führen, dass jeder, der schon mal in eine Schule gegangen ist, sich dazu berufen fühlt noch immer mehr von den Lehrplänen zu fordern. Welche Stundenplaninhalte sollten Ihrer Meinung nach für die von Ihnen vorgestellten Inhalte aus den Lehrplänen entfernt werden?

Eltern können gefordert werden. Man muss sich nur trauen, gewisse Verantwortungen von Eltern einmal öffentlich beim Namen zu nennen. Aus zahlreichen Elterngesprächen weiß ich, dass Eltern sich ernstgenommen und in ihrer Funktion anerkannt fühlen, wenn man ihnen ihre Verantwortung an klaren Beispielen deutlich macht. Seinem Kind zu erklären, wie ein Girokonto funktioniert, gehört eindeutig dazu, denn es gehört in den normalen Lebensalltag einer Familie.

Würden solche Forderungen öfter von den Verantwortlichen in unserer Gesellschaft genannt, würden sich viele Menschen ihrer Verantwortung bewusst und sie würden sich ernst genommen fühlen. Jeder wird verstehen, dass nicht sämtliche Inhalte des Lebens in der Schule vermittelt werden können.

Ich wünsche mir von Politikern in diesem Bereich viel mehr Realitätsnähe. Dann wird Bildung durch Eltern, Lehrer, Politiker und nicht zuletzt mit einbezogene Kinder, wesenstlich effektiver werden!

Mit den besten Grüßen,

Ulla Morgner

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