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Autor Ulla Speer am 03. Januar 2011
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Verbraucherschutz und Verbraucherrechte

Wie wollen Sie den Verbraucher in Zukunft vor seiner eigenen Gier schützen?

Sehr geehrte Frau Aigner,
die Bundesregierung will die Verbraucher vor Falschberatung schützen. Der Tagesspiegel berichtet, dass Sie schärfere Kontrollen der Banken planen und es begrüßen, dass verdeckte Ermittler eingesetzt werden. Ich ärgere mich, dass die Schuld immer bei den Banken gesucht wird.
Ich war über 40 Jahre Bankerin und davon über 30 Jahre bei einer deutschen Großbank (im In-und Ausland) im Kundengeschäft beschäftigt. Ich kann Ihnen versichern, dass mir während meiner aktiven Dienstzeit in meiner Bank keine Abzocker über den Weg gelaufen sind.

Ich habe mir das von Experten erarbeitete Produktblatt für Aktienfonds angesehen und kann vorhersagen, dass es das Problem nicht löst. Der "Normalbürger" versteht das nicht. Viel einfacher wäre es, dem Anleger zu vermitteln, was ein mündelsicheres Wertpapier ist. Dann sollte der Verbraucher sich die Renditen für diese Papiere ansehen.
Jedes Papier mit einer höheren Rendite hat ein höheres Risiko und je höher die Rendite, je höher das Risiko. So einfach ist das.

Gut veranschaulichen kann man das bei gerateten Bonds, z.B. AAA zahlt weniger Zinsen als BBB. Oder vergleichen Sie die Länderrating der EURO Länder und denken Sie an die aktuelle Diskussion.

Bitte helfen Sie mit, dass der Verbraucher versteht, dass die Bank nicht sein Feind ist. Schützen Sie ihn, indem Sie ihn aufklären: mehr Rendite heisst mehr Risiko! Der Verbraucher sollte nichts kaufen, wovon er nichts versteht. Im übrigen sollte man nicht immer anderen die Schuld geben, wenn es schief geht. Niemand wurde gezwungen ein Produkt zu kaufen. Wer seinem Berater nicht traut, kann sich eine zweite Meinung einholen. Viele Kunden nehmen sich die Zeit, mehrere Angebote vor einer Kreditaufnahme einzuholen. Auch beim Autokauf wird sich umfassend informiert.

Der Verbraucher sollte dem Bankberater seine Risikobereitschaft mitteilen. Diese kann man maschinell erfassen. (soweit mir bekannt erfolgt dies bereits)
Aus meiner Sicht müsste es möglich sein, das Risiko eines Produkts auf einer Skala von 1-10 (gering bis hoch) abzubilden; (dem im Produktblatt beschriebenen Aktienfond gebe ich eine 7. Dem "Normalsparer" würde ich raten zwischen 1-3 zu investieren) Der Verbraucherschutz hätte nur das Risiko der Produkteinschätzung zu überprüfen. Dies könnten aber auch die Wirtschaftsprüfer der jeweiligen Bank bestätigen. Depotauszüge des Verbrauchers am Jahresende sollten die hinterlegte Risikobereitschaft sowie das Skalen-Produktrisiko ausweisen. Der Verbraucher hat jährlich die Möglichkeit, seine Risikobereitschaft zu überprüfen/zu reklamieren/zu ändern.

Jede Bank hat viele Produkte und die Gebühren/Provisionen sind unterschiedlich. Auch das lässt sich erklären, darauf möchte ich aber jetzt nicht eingehen. Fakt ist, das ist in anderen Branchen auch so: z.B. Versicherung, Pharma, Autohersteller, etc.

Ich als Steuerzahler möchte die Kosten für die Überwachung der Falschberatung nicht bezahlen: die staatlich verdeckten Ermittler meine ich damit.

Noch mehr Kleingedrucktes liest keiner! Ich bezweifele auch, ob die staatlich verdeckten Ermittler in der Lage sind, die Produktblätter zu verstehen. Und der Bankberater hat dann wieder die Schuld. Ein einfaches und transparentes Rating versteht jeder.

Ich kann Ihnen versichern, dass die überwiegende Mehrzahl der Bankberater ihren Job ernst nehmen und alles tun, um dem Kunden optimal zu beraten.

Mich interessiert, wie Sie den Verbraucher in Zukunft vor seiner eigenen Gier schützen wollen? Wie wollen Sie ihn darauf hinweisen:
Höhere Rendite , höheres Risiko!
Höhere Gebühren in der Regel für ein komplexes Produkt!
Vor dem Kauf Kleingedrucktes lesen und verstehen!

Warum wollen Sie dem Verbraucher die Eigenverantwortung nehmen? Mit Ihrer Unterstützung gewinnt der gierige Verbraucher, der zu faul zum Lesen ist; und es geht zu Lasten der konservativen/informierten Sparer.

Mit freundlichen Grüßen
Ulla Speer

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