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Beantwortet
Autor Margareta Kuhn am 30. Juni 2011
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Sonstige Fragen

Wo "katholisch" draufsteht, soll auch katholisch drin sein

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

finden Sie es in Ordnung, dass mit Kirchensteuergeldern Verbände, Organisationen und Gremien unterstützt und gefördert werden, die sich zwar „katholisch“ nennen, die aber in vieler Hinsicht nicht mehr die Lehre der kath. Kirche vertreten oder im Gegenteil sich bewusst in Opposition zur kirchlichen Lehre und besonders zum Papst stellen.

Gemeint sind hier z.B. ZdK, BDKJ, kfd u.v.a., die z. B. trotz eindeutiger Absage kirchlicherseits immer wieder ein Priesteramt der Frau fordern, dem Zölibat und Ehemoral wie auch der kirchl.. Sexualmoral widersprechen und damit Unfrieden und Unsicherheit unter den Gläubigen säen, liturgische Missbräuche billigen oder fördern etc.

Haben katholische Gläubige nicht ein Recht darauf, dass da, wo „katholisch“ drauf steht, auch wirklich zuverlässig Katholisches drin ist?

Mit freundlichen Grüßen

Margareta Kuhn

+158

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 13. September 2011
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrte Frau Kuhn,

Ihre Frage haben Sie unter die Überschrift gestellt, „wo katholisch draufsteht, soll auch katholisch drin sein“. Dies teile ich nicht nur als Wunsch, sondern es ist eine meiner Pflichten als Bischof, hierfür zu sorgen. So sagt das Kirchenrecht explizit: Kein Verein darf sich ohne die Zustimmung der zuständigen kirchlichen Autorität die Bezeichnung „katholisch“ zulegen. Nicht umsonst hat das altgriechische Wort „episkopos“ ursprünglich die Bedeutung „Aufseher, Hüter, Schützer“.

Diese Aufsicht habe ich aber nicht nur gegenüber den katholischen Verbänden: Vielmehr bezieht sie sich auch auf Inhalte des Religionsunterrichts, auf die Frage, was das spezifisch Katholische in unsere Krankenhäusern ist, welches religionspädagogische Profil unsere Kindertagesstätten haben und vieles mehr.

Ich selbst stehe seit 1975 in der Verantwortung des Bischofsamtes. In diesen Jahren hat sich unsere Gesellschaft und damit auch die Rolle der Kirche in der Gesellschaft stärker gewandelt als in Jahrzehnten zuvor. Die Aufgabe, die bischöfliche Aufsicht auszuüben, ist dadurch immer schwieriger geworden.

Umso überflüssiger ist es tatsächlich, dass wir uns innerkirchlich immer wieder mit der Diskussion um Fragen beschäftigen, die längst entschieden sind, wie zum Beispiel die Frage, ob die Kirche Frauen zum Priesteramt zulassen darf.

Ich nehme aber ernst, dass diese Themen viele Menschen (auch durch die Medien befeuert) umtreiben. Und in gesellschaftspolitischen Fragen hat das II. Vatikanische Konzil festgestellt, dass Christen in konkreten Situationen auch zu unterschiedlichen politischen Lösungen kommen können (s. Gaudium et Spes, 43). Es gibt daher in vielen Themenbereichen nicht nur „schwarz oder weiß“, sondern es gilt abzuwägen, wo der Bischof eingreifen muss und wo unterschiedliche Positionen legitim sind.

Nach meiner festen Überzeugung ist es nicht zielführend, Verbänden oder Institutionen einfach „den Geldhahn zuzudrehen“. Vielmehr ist es wichtig, Themen immer wieder von den Grundlagen unseres Glaubens her zu erklären. Mit den Vorständen unserer Verbände im Erzbistum Köln bin ich darum als Bischof in permanentem Dialog und habe immer wieder auch konkret als Bischof in Diskussionen, die in die falsche Richtung gingen, eingegriffen. Gleichzeitig nehme ich dankbar wahr, wieviel segensreiche Arbeit hier auch geleistet wird.

Die Fragen nach Frauenpriestertum, Zölibat und kirchlicher Sexualmoral werden übrigens auch mir immer wieder gestellt. Sie bieten mir die Chance, die kirchliche Position darzulegen und zu erklären. Zu einem solchen Zeugnis sind wir als Christen alle berufen.

Mit freundlichen Grüßen